Blutseele
nicht mehr verrostete, verbeulte Autos sondern glänzende Neuwagen. Sie musterte im Vorbeifahren Arts Haus und wartete noch zwei Blocks lang, bevor sie dem Fahrer signalisierte, dass sie aussteigen wollte. Es war keine normale Haltestelle, aber er hielt an. Sie ignorierte die erzürnten Menschen auf dem Weg zur Arbeit, an denen sie vorbeimusste, bedankte sich leise und stieg aus.
Sie ging schon, bevor die Bustüren sich geschlossen hatten. Sie achtete darauf, die Schuhe möglichst geräuschvoll auf den Boden zu setzen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie angeblich klein war, und sie verkürzte ihre Schritte. Das Klipp-Klapp, Klipp-Klapp klang unnatürlich, und sie senkte den Blick, als wolle sie nicht bemerkt werden, als sie hörte, wie ein Wagen ansprang.
An Arts Haus zögerte sie und tat so, als müsste sie die Adresse kontrollieren. Es war kleiner als sie erwartet hatte, wenn auch gut in Schuss. Ihre Eltern wohnten in einem bescheidenen Herrenhaus, das mit dem Geld erbaut worden war, das ihr Urgroßvater mit der Eisenbahn verdient hatte. Die unterirdischen Apartments waren hinzugefügt worden, nachdem ihre Urgroßmutter Piscarys Aufmerksamkeit erregt hatte. Art konnte kein besonders großes Schlafzimmer haben; die Grundfläche des zweistöckigen Hauses war gerade mal neun mal fünfzehn Meter.
Sie schwang ihre Stofftasche nach vorne und erklomm mit gestelzten Schritten die Treppe. Vor dreißig Jahren wäre das Haus untere Oberschicht gewesen, und es war offensichtlich, warum Art das Geld brauchte. Die Zinsen, die er aus seinem Kapital bekam, waren gerade ausreichend, um ihn in der unteren Oberschicht zu halten – nach dem Standard der Siebziger-Jahre. Die Inflation ließ ihn auf der sozioökonomischen Leiter langsam nach unten rutschen. Er brauchte etwas, das ihn nach oben zog, bevor er in den nächsten hundert Jahren in die Armut abrutschte.
An der Tür klebte eine Nachricht. Sie lächelte böse, zog sie ab und ließ sie in die Büsche fallen, damit die Spurensicherung sie finden konnte. »Ich bin also spät dran?«, murmelte sie und fragte sich, ob er die Eingangstür wohl abhörte. Sie verstellte ihre Stimme, bis sie fast piepste, und rief: »Art, ich habe Wein mitgebracht. Kann ich reinkommen?«
Sie bekam keine Antwort, also öffnete sie die Tür und trat in ein bescheidenes Wohnzimmer. Die Vorhänge waren vorgezogen, aber er hatte ein Licht für sie angelassen. Sie wanderte durch die makellose Küche. Wieder hingen Ledervorhänge vor den Fenstern, verborgen hinter einem leichten weißen Stoff. Ledervorhänge konnten einen untoten Vampir nicht vor der Sonne schützen, aber die Fenster zu verrammeln verstieß gegen die Vorschriften der Stadt. Ein weiterer Zettel an einer Innentür lud sie nach unten ein.
Sie schürzte angewidert die Lippen und fing an sich zu wünschen, sie hätte eine Nachtverabredung arrangiert, damit sie dieses widerliche Spiel nicht spielen musste. Sie zerknüllte den Zettel und ließ ihn auf das verblasste Linoleum fallen. Dann nahm sie das Amulett aus verzaubertem Silber ab und schauderte wieder, als etwas über ihre Aura glitt. Ihre Haare verloren ihre weizenblonde Färbung. Sie hängte das Amulett an die Türklinke, damit Kisten wusste, wo sie war.
Sie klopfte und öffnete die Tür, um dahinter eine nach unten führende Treppe zu entdecken. Musik klang von unten herauf. Sie wollte sich darüber ärgern, aber er hatte recherchiert, und es war etwas, das sie tatsächlich mochte – Mitternachtsjazz. Sie sah im dämmrigen Licht ein Stück cremefarbenen Teppich. Nervös umklammerte sie ihre Tasche und rief: »Art?«
»Mach die Tür zu«, knurrte er von irgendwo außerhalb ihres Sichtfeldes. »Die Sonne ist aufgegangen.«
Ivy ging drei Stufen nach unten und schloss die Tür, wobei sie feststellte, dass sie dick war wie Sargholz und mit Stahl verstärkt. Zusätzlich gab es noch einen Metallriegel, den man vorschieben konnte. An der Rückseite hingen eine Uhr, eine Seite aus dem Almanach, ein Kalender und ein Spiegel. Ihre Mutter hatte etwas ganz Ähnliches.
Wieder wollte Ivy ihn verspotten, aber alles sah professionell und geschäftsmäßig aus. Keine Bilder von Sonnenuntergängen oder Friedhöfen. Der einzige Eintrag über sie im Kalender war »Treffen mit Ivy«. Keine Ausrufezeichen, keine Herzen, kein Schnickschnack. Gott sei Dank .
Sie berührte die Tasche mit dem Schlafamulett und kontrollierte ihr Dekolleté mit dem falschen Trank. Sich auf
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