Blutsgeschwister
sind.«
»Verdammt!«, schrie sie und rieb sich den Kopf. Sie starrte auf die langen Strähnen rot gefärbter Haare in Kits Faust. »Ich war gerade erst beim Friseur!«
»Es sieht übrigens sehr schön aus«, versicherte Kit ihr und führte sie und Mason in den Keller, mit Fancy als Schlusslicht.
Claudias Strahlkraft erlosch merklich in dem kleinen grauen Raum. Die Schwestern drängten sie langsam in die Ecke und lächelten sich an, als Claudia zurückwich.
Sie warf einen Blick auf Mason, der das Kinetoskop anlächelte, und sagte: »Ich will nicht dabei sein, wenn es passiert.«
»Ach, stimmt ja«, sagte Kit und warf Claudias Haarsträhnen auf den Kellerboden. »Du willst bei Ryan sein, um ein Alibi zu haben.«
Fancy stieß Mason zur Seite und sah in das Kinetoskop. Ein Zelt erschien auf dem Bildschirm, ein großes, wogendes Zelt auf dem großen Hügel am Meer. »Da musst du dir wohl ein neues Alibi beschaffen«, sagte Fancy und kurbelte das Kinetoskop an.
»Du kannst ja doch reden«, sagte Claudia überrascht. »Ich hab gehört, du wärst stumm.«
Fancy nervte die Vorstellung, zu welch dummen Schlussfolgerungen Leute kamen. »Ich bin nicht stumm, und du gehst nicht zu Ryans blöder Party.«
»Warum nicht?«
»Weil die Show gerade erst losgeht.« Noch während Fancy sprach, wurde der glückliche Ort um sie herum lebendig und überflutete den gesamten Raum.
Claudia schnappte nach Luft und wich zurück an die Wand … Nur um festzustellen, dass sie durch sie hindurchgerutscht war. Sie fiel fast um, war aber geschickt genug, das Gleichgewicht zu halten. Der Wechsel von grau und feucht zu bunt und warm hatte sie verblüfft, wenn auch nur für einen Moment.
»Wie sind wir hierhergekommen?«, fragte Claudia, ohne jedoch auf die Antwort zu warten. »War da eine Tür? Ich hab gar keine Tür gesehen! Bill hatte recht.« Während sie auf der Plattform zwischen den kopflosen Statuen hin und her ging und alles bestaunte, klickten ihre Schuhe rhythmisch auf den Steinboden, als würde sie stepptanzen. »So seid ihr die ganzen Jungs losgeworden, stimmt’s? Ihr könnt Türen öffnen.«
» Sie kann«, sagte Kit und ließ ihr Messer aufspringen. »Ich führe nur aus.« Aber als sie sich hinter Claudia stellte, um ihr die Klinge in den Hals zu stoßen, hielt Fancy sie auf und zog sie weg. »Nein. Sie führen aus.«
Dieselben zwei Männer in Weiß, die Lakaien, traten aus den Hecken und kamen in den Garten. Sie gesellten sich zu den Schwestern auf die Plattform. Ihre riesigen Hände griffen unsanft nach Claudia.
»Begleitet sie und diesen Gentleman auf die Bühne.« Fancy stieß Mason zu den Lakaien, die ihn ebenfalls packten.
»Welche Bühne?«, fragte Kit verwundert. Fancy fragte sich, was daran nicht zu verstehen war. Das war schließlich der beste Teil.
»Die Bühne im Pavillon. Für den Tanzwettbewerb.«
Kit sah sie verwirrt an. »Pavillon?«
»Tanzwettbewerb?«, unterbrach Claudia und versuchte, sich von den Lakaien loszureißen, was ihr aber nicht gelang. »Ich werde nicht … Ihr sollt Mason töten, nicht ihm Arbeit verschaffen!«
Fancy betrachtete sie kühl. »Du sagst, du bist die bessere Tänzerin. Wenn du recht hast, töten wir ihn. Wenn nicht, töten wir dich, weil du unsere Zeit wegen einer sinnlosen Rivalität vergeudest.«
Claudia knurrte herablassend. »Ich kann ihn jederzeit in Grund und Boden tanzen.«
»Ja, weil du ihn betäubt hast.« Fancy stellte sich vor Mason und musterte ihn von oben bis unten. Sie versuchte, sich nicht von seinem seltsamen Lächeln erschüttern zu lassen. »Was hast du ihm gegeben?«
»Jasager«, gab Claudia zu, ohne sich im Geringsten dafür zu schämen. Jemand auf Jasager tat alles, was man ihm sagte und tauchte normalerweise in Gesellschaft der schlimmsten Freaks auf. »Ich hab’s von einem Typen namens Carmin. Er kann alle möglichen Drogen herstellen. Aber ich musste ihm praktisch meinen Erstgeborenen versprechen. Dieses Zeug ist nicht billig.«
»Warum hast du ihm nicht einfach gesagt, er soll von einem Gebäude springen oder sich ertränken?«, fragte Fancy.
»Wenn sie die Droge in seinem Körper finden, könnten sie sie zu mir zurückverfolgen. Bei euch gibt es nicht mal eine Leiche. Obwohl ich vermutlich andere Pläne gemacht hätte, wenn ich gewusst hätte, dass ich durch so viele Reifen springen muss.« Claudia versuchte wieder erfolglos, den Lakaien zu entwischen. »Warum könnt ihr ihn nicht einfach umbringen und fertig?«
»Das ist eine berechtigte
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