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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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derjenige, der …«
    »Sprich nicht so, als würdest du mich kennen!«
    Kit kratzte an dem Arm, den ihr Fancy um den Hals gelegt hatte, und hinterließ lange rote Streifen, die Fancy nicht einmal spürte. Ihre Venen waren voll mit Novocain.
    Gabriels Haar, normalerweise in kunstvolle Schnörkel gezwängt, war offen und spross in schwarzen Locken über seinen ganzen Kopf. Er sah aus wie ein Clown. Ein Clown, der die Hose offen hatte.
    Kit kam auf die Beine und befreite sich aus Fancys Griff. Sie stieß sie gegen die Wand. »Fancy, beruhig dich.«
    »Ich bin ruhig.«
    »Nein, bist du nicht. Weißt du noch, was ich gesagt hab? Ich liebe dich. Ich weiß, dass du denkst, es gibt nicht genug Platz für dich und andere Leute, aber den gibt es. Ich schwöre es. Gabriel ist ein guter Kerl. Er geht sogar in die Kirche! Aber er hat keine Angst vor mir und knallt bei mir nicht durch. Er liebt mich, Fancy. Und wenn mich ein Junge wie Gabe lieben kann, muss es an mir etwas geben, das es wert ist, geliebt zu werden. Etwas Gutes in mir.«
    »Und du denkst, ich bin so böse und giftig, dass meine Liebe nicht zählt?«
    Während sie sprach, schien der glückliche Ort aus dem Spiegel zu fließen und die Wand herunterzurutschen.
    »Fancy«, sagte Kit. »Was machst du da?«
    »Mit einem Mal bin ich nicht mehr gut genug für dich? Warum reiche ich dir nicht?«
    »Weil ich nicht mit dir zusammen sein will! Kapierst du das nicht? Ich will mit Gabriel zusammen sein!«
    Fancy wandte ihren Blick von Kit ab. Es lastete schwer auf ihr, dass sie vor Fremden eine Szene gemacht hatte. Ilan und Gabriel starrten sie an, als wäre sie eine besonders gute Fernsehshow. Sie sah die Ray-Charles-Platte auf der Kommode - »I Got a Woman« -, nach der sie schon überall gesucht hatte.
    »Ich hab sie ihm geliehen«, sagte Kit, die ihrem Blick gefolgt war. »Fancy, schau dir die Wände an. Machst du das? Ohne das Kinetoskop? Wie ist das …«
    »Du hast sie ihm geliehen, weil du mit ihm zusammen sein willst. Du gibst ihm Sachen. Sogar meine Sachen.«
    »Unsere Sachen.«
    » Meine Sachen!« Fancy zerbrach die Schallplatte auf ihrem Knie und warf die Stücke nach Kit. »Du willst mit ihm zusammen sein? Wenn ich ihm seinen Kopf abgenommen habe, kannst du ihn in einem Glas aufheben und ihn ganz für dich behalten und mit ihm für immer zusammen sein.«
    Der glückliche Ort nahm den Raum ein, verschlang ihn.

AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
    Ich bin gestorben. Keine Ahnung woran. Ich lag in einer Kiste, bekleidet mit dem gelben Pikachukostüm, das ich mit sieben an Halloween getragen hatte. Kit zog mich von Haus zu Haus und versuchte, jemanden zu finden, der mich aufnahm und begrub, aber keiner wollte.

KAPITEL ZWANZIG
    Der glückliche Ort war fast nicht wiederzuerkennen. Wolken hingen niedrig und schwer und rötlich wie Blutklumpen in dem kränklich-gelben Himmel. Das Licht, das die Wolken färbte, tauchte auch die Statuen in einen roten Schimmer, sodass es aussah, als wären ihre Köpfe bei einem blutigen Massaker abgeschlagen worden. Die Bäume ächzten im Wind, nur dass das Ächzen nach Schmerzensschreien klang. Der Geruch von Verwesung lag säuerlich in der Luft und wehte von den Flamingos herüber, die tot auf dem Boden lagen.
    Es war, als würden sie eine veränderte Welt betreten, in der der glückliche Ort von einem Wahnsinnigen statt von einem jungen Mädchen geführt wurde. Einem süßen jungen Mädchen mit einer bösen, hinterhältigen, treulosen Schwester.
    »Was hast du mit diesem Ort gemacht?«, flüsterte Kit und starrte mit riesigen Augen in den Garten.
    Fancy griff in Kits Tasche und zog das Springmesser hervor, dann stürzte sie sich auf Gabriel und warf ihn zu Boden.
    »Wenn ich seinen Kopf abgeschnitten habe, kannst du ihn in einem Glas aufheben und ihn ganz für dich behalten und für immer mit ihm zusammen sein.« Sie öffnete die Klinge und zielte auf Gabriels Hals.
    Leute schrien, aber Fancy fühlte sich ruhiger als jemals zuvor. Ihr Lebensziel hatte sich auf eine einfache Aufgabe reduziert: Gabriels Kopf zu entfernen.
    Jemand schnappte ihren Arm und hielt sie davon ab, die Klinge in Gabriels Hals zu stoßen. Fancy beugte sich kurz vor und ließ dann ihren Kopf fest zurückschnellen. Ilan stöhnte auf und fiel neben ihr auf den Boden. Fancy schenkte ihm keine Beachtung. Sie war zu sehr damit beschäftigt, das Messer in Gabriels …
    Fancy wurde auf die Füße gerissen. Jemand riss ihr das Messer aus der Hand. »Hast du deinen Scheißverstand

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