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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Statuen am glücklichen Ort. Die kopflosen Menschen waren schön auf eine Art, wie normale Menschen es nie sein könnten. Sogar Models mussten auf Fotos retuschiert werden. Die Kopflosen waren jenseits jeder Vorstellung von einem Makel.
    »Lorne ist einer der Begehrteren«, sagte Franken. »Kommt bei den Frauen richtig gut an.«
    Fancy war erstaunt darüber, dass Kit weder Lorne noch jemand anderen als mögliches Opfer taxierte, wie sie es normalerweise tat. Sie hatte einfach nur Spaß, flirtete sogar mit ihm. Als Lorne seinen Kopf an Kits Gesicht hielt, küsste sie sein Ohr und lachte dann, während um sie herum alle durchdrehten, pfiffen und Fotos schossen.
    Fancy schoss von ihrem Sitz hoch, und als die Kameras wieder blitzten, explodierten Lornes braune Augen.
    Die Stille dauerte eine schockierte Sekunde lang an, und dann schrie Lorne, hielt seinen Kopf an die Brust und ruinierte sich damit sein Oberhemd. Mit der freien Hand befühlte er den Schaden, der seinen Augen entstanden war.
    Fancy konnte nichts mehr sehen, weil sich die Frau mit den Pailletten zu ihr umgedreht hatte. Alle sahen sie an, verblüfft und still. Als Fancy aufstand, teilte sich die Menge vor ihr, bis sie den Ring und Kits Schock deutlich sehen konnte. Fancy gesellte sich zu ihrer Schwester im Ring.
    Kit zeigte auf Lornes leere Augenhöhlen. Ihre Hand zitterte. »Warum hast du das getan?«
    »Warum sollte er dich sehen, wenn ich es nicht kann?«
    »Nimm es zurück!«
    »Nein.«
    »Ich kann es nicht ändern, wenn mich die Leute mögen!«
    » Ich kann es ändern. Wie kommen die Leute überhaupt dazu, dich zu mögen? Die kennen dich nicht mal.«
    »Mach seine Augen wieder ganz, Fancy.«
    »Womit? Ich hab kein Ersatzpaar Augen in der Tasche.«
    Doyle trat wie ein Schiedsrichter zwischen die Schwestern und griff nach der zusammengerollten Haut seines Paten, die immer noch fest unter Kits Arm klemmte. Er puhlte die geschwollenen Lider des Paten auf, sodass die markanten goldenen Iriden zum Vorschein kamen. »Wollt ihr die hier?«, fragte er. »Ihr könnt sie haben. Er braucht sie nicht mehr.«
    Fancy wollte Lorne keinen Gefallen tun, aber ihr gefiel nicht, wie Kit sie ansah – als hätte sie Tollwut. Um also zu beweisen, dass sie vernünftig sein konnte, pflückte Fancy die Augen aus dem Kopf des Paten und drückte sie in Lornes leere Augenhöhlen. Als sie eingerastet waren, blinzelte Lorne, hielt den Kopf an seine Brust und wischte sich die Reste seiner alten Augen weg. Er war nun sogar noch schöner als vorher. Die anderen Kopflosen kamen näher und priesen die Verschönerung ihres Freundes.
    »Noch ein paar Änderungen gefällig?«, fragte Kit, der nicht entging, wie sehr Lorne sich freute, obwohl sie die ganze Zeit ihre Schwester böse anblitzte. »Du hast es verdient nach dem, was dir Fancy angetan hat.«
    »Nein«, sagte Lorne schnell und schielte nervös zu Fancy. »Obwohl ich sehr dankbar für den Ersatz bin – eine Verbesserung, würden manche sagen.« Die Menge murmelte Zustimmung, in vollem Bewusstsein, dass Fancy ihn verletzt hatte. Und doch empfanden sie ihr gegenüber auch Ehrfurcht. So, wie sich hier alle ihr gegenüber benahmen, egal, was sie tat. Anders als Kit, die nie zuvor etwas missbilligt hatte.
    »Ihr könnt jetzt gehen«, verkündete Fancy, die das Geschleime satthatte. »Ihr alle.«
    Die Menge verschwand so schnell, als wäre sie nie da gewesen.
    Die Schwestern und Doyle stiegen aus dem Ring und kamen an der einzigen Person vorbei, die geblieben war. Aber Kit stolzierte an Franken vorbei, ohne mit ihm zu reden, und Franken war zu niedergeschmettert, um ihr nachzurufen.
    Fancy hatte sich hinter Kit und Doyle zurückfallen lassen, als sie zurück zum Garten gingen. Als sie dort ankamen, warf Kit die Haut des Paten Fancy zu, ohne sie anzusehen. Für Fancy war das okay. Sie hatte auch keine besondere Lust, Kit anzusehen. Sie brachte die Haut zu einem der Steinkreise, verzog das Gesicht, weil sie sich so leer und labberig anfühlte, und steckte sie in die weiche Erde. Dabei fragte sie sich, was für ein Baum aus dem Paten erwachsen würde.
    »Du hast doch gesagt, sie sei die Hexe«, sagte Doyle zu Kit, als sie zusammen auf der Plattform saßen. »Wie hast du’s geschafft, den Paten so zusammenzurollen? Und wie hast du es geschafft, dass dein Kopf abging und deine Fäuste so groß wurden?«
    »Ich denke nur dran, und schon passiert es.«
    Doyle sah auf seine eigenen Hände und dachte angestrengt an sie, aber ohne Ergebnis. Kit

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