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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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wäre.
    »Sie ist tot, schon vergessen? Sie kann uns nichts tun.«
    »Das weißt du nicht.«
    Kit öffnete eine Schleife, die sie ihrer Schwester ins Haar gebunden hatte, und stieß einen angespitzten Zweig in den Boden.
    »Warum haben diese Knochen nach dir gegriffen?«, fragte Fancy. Ihr schwarzes Haar floss wirr über ihr Gesicht. Sie fühlte sich auch wirr, als hätte Kit ein stützendes Band zwischen ihnen zerschnitten. »Ich bin über dieselbe Stelle gegangen, und nach mir hat nichts gegriffen.«
    Kit band eine muntere Schleife um den Zweig. »Du kannst Sachen in Wassergläsern sehen und ich nicht. Das ist dasselbe.« Sie zog ihre Schwester den Weg entlang. Ihre Hand war rau vor Staub und Dreck. Sie ließen den Zweig mit der Schleife hinter sich wie einen mädchenhaften Grabstein.
    »Warum grinst du eigentlich so?«, fragte Fancy. Sie musste sich beeilen, um bei Kits galoppierenden Schritten mithalten zu können.
    »Weil ich doch zu was zu gebrauchen bin.«
    »Wer hat gesagt, du wärst es nicht?«
    »Und weil ich was kann, das du nicht kannst.«
    Fancy blieb stehen. »Kein Grund, sich darüber zu freuen.«
    »’tschuldigung!«, rief Kit.
    Erfreut.
    An diesem Nachmittag gingen die Schwestern zum Fountain Square, wo Amelia Dandridge wohnte – in der St. Teresa Avenue, genauer gesagt. An der Ecke St. Teresa und Third Street rief ein Junge, der dunklen Pfirsichsaft verkaufte: »Braucht ihr Mädels Glück?« Jeder wusste, dass die dunklen Pfirsiche, die in der Unterstadt wuchsen, Glück brachten, deshalb war dunkler Pfirsichsaft so beliebt. Der Junge trug einen Uncle-Sam-Hut, und eine Menge Leute standen an und warteten in der heißen Sonne.
    Der Saft war warm und fast so süßlich wie Medizin. Aber dunkler Pfirsichsaft war nicht wegen seines Geschmacks so beliebt. Porteraner glaubten nicht an Magie, aber sie glaubten daran, sich so viel Glück wie möglich gewogen machen zu können.
    Kit blieb vor dem Stand stehen und lächelte den Jungen an. »Was meinst du, Fancy?«
    Fancy zuckte die Schultern und verdrehte die Augen. Sie wusste, dass Kit längst nicht so interessiert am Glückhaben gewesen wäre, wenn sie den Jungen nicht so niedlich gefunden hätte.
    »Fancy?«, fragte der Junge und verteilte mit einer Hand Plastikbecher mit der blassgoldenen Flüssigkeit, während er mit der anderen Hand nach den Dollarscheinen griff. »Und Kit? Die Cordelle-Schwestern?«
    Die Leute verstummten und starrten sie an. »Ja?«, sagte Kit, und die Schwestern wappneten sich gegen einen Angriff.
    »Ich braucht mehr als nur Glück«, sagte er feierlich und reichte ihnen ihre Getränke. »Ihr braucht ein Wunder. Euer Alter ist im Arsch. Zu dumm, dass er nicht mehr wie ihr war.«
    Kit, die kurz davor gewesen war zu explodieren, war so überrascht, dass sie ihren Ärger vergaß. »Wie wir?«
    »Wir haben von Mason gehört«, erklärte einer der wartenden Kunden. »Und von Selie.«
    »Sie kennen Selenicera?«
    »Sie hatte zusammen mit meiner Tochter Ballettunterricht, bis Datura …«
    »Völlig durchgeknallt ist?«, schlug Kit vor. Sie tauschte einen Blick mit Fancy aus, die nicht glauben konnte, dass alle sie anlächelten, statt nach der Polizei zu rufen.
    »Geht aufs Haus, die Damen«, sagte der Pfirsichsaftjunge, nachdem die Schwestern ausgetrunken hatten. »Mit ein bisschen Glück findet ihr raus, dass ihr adoptiert seid.«
    »Mit ein bisschen Glück«, sagte Kit, »kapierst du, dass du ein Arschloch bist. Dann müssen es dir nicht dauernd fremde Leute sagen. Danke für den Saft!«
    Sie schoben ihre Fahrräder die St. Teresa runter, an der gleichnamigen Kathedrale vorbei, wo zwei Blaue Schwestern in ihrer graublauen Ordenstracht auf den Stufen standen und sich unterhielten. »Willst du zurück und ihn dir schnappen?«, flüsterte Fancy, als sie an den Schwestern vorbeigingen.
    Kit runzelte die Stirn. »Wozu?«
    »Weil er das über Daddy gesagt hat. Wir könnten ihn an den glücklichen Ort bringen. Und ihn zu Tode erschrecken.«
    »Scheiß auf ihn.«
    Fancy sah sich nervös nach den Schwestern um, aber sie schienen nichts gehört zu haben. »Du hättest fast ein kleines Mädchen wegen sehr viel weniger umgebracht.«
    »Ich kann nicht einfach blutverschmiert bei fremden Leuten vor der Tür stehen. Ich bin nicht im Stall groß geworden«, sagte Kit zerstreut, während sie nach der Hausnummer 824 Ausschau hielt. »Außerdem ist es so, wie du sagst: Wenn wir uns jeden vornehmen würden, der gemein zu uns ist, wären alle in der Stadt

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