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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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so viel weinen, wie ich will …!«
    »Wegen einem blöden Jungen!«
    »Weil ich etwas so Wunderschönes nicht mit einer gefühllosen Schlampe teilen kann!«
    » Ich bin gefühllos?« Fancy griff nach einem Glas mit Eichhörnchengehirn und schwang es herum. »Wenn du komplett bei deinem teuersten Gabriel durchknallst und anfängst, an ihm herumzuschneiden, frag mich noch mal, wer gefühllos ist. Du bist kein Stück besser als ich. Ich weiß, du wärst es gerne …«
    »Du bist diejenige, die glaubt, besser als ich zu sein. Dass ich ein Tier bin, weil es mir nichts ausmacht, Menschen auszuweiden, oder weil ich nicht zimperlich bin, wenn ich ein bisschen Blut unter meine Nägel bekomme. Aber es ist egal. Ich muss nicht besser als du sein. Ich muss überhaupt nicht wie du sein. Gabe mag mich, wie ich bin.«
    »Eine Mörderin.« Fancy stellte das Glas zurück auf das Regal zu all den anderen Gläsern.
    »Er weiß über mich Bescheid«, verteidigte sich Kit, als würde sie sich dafür schämen, wer sie war. »Ich habe ihm alles erzählt, sogar von dem glücklichen Ort. Ich wollte, dass er es weiß, bevor wir es tun würden. Und ich liebe es, wenn ich es mit ihm mache. Vorher war Erstechen die einzige Art, wie ich mich Leuten verbunden gefühlt habe, aber … Es ist so seltsam. Wenn ich es mit Gabe getan habe, ist er nicht tot oder aufgeschnitten. Nur verschwitzt und unversehrt und verliebt in mich. Und ich mag das. Er ist der Gute, nicht ich. Er ist ein Engel.«
    »Satan auch. Und der ist jetzt in der Hölle. Vielleicht leistet ihm Gabriel dort bald Gesellschaft.«
    Kit erstarrte. »Du machst besser gar nichts. Ich meine es ernst, Fancy. Du rührst ihn besser nicht an!«
    »Das muss ich überhaupt nicht.« Sie rauschte durch die Fliegengittertür nach draußen.

AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
    Kit war schwanger, und ich half ihr, ein Bettchen auszusuchen. Stattdessen suchte ich einen Topf aus und fragte sie, ob sie glaubte, dass Babys lieber gekocht oder gebacken wurden. Sie riss mir den Topf aus den Händen und sagte: weder noch. Ich riss ihn wieder an mich und sagte: Das werden wir sehen.

KAPITEL EINUNDZWANZIG
    Als Fancy vor Kursbeginn ihr Fahrrad vor dem Standard abstellte, sah sie Ilan vor dem verlassenen Ticketverkaufsstand sitzen. Sie hatte eigentlich erwartet, dass er wie an einem normalen Tag auf der Bank am Straßenrand sitzen würde statt auf dem Boden, aber die Bank war unerklärlicherweise mit Blut und Fliegen bedeckt. Fancy setzte sich neben Ilan.
    »Was ist da drüben passiert?«
    Er warf einen Blick auf die Bank und widmete sich dann wieder seinem Skizzenbuch. »Weiß nicht. War schon so, als ich herkam.«
    Fancy sah sich an, was er zeichnete: eine ganze Reihe zerbrochener Spiegel. Es war nur eine Skizze, aber selbst seine Skizzen sahen aus, als gehörten sie in ein Museum. Ein Gesicht starrte aus einem der zerbrochenen Spiegel: Ilans eigenes Gesicht. In einer der Glasscherben wirkten seine Augen wie die eines Hasen: ängstlich und gefangen.
    »Warum sitzt du in der Hitze?«
    »Ist hier kühler als oben.«
    »Hast du auf mich gewartet?« Das tat er manchmal, aber nicht so oft, dass sie es als selbstverständlich hinnahm.
    »Nö. Ist aber schön, dich zu sehen. Besonders, wenn du nicht versuchst, mich umzubringen.«
    So schön konnte er es nicht finden, sie zu sehen. Er hatte sie nicht einmal angesehen. »Ich will mit dir reden.«
    Endlich sah er sie an, und seine echten Augen, anders als die in der Zeichnung, waren gar nicht ängstlich. Es lag nur der übliche ironische Blick in ihnen, den er immer für sie bereithielt.
    »Dann schieß los.«
    Sie sah sich um. »Nicht hier.«
    »Wo dann? An einem öffentlichen Ort, hoffe ich.«
    »Du wählst, wenn du mir nicht traust.«
    »Tu ich nicht.« Er knüllte die Zeichnung zusammen und warf sie in den nächsten Mülleimer. Es tat ihr weh zu sehen, wie etwas so Schönes so beiläufig missachtet wurde.
    Als der Kurs vorbei war, fuhr Ilan mit Fancy auf eine Portion Käsepommes ins Smiley’s . Unmengen von Kids quetschten sich auf die Bänke, auf denen nicht genug Platz für sie alle war, andere standen an der Theke und brüllten ihre Bestellungen.
    Ilan und Fancy schnappten sich einen der winzigen, paarfreundlichen Tische am Fenster. Während sie aßen, summte Fancy »Sh-Boom« mit, das gerade in der Jukebox kam.
    Ilan runzelte wegen ihrem Gesumme die Stirn, teils erheitert, teils genervt. »Magst du den Mist?«
    »Das ist kein Mist. Das ist historisch.«
    »Historisch?

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