Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
nicht bestialisch und egoistisch.
    Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zum letzten Mal ohne Blut mit jemandem geschlafen hatte. Sie glaubte, dass es nicht mehr passiert war, seitdem Piscary ihr seine volle Aufmerksamkeit zugewandt und sie verzerrt hatte, bis jedes Gefühl von Geborgenheit, Liebe oder Hingabe eine Blutlust auslöste, der sich zu widersetzen fast unmöglich war. Sie hatte mühevoll für sich selbst die Lüge erschaffen, dass Blut Blut war und Sex mit Blut ein Weg, jemandem zu zeigen, dass sie ihn liebte, aber sie wusste nicht, ob sie das noch länger glauben konnte. Blut und Liebe waren für sie so verbunden, dass sie nicht mehr glaubte, sie jemals wieder trennen zu können. Und wenn sie zugeben musste, dass Blut zu teilen der Weg war, wie sie Liebe zeigte, dann musste sie zugeben, dass sie sich jedes Mal prostituieren würde, wenn sie zuließ, dass jemand auf dem Weg nach oben seine oder ihre Zähne in ihr versenkte. War das der Grund, warum sie Art dazu zwang, sie gegen ihren Willen zu nehmen? Musste sie sich einer Vergewaltigung unterwerfen, um ihre geistige Gesundheit zu behalten?
    Kistens Augen scannten die Küche, und sie sah, wie seine Nasenlöcher sich blähten, als er ihren gemeinsamen Geruch in sich aufnahm. Sie würden sich von den Angestellten veräppeln lassen müssen, weil sie ihren »vampirischen Druck« in der Küche abgebaut hatten, aber zumindest würde das den Geruch der Leiche überdecken. »Was ist es dann?«, fragte er.
    Jeden anderen hätte sie zur Seite geschoben und ignoriert, aber Kisten ertrug zu viel von ihrer Scheiße. »Ich wollte dich nur aufmuntern«, sagte sie und senkte den Kopf, sodass ihr Gesicht hinter dem Vorhang ihrer Haare verborgen war. »Und es hat sich in Blut verwandelt.«
    Kisten seufzte leise und schloss sie sanft in die Arme. Ein Schauder überlief sie, als er zärtlich das letzte Blut von ihrem Hals küsste. Er wusste, dass die Stelle so empfindlich war, dass es fast wehtat, und dass das auch noch ein paar Minuten anhalten würde. »Verdammt, Ivy«, flüsterte er, und der Ton seiner Stimme verriet ihr, dass er auch wusste, was sie nicht aussprach. »Wenn du versucht hast, mich aufzumuntern, dann warst du höllisch erfolgreich.«
    Er bewegte sich nicht, doch statt sich ihm zu entziehen, blieb sie stehen und ließ zu, dass sie seine Berührung akzeptierte. »Das war auch, was ich brauchte«, fügte er hinzu, und der Duft ihrer vermischten Gerüche löste jetzt, wo ihr Hunger befriedigt war, eine tiefe Zufriedenheit in ihr aus, nicht mehr verzweifeltes Verlangen.
    Sie nickte und glaubte ihm, obwohl sie sich immer noch schämte. Aber warum war das der einzige Weg, wie sie sein konnte?

4

    Ivy wippte in ihrem Stuhl, rollte die Banshee-Träne, die sicher in Plastik verpackt war, zwischen den Fingern hin und her und fragte sich, ob es Magie oder Wissenschaft war, die es einer Banshee ermöglichte, genug emotionale Energie durch den Edelstein zu ziehen, um jemanden zu töten. Sie ging davon aus, dass es Wissenschaft war. Eine so komplexe Wissenschaft, dass sie wie Magie wirkte. Schwingende Alpha wellen oder irgendwas, wie Handys oder Funkwellen. In den Aufzeichnungen hatte sie keine genaue Erklärung gefunden.
    Nur vereinzelte Gespräche drangen durch ihre offene Tür, weil es so eine unchristliche Uhrzeit war. Sie arbeitete heute nach den überirdischen Zeiten, weil sie um halb vier eine Verabredung mit einer Banshee hatte, die der I.S. in der Vergangenheit schon einmal geholfen hatte. Dass sie so um Mitternacht hier rauskommen würde, war schön, aber trotzdem war es verdammt früh.
    Ihre Laune verfinsterte sich, und sie lehnte sich im Stuhl zurück und lauschte auf die Stille. Die normalen Geräusche erschienen fast fehl am Platz, weil sie nur so vereinzelt erklangen. Die Atmosphäre im Büro hatte sich verändert, und die Blicke, die sie auffing, waren nicht mehr bitter, sondern mitfühlend. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Offensichtlich hatte es sich herumgesprochen, dass Art einen echten Anlauf auf ihr Blut genommen hatte und sie deswegen nicht nur einen Tatort verunreinigt hatte, sondern sie ihm auch fast erlegen wäre. Und während sie aus Anteilnahme noch einen gewissen Trost hätte ziehen können, verabscheute sie die Vorstellung, dass jemand Mitleid mit ihr hatte. Wie zur Hölle sollte sie Art loswerden, wenn sie nicht Nein zu ihm sagen konnte? Jetzt war es eine Frage des Stolzes.
    Ivy hob den Blick zu der summenden

Weitere Kostenlose Bücher