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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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dran.«
    »Ich sage eine Menge Sachen, bei denen du nie zuhörst.«
    »Na ja, jetzt hör ich zu.« Ein paar Kinder rasten vorbei und schwenkten winzige amerikanische Flaggen und Wunderkerzen. »Wenn ich mit Amelia fertig bin, wollen wir zum Fountain Square gehen?«
    »Wozu?«
    »Zum Rumhängen, dummes Ding. Heute ist Unabhängigkeitstag.« Als Fancy sie nur sprachlos anstarrte, sagte Kit verärgert: »Vergiss, was ich gesagt hab.«
    Kit blieb vor einem Reihenhaus stehen, das zu mehreren Wohnungen umgebaut worden war. Als Fancy ihr die Treppe hinauf folgen wollte, hielt Kit die Hand hoch.
    »Du gehst besser nach Hause.«
    »Es ist zu heiß für Witze, Kit. Lass es uns hinter uns bringen, damit wir wieder gehen können.«
    »Du hast es schon hinter dir, Fancy.«
    Kit hatte Maddas »Entweder-so-oder-gar-nicht«-Ausdruck, und so wusste Fancy, wie ernst es ihr war. »Warum schickst du mich weg?«
    »Weil die Leute Angst vor dir haben, Fancy«, sagte sie in einem widerwilligen Ton, als müsste sie jemandem mitteilen, dass er schlechten Atem hatte. »So, wie du einfach nur stumm rumsitzt und alle hasst. Ich werde Amelia sehr viel leichter beruhigen können, wenn du sie nicht anstarrst.«
    »Aber wir machen alles zusammen! Du warst mit mir am glücklichen Ort.«
    »Weil du mich darum gebeten hast. Und ich bitte dich jetzt, nach Hause zu gehen.«
    »Und warum sagst du mir das erst jetzt, wo wir hier draußen sind?«
    »Ich wollte dir nicht wehtun.«
    »Aber jetzt ist es okay?«
    Kit drehte ihr den Rücken zu und ging in das Haus. Sie entschuldigte sich nicht mal, tat nicht mal so, als täte es ihr leid, dass sie ihre Schwester einfach so abservierte. Dass sich Kit mehr um die Gefühle einer Fremden sorgte als um die ihrer Schwester, brachte Fancy aus der Fassung.
    »Gut. Lass mich außen vor. Interessiert mich nicht.« Sobald die Tür hinter Kit zufiel, schrie Fancy: »Und sag nicht ›scheiße‹!«

AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
    Kit rannte vor mir her durch den Wald auf einem Weg aus pinkfarbenem Glas. Ich versuchte mitzuhalten, aber meine Beine waren nicht so schnell wie ihre, und das Glas zerbrach unter dem Gewicht meiner Füße und ließ sie bluten, aber Kit wollte nicht langsamer werden. Als ich stürzte, zerbrach um mich herum überall Glas und zerschnitt mich in siebzehn Stücke.

KAPITEL SIEBZEHN
    Madda war so aufgeregt darüber, dass Kit die Familientradition, Toten Ruhe zu geben, fortführte, dass sie extra ihren roten Samtkuchen mit Frischkäseglasur machte. Fancy schmeckte er wie Flussmatsch.
    »Du bist so still heute Abend«, sagte Madda, als es ihr endlich auffiel. »Was ist los?«
    »Sie ist immer still«, sagte Kit.
    » Noch stiller.« Madda legte ihre Hand auf Fancys Stirn. »Bist du krank?«
    Fancy nickte und ließ sich von Madda ins Bett bringen.
    Kit kam etwas später zu ihr und setzte sich in der Dunkelheit zu ihr. »Du hättest dich gelangweilt. Amelia hat nur eine Menge geheult und mich umarmt. Das war echt total emotional und tragisch. Du hättest es gehasst.«
    »Ich hasse dich. Es macht mich krank. Ich sterbe in diesem Bett, weil ich dich hasse. Wie Onkel Miles.«
    »Onkel Miles ist an Grippe gestorben, nicht an Hass. Dummes Ding. Du wirst nicht sterben. Du bist viel zu böse und störrisch, aber wenn’s dir davon besser geht, bleib ich noch bei dir.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Ich bin hier.« Kit kletterte zu ihr ins Bett und zog sie an sich. Sie rieb ihr in kleinen Kreisen den Rücken.
    Fancy schlief ein, während sie auf Kits Herzschlag lauschte. Ihre Träume waren merkwürdig und rochen nach Brombeeren, und immer, wenn sie aufwachte, war Kit da und wachte über sie.
    Aber am nächsten Tag war Kit weg. Fancy machte die Augen auf, die späte Morgensonne schien, und zwei Zettel lagen auf dem Nachttisch.
    Sorry, ich hab das Frühstück mit dir verpasst.
Gute Besserung, Süße.
    Und:
    Dir beim Schlafen zuzusehen ist, als würde man Farbe beim Trocknen zusehen. Muss mir was Aufregendes suchen. Gleich wieder zurück.
    Aufregend?
    Fancy rollte sich aus dem Bett und sah in den Schminkspiegel. Darin sah sie Kit beim Fahrradfahren. Sie hatte ihr Gesicht zur Sonne gedreht und lächelte, als wäre sie glücklich. Sie war sogar ohne Fancy an ihrer Seite glücklich. Fancy zog sich an und ging aus dem Haus. Wenn Kit ohne sie glücklich sein wollte, würde sie einen Weg finden, wie sie ohne Kit glücklich sein konnte.
    Fancy fuhr mit dem Fahrrad zum Fountain Square und blieb vor dem Musikgeschäft stehen. Sie

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