Blutsgeschwister
Bill getan habt, wie ihr ihn vor den Frems gerettet habt. Frems, die jetzt verschwunden sind. Und jetzt müsst ihr Mason verschwinden lassen.« Es war, als würde sie ihnen sagen, sie sollten den Müll rausbringen.
Fancy und Kit sahen sich an und kommunizierten lautlos.
In der ganzen Stadt?
Wen interessiert’s? Keiner kann was beweisen.
Kit wandte sich dem Mädchen auf der Veranda zu und wiederholte laut: »Keiner kann uns irgendwas nachweisen.«
»Ja und?«, sagte das Mädchen. »Bin ich Anwältin oder was? Ich brauch keine Beweise. Ich weiß, was ich weiß.«
Kit regte sich furchtbar über sie auf. »Dieser Typ, Bill, wurde zusammengeschlagen. Wusstest du das? Wir lassen Leute nicht einfach so ohne Grund verschwinden.«
»Hör mit dem Scheiß auf. Ihr seid die Töchter vom Knochensägen-Killer. Weiß doch jeder, dass dieser Psychokram genetisch ist.« Für ein Mädchen, das die Schwestern für Psychos hielt, schien sie bemerkenswert unbekümmert darüber, mit ihnen allein zu sein. »Aber macht es nicht sofort«, sagte sie. »Gebt mir eine Stunde, um zurück zu Ryans Party zu fahren, um zu sehen und gesehen zu werden, und dann könnt ihr loslegen.«
Als die Schwestern sie nur anstarrten, wurde sie ärgerlich. »Wollt ihr Geld? Hier.« Sie wühlte sich durch ihre Hobobag und fischte ein zusammengerolltes Bündel Geldscheine heraus. »Vierhundert«, sagte sie. »Und es ist jeden Penny wert.«
Fancy musste das Geld nehmen, weil sich Kit von dem Mädchen weggedreht hatte und Mason wieder in die Bauchmuskeln pikte. Seine einzige Reaktion darauf war, sie anzulächeln.
»Was stimmt denn nicht mit ihm?«
»Ich hab ihn unter Drogen gesetzt«, erklärte das Mädchen ungeduldig. »Das war die einzige Möglichkeit, ihn herzuschaffen. Seine Großmutter ist gestorben, und er hat was davon gelabert, dass er für die Beerdigung aus der Stadt muss. Aber mir ist wichtig, dass das jetzt gleich erledigt wird. Heute Abend. Ich kann mich sonst nicht auf die Probe konzentrieren, wenn das dauernd über mir schwebt. Tanzt du?«
Kit schien erschrocken über diese scheinbar willkürliche Frage. »Ich kann nicht mal meine Zehen berühren.«
»Zu dumm«, sagte das Mädchen und wirkte erleichtert. »Du hast den Körper dafür.«
Kit betrachtete das Mädchen einen Moment und schien dann eine Entscheidung zu treffen. »Wie heißt du?«, fragte sie, ganz im Plaudermodus.
»Nenn mich Claudia.« So, wie sie ihren Namen sagte, konnte Fancy fast schon die Neonlichter drumherum sehen. »Das ist mein Künstlername: Claudia Cresswell. Sehr viel stylischer als mein echter Name.«
»Oh, das glaub ich sofort«, zwitscherte Kit. »Fancy, hol Claudia doch mal was Kühles zu trinken.«
Als Fancy mit einem Tablett voller Eistee zurückkam, saßen Claudia und Kit auf der Veranda. Blecheimer voller Blumen säumten die Treppe, und Claudia saß neben einem Eimer voller Kokardenblumen. Sie rupfte die roten Blüten kahl, als wäre sie nervös oder einfach nur instinktiv zerstörerisch. Der Junge wachte mit leerem Blick über sie, still wie eine Schaufensterpuppe, und lächelte grundlos.
»Und wir proben beide dafür«, erzählte Claudia gerade. »Ich bin eine fantastische Tänzerin, aber Masons Familie sitzt im Kulturausschuss, also ist es eine ausgemachte Sache, dass er die Rolle bekommt, obwohl er nicht mal halb so hart dafür trainiert wie ich. Es kotzt mich an, dass ich übergangen werde, nur weil er reich ist und ich nicht.«
»Danke, Fancy«, sagte Kit, als Claudia ein Glas Tee von dem angebotenen Tablett nahm. Kit brachte Fancy auf den neuesten Stand, während Claudia trank. »Scheint, als wäre Mason Claudia beim Tanzen im Weg, und wenn wir ihn umbringen, wird Claudias Leben sehr viel leichter sein.«
Fancy stellte das Tablett ab und verdrehte die Augen.
»Meine Schwester ist ganz meiner Meinung.« Kit legte eine beruhigende Hand auf Claudias Schulter. »Dein Fall ist uns wahnsinnig wichtig, also komm bitte mit und erlaube uns, dir die Hilfe anzubieten, die du so dringend brauchst.«
»Wo soll ich mit hinkommen?«, fragte sie und ließ sich von Kit aufhelfen.
»In den Keller.«
Claudia erstarrte. »Der Knochensägen-Killer-Keller? Vergiss es.«
»Aber da machen wir es«, beharrte Kit, »und wir brauchen dich dabei. Falls du nämlich irgendwann vorhaben solltest, zu den Bullen zu gehen, wirst du erklären müssen, warum deine Fingerabdrücke und« – sie griff in Claudias Haar und riss daran – »deine DNS überall am Tatort
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