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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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hingelangt, Alter.« Süffisantes Lächeln.
    »Wie gesagt, die beiden Schwarzen waren ziemlich große Kerle, die hatten den großen ganz schön in der Mangel.«
    Er nimmt einen Zug, klopft mit der Rechten auf die Schulter. Leichtes Stechen an den Rippen. Zwei Glatzen. Könnten dieselben gewesen sein, die bei Ayse waren. Ist ja nicht weit von hier. Der Kleine liegt, rührt keine Faser. Ein Martinshorn kommt näher. Der Transportwagen biegt hinten in den Parkweg ein, kommt angerauscht, der Notarzt im Pkw dahinter. Kurze Einweisung vom DGL, sie gehen zu den Verletzten, nehmen sich zuerst die kleine Glatze vor. An der gegenüberliegenden Fassade werden die beleuchteten Fenster zahlreicher, das Blaulicht wird von allem reflektiert, Wände, Bäume, Nebel, legt etwas Unruhiges darüber. Tom tritt an die Bank, setzt sich, raucht. Sein Handfunkgerät quäkt, die Fahndung nach den beiden Schwarzen bisher negativ.
    Sie laden den Kleinen auf eine Trage, schieben ihn auf die Rollschiene. Die rote Jacke fährt auch mit, die große Glatze muss auf den zweiten Transportwagen warten.
    »Reicht es, wenn ich dir morgen was dazu schreibe, oder brauchst du jetzt noch’ne Aussage?«
    »Ne«, Tom schüttelt den Kopf, »reicht mir, was du bisher gesagt hast. Schreib morgen was dazu und leg’s mir ins Fach, wir haben morgen noch mal Nachtdienst.«
    Der zweite Krankenwagen kommt, sie laden den Großen ein, kurze Unterhaltung mit den Uniformierten.
    »Bist du verletzt, Konni? Willst du es dir mal ansehen lassen?«
    »Ne, geht schon, halb so schlimm. Ich lege mir’ne Kühlkompresse drauf, sonst will ich nur noch ins Bett.«
    Sie winken zurück, allgemeiner Aufbruch, ein Kollege begleitet den Skin im Krankenwagen.
    Das Blaulicht entfernt sich langsam, wird immer weniger, weg.
    Stille, nur weit hinten das Geräusch der Stadt.
    Der Nebel zieht wieder kaum merklich um die Lichter. Als wenn nichts gewesen wäre.
    Die Rippen tun weh.

DONNERSTAG

08 Uhr 23
    Walters Hemdkragen schiebt seinen Nackenwulst wie eine Bugwelle nach oben. Sein Hubschrauberlandeplatz auf dem Hinterkopf ist faltig, hat Ähnlichkeit mit einem gepflügten Acker. Wie lang hat der eigentlich noch? Höchstens noch ein Jahr.
    Rose von den Betrügern schildert eine neue Betrugsmasche mit Versicherungspolicen, lustiger Fall, hundertkehliges Lachen. Die Rippen tun doch ganz schön weh, waren auch etwas blau heute morgen. Ist aber nichts gebrochen.
    »Danke, Dieter.« Rose ist fertig, Zeremonienmeister Uwe übernimmt die Sache. »Ja, liebe Kollegen, und zum Abschluss der Frühbesprechung noch ein ganz großartiges Beispiel für Zivilcourage. Unser Kollege Konni Kirchenberg, die meisten kennen ihn...« Er sieht rüber. Was soll das denn jetzt? Ist der bescheuert? »Konni hat gestern Abend auf dem Nachhauseweg im Park zwei Skinheads dabei überrascht, wie sie auf einen am Boden liegenden Farbigen einschlugen. Völlig selbstlos und ohne auf die Überzahl zu achten, ist er sofort dazwischengegangen und konnte die Situation auch bereinigen. Bei dem Opfer handelt es sich um einen fünfundzwanzigjährigen Mann aus Burkina Faso, dessen Namen ich mir jetzt mal erspare und der von den beiden fünfzehn und sechsundzwanzig Jahre alten Skinheads, der ältere polizeibekannt, verletzt worden war. Konni ist dazwischengegangen, was dazu geführt hat«, er lächelt, macht eine kleine Pause, »dass beide Schläger ebenfalls verletzt wurden. Einer musste stationär im Krankenhaus verbleiben.« Amüsiertes Geraune. Jawoll, um jeden Schlag daneben war’s schade, die haben es gebraucht. »Das Opfer aus Burkina Faso ist übrigens auch kein Unbekannter für uns, er hat Erkenntnisse wegen Handelns mit BTM. Einer der beiden Rechtsradikalen hat sich hinterher tatsächlich zu der Schutzbehauptung hinreißen lassen, sie seien vorher von mehreren Farbigen angegriffen worden, die dann noch Verstärkung geholt hätten.« Helles Gelächter. »Kommt noch so weit, dass die Polizeischutz verlangen.«
    Feixende Gesichter, reichlich Sprüche.
    »Um es mal richtigzustellen: Da waren hinterher tatsächlich zwei andere Farbige, die bei Eintreffen der Kollegen abgehauen sind.« Hoher Geräuschpegel, keiner hört richtig zu. In der ersten Reihe steht der Polizeipräsident auf, dreht sich um und hebt die Hand. Augenblicklich wird es leise.
    »Meine Damen und Herren, liebe Kollegen, ich finde, ein solches Fanal von Selbstlosigkeit, Mut und Eintreten für rechtsstaatliche Werte hat einen Applaus verdient.« Er fängt an zu

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