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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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jemanden umbringt, ohne sich dreckig zu machen, hm?«, bemerkte sie und betrachtete Fancys blutbeschmierte Kleidung.
    Sie sah auf die Uhr und legte ihr Buch zur Seite. »Madda wird jetzt auf sein. Mach dich sauber und hilf mir mit dem Abendessen.«
    Fancy konnte sich nicht vorstellen, Zwiebeln zu schneiden oder Pasta zu machen oder Madda anzugrinsen, als wäre alles super. »Du willst meine Hilfe?« Ihre Stimme bebte. »Jetzt helfen wir uns?«
    »Geh dich baden, Fancy, und beruhig dich.«
    »Ist das jetzt deine Antwort auf alles? Mich wegschicken? Du hast gesagt, dass uns nichts trennen würde.«
    »Wir sind nicht getrennt. Ich bin hier!«
    »Um Abendessen zu machen? Um loszurennen und Jungs zu vögeln, wenn ich dich brauche? Ich hab dich gebraucht, Kit. Wenn du bei mir gewesen wärst, hätte ich diesen Jungen nie umgebracht.«
    »Hör auf rumzuschreien, bevor Madda reinkommt und dich so sieht.«
    »Es ist mir egal, was sie sieht!« Die Wände fingen an zu flimmern, als sich der glückliche Ort auf ihnen zeigte. In dem Steinkreis, in dem Fancy Tony begraben hatte, wuchs bereits ein grüner Sprössling.
    Früchte, die vom Baum des Alten gefallen waren, rollten in ihr Zimmer, und Kit hob sie auf.
    »Schau, was du tust. Ich hab dir gesagt, eines Tages wirst du nicht mehr zwischen echt und unecht unterscheiden können.«
    Fancy presste sich ihre Hände auf die Augen, und als sie wieder schaute, war die Frucht aus der Hand ihrer Schwester verschwunden, und die Wände sahen wieder normal aus. Aber Kit war nicht mehr ihre Kit, und das war einfach falsch.
    Kit streckte die Hand nach ihr aus, aber Fancy schlug sie weg. »Fass mich nicht an. Geh und fass den kleinen Irren an, so viel du willst, aber fass mich nie wieder an!«
    Fancy rannte aus dem Haus und in den verregneten Rest des Tages. Sie hatte kein Ziel, aber sie fand sich schließlich am Bony Creek wieder.
    Sie setzte sich ans Wasser. Der Regen wusch Tonys Blut von ihrer Haut und vermischte sich mit dem Schlamm unter ihr. Der Regen prasselte auf die Oberfläche des Flusses, und hin und wieder sah Fancy Daddys Gesicht aufblitzen. Sie sehnte sich schmerzlich nach ihm. Vielleicht würde sie eines Tages Kit genauso vermissen, nicht weil sie verhaftet worden war, sondern weil Kit einfach von ihr fortging. Fancy verstand nicht, warum es den Leuten so leichtfiel, sie zu verlasen.
    Ein Blitzen ließ sie aufschauen. Ein einzelner, glänzender Regentropfen hing über dem Fluss. Er wuchs weiter an, während sie mit offenem Mund zusah, bis er die Größe eines Volleyballs aus Wasser erreicht hatte. Daddys Kopf erschien in dem gigantischen Regentropfen, riesig und verzerrt. Wie in einem Goldfischglas. Er lächelte sie an. »Fancy?«
    Sie legte den Kopf zurück und ließ sich den Regen in die Augen fallen. Sie blinzelte.
    »Du bildest dir das nicht ein.« Daddy war so sachlich, dass sie glauben musste, was sie sah. »Warum bist du so überrascht? Du tust es doch auch. Ich hab’s gesehen.«
    »Du hast mich beobachtet?« Die Vorstellung war ihr nicht peinlich. Der Vorteil daran, einen Serienkiller als Vater zu haben, war: Ganz egal, was man tat, es war nie so schlimm wie das, was er getan hatte.
    »Ich beobachte euch alle.«
    »So was kann ich nicht«, sagte Fancy und deutete auf den Regentropfen. Gegen ihren Willen war sie beeindruckt.
    »Noch nicht. Du wirst im Handumdrehen alle möglichen Tricks draufhaben. So ging’s mir in deinem Alter.«
    Fancy nickte. »Bist du so Mr. Turners Leiche losgeworden? Mit einem Trick?«
    Sie konnte nur sein Gesicht sehen, aber er sah sich um, als wäre er nicht allein. »Ich hab nichts mit seiner Leiche gemacht.«
    »Du hast ihm einen Arm abgehackt. Madda hat dich gesehen.«
    »Nicht jeder, dem man den Arm abhackt, stirbt davon.«
    »Also hast du ihm den Arm abgehackt, und er ist davonspaziert, und jemand anders hat ihn umgebracht?«
    »Wir leben in einer verrückten Welt, Fancy Pants. Habt ihr eigentlich vor, mich zu besuchen, bevor sie das Erschießungskommando auf mich hetzen?«
    »Weiß ich nicht. Kit will dich immer sehen. Besuchst du sie auch auf die Art?«
    »Nein. Ich hab mal eines Abends bei Lynne vorbeigeschaut, und ich musste ihr versprechen, es nicht mehr zu tun. Aber du hast bei mir reingeschaut, also … Du sagst Lynne doch nichts, oder?«
    »Nein, sie hasst es, wenn wir über dich reden.«
    »Hasst du mich?«
    »Irgendwie schon. Du hast alles kaputtgemacht, als du geschnappt wurdest. Du hast uns alle kaputtgemacht.«
    Er nickte. Er

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