Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
Vom Netzwerk:
Maddas Aufgabe, sich um mich zu kümmern. Ich brauch das nicht von dir.« Um ihm zu zeigen, wie erwachsen sie sein konnte, entschied sie sich für ein Friedensangebot. »Willst du die?«
    Sein Blick folgte ihrem Finger. »Deine Kirsche?«
    »Ich mag keine Maraschinokirschen.« Sie pflückte sie von ihrem Milchshake. »Willst du sie oder nicht?«
    Ilan nahm die Kirsche, wischte sie vorsichtig sauber und steckte sie in seine Hemdtasche.
    »Du hebst sie dir auf?«
    Er lächelte ein geheimnisvolles Lächeln, das sie ärgerte. Sie wollte seine Geheimnisse kennen. »Die ist noch nicht reif genug. Aber bald. Okay?«
    »Okay.« Fancy merkte, dass sie mitlächelte – obwohl sein Lächeln immer in ihrer Brust schmerzte, war es ansteckend –, aber sie hatte keine Ahnung, welcher Sache sie gerade zugestimmt hatte.
    Fancy radelte am Donnerstagmorgen durch den Regen. Tony wohnte, wie die Schwestern, in der Oberstadt, aber in dem weniger bewaldeten, vorstädtischeren und durchschnittlicheren Teil der Oberstadt nahe der Torcido Road in einem zweistöckigen Terrassenhaus, das mehr Garage als Wohnhaus war.
    Sie verglich die Adresse mit der, die sie aus dem Telefonbuch abgeschrieben hatte, stellte ihr Fahrrad ab und klingelte. Ein Junge, der sehr viel lebendiger aussah als das Haus, öffnete die Tür.
    »Bist du Tony Castle?«
    »Ja.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß und ließ seinen Blick auf ihrer Brust verweilen.
    »Ich will mit dir reden.« Es fühlte sich komisch an, Kit nicht dabeizuhaben, die für sie sprach. Sie musste sich jedes Wort aus dem Mund pressen. »Kann ich reinkommen?«
    Sie ging durch den Windfang in das Wohnzimmer und stolperte fast über einen Regenschirm. Sie blieb stehen und betrachtete mit großen Augen den Zustand des Wohnzimmers: den weißen Spitzen-BH unter ihrem Schuh, die umgestürzten Möbel, die Bierflaschen, die herumrollten und gegeneinanderklirrten.
    »’tschuldige die Unordnung.« Er streckte sich. Seine Jeans saßen tief auf den Hüften. Er bemerkte ihren Blick und lächelte. »Hatte gestern Abend eine Bierparty.«
    »Wo ist deine Familie?« Fancy konnte sich nicht mal vorstellen, was Madda ihr und Kit antun würde, wenn sie das Haus so verkommen ließen, wie es dieser Junge tat.
    »Keine Familie. Nur ich und mein Alter. Der ist diese Woche im Ausland.« Er öffnete eine Schachtel auf dem Kaffeetisch und nahm einen fest gerollten Joint heraus. »Rauchst du?«
    »Nein.« Sie hatte einmal mit Kit gekifft, aber sie würde bestimmt nicht mit einem Fremden high werden. »Warum magst du Gabriel nicht?«
    »Gabe Turner? Er kann mich nicht leiden. Wegen deiner Schwester. Er mag’s nicht, wie sie mich ansieht.«
    »Ihr streitet euch wegen Mädchen?«
    »Mädchen streiten sich um mich. Die Bandsache. Das Aussehen. Die goldenen Sterne in meinen Augen. Siehst du?«
    Er hatte wirklich goldene Sterne, die in den braunen Iriden seiner Augen aufblitzten. Na und?
    »Hm.« Fancy zog sich von der ekligen grünen Wolke zurück, die ihn umgab. »Wie ist Gabriel wirklich?«
    Tony lehnte sich zurück. »Weiß ich nicht. Er war ’ne Weile verrückt. Hatte diese komischen Stimmungen. Wie zum Beispiel, wir waren auf der Bühne, und der fing an zu heulen, so ganz ohne Grund.« Er lachte. »Wie ’ne Tussi. Ich weiß, er war noch jung, aber trotzdem. Einmal ist er sogar von zu Hause abgehauen. Klar, das war, nachdem sein Papa umgebracht worden ist.«
    »Und so ist er jetzt nicht mehr?«
    »Nee. Nachdem er religiös geworden ist, hat er sich beruhigt, als wäre die Kirche so ’ne Art Schocktherapie für verrückte Spinner wie ihn. Wo wir gerade von verrückten Spinnern reden, ich hab gehört, ihr kümmert euch um Leute« – er machte eine Geste, als würde er sich in den Kopf schießen –, »in der Stadt. Zeigt den bösen Jungs, wo sie hingehören.«
    »Und?«
    Er setzte sich zu ihr. »Meinst du, du könntest dich für mich um was kümmern?«
    »Worum denn?«
    »Um das da.« Er nahm ihre Hand und drückte sie in seinen Schritt. »Du weißt schon wie, oder?« Er lehnte sich zurück und machte es sich bequem. »Ich weiß jedenfalls, dass es deine Schwester kann.«
    Fancy hob seinen Bass vom Boden auf und nahm ihn wie einen Baseballschläger in die Hand. Dann schlug sie ihn auf Tonys Kopf.
    »Hat das geholfen?«, fragte sie etwas später. Aber Fancy erwartete keine Antwort.
    Nicht von einer Leiche.
    Kit lag im Bett und las eine Biografie von Tori Amos, als Fancy nach Hause kam. »Hast wohl immer noch nicht raus, wie man

Weitere Kostenlose Bücher