Blutskizzen
für seine Ehefrau beantragen, sich möglicherweise mit einem unterzeichneten Antrag begnügen.«
»Bei bekannten Kunden?«
»Ausnahmsweise, eventuell.«
»Können Sie nachvollziehen, wer dieses Konto eingerichtet hat?«
Er drückt zweimal auf die Tastatur.
»Frau Hinz.«
»Ist die zu sprechen?«
Er greift zum Hörer, wählt, ja, hat Zeit.
»Kleinen Augenblick.«
»Können Sie sonst noch was über das Konto sagen?«
»Vielleicht noch, dass Verfügungsberechtigter nur der Kontoinhaber ist.«
»Wäre noch eine andere Person verfügungsberechtigt, würde die hier namentlich auftauchen?«
»Richtig.«
Klar, dass er das nicht will. Er hat auch so alles in der Hand.
Es klopft, Frau Hinz kommt rein. Jünger als erwartet, seriöses Blau, Halstuch, bisschen pummelig.
»Da bin ich, Herr Schling.« Hinter dem »Sie« hört man deutlich das »Du«. Warum machen die solchen Blödsinn?
»Das sind die Herren von der Polizei.«
Er macht eine anbietende Handbewegung.
»Tag, Frau Hinz. Sie haben am..., wann überhaupt?«
»Am 27. Januar dieses Jahres.«
»… ein normales Girokonto für Herrn Gernot Klein einrichten lassen. Können Sie sich daran erinnern?«
»Nein.« Amüsierte Miene, wie kann der so was fragen? »Ist doch schon eine Weile her, und wir haben hier in der Hauptgeschäftsstelle sehr viele Kunden täglich.«
»Hab ich mir schon gedacht. Bei der Kontoeröffnung, sagte uns Herr Schling, muss der Kunde grundsätzlich persönlich da sein.« Sie nickt, grundsätzlich. »Er sagte auch, bei bekannten Kunden könnte das schon mal entfallen, also, es würde nur der unterzeichnete Antrag reichen?«
Sie sieht ihn an wie den Klassenpetzer.
»Bei gut bekannten Kunden kann das schon mal sein, ja.«
»Ob das bei Herrn Klein auch so war, können Sie nicht mehr sagen?«
»Nein, der Name sagt mir gar nichts.«
Das hat er irgendwie gedeichselt.
»Kommt Ihnen dieser Mann bekannt vor? Ist auch Kunde bei Ihnen.«
Sie nimmt Michels’ Bild, sieht es sich aufmerksam an, schiebt die Lippen nach vorn.
»Nein.« Sie schüttelt den Kopf. »So auf dem Bild kommt er mir nicht bekannt vor.«
»Danke, Frau Hinz. Sie haben uns geholfen.«
Sie geht.
»Gab es zwischen den Konten Klein und Michels irgendeine Transaktion, Herr Schling?«
Er tippt mit zehn Fingern, blickt konzentriert auf den Bildschirm.
»Nein, keine einzige.«
War klar, so blöd ist er nicht.
»Danke. Können Sie uns das ausdrucken?«
Kann er. Der Drucker ist schnell, wir finden allein hinaus, danke.
Draußen macht die Kälte den Atem weiß.
Handy.
»Ulla, ich bin’s. Wie es aussieht, hat Michels wahrscheinlich über Opa Klein eine Wohnung gemietet und hat das so eingefädelt, dass er nirgendwo namentlich auftaucht. Wir fahren jetzt zu der Wohnungsgesellschaft und hoffen, dass die auch ohne Beschluss kooperativ sind. Stell doch mal bitte über Einwohnermeldeamt fest, ob auf Gernot Klein eine zweite Wohnung angemeldet ist außer der in der Randstraße. Glaube ich zwar nicht, aber trotzdem.«
»Mach ich. Michels hatte übrigens bei seiner Entlassung fünfhundertsiebzig Euro Bares dabei. Sollte er wirklich weg sein, reicht das fürs Erste.«
»Dann frag doch Tom Nagel mal, ob es schon reicht, dass wir eine Beschlagnahme seiner Konten hier bei der Volksbank hinkriegen. Kommt er da zumindest nicht mehr dran. Wir melden uns, sobald wir mehr wissen.«
Wegdrücken.
Auf dem Wagendach kleine Tröpfchen, tatsächlich gefroren.
Ernst ist schon eingestiegen, fährt vor.
16 Uhr 37
»Frau Zeller ist die Dame dort hinten links.«
Irgendwo quäkt ein Miniradio, von sechs Schreibtischen sind vier besetzt. Großraumbüro, überall Papierkram, bewohnbarer Bombentrichter, furchtbar.
Unauffällige Brille, blasse Jeans, dunkles Jackett, aber rote Strähnen in den kurzen Haaren. Auf ihrem Schreibtisch mehrere Stapel.
»Frau Zeller, mein Name ist Kirchenberg, das ist mein Kollege Funk. Wir sind von der Mordkommission und ermitteln zurzeit in einem Mordfall. Ihr Chef...«
»… Chef?« Gelächter von den anderen Schreibtischen.
»… hat uns zugesichert, Sie würden uns ganz unbürokratisch helfen.« Wenn sie beeindruckt ist, lässt sie es sich nicht anmerken.
»Der verspricht immer viel. Was gibt es denn?« Sie kriegt eine Art Lächeln hin.
»Vom Konto eines Gernot Klein, der eigentlich in der Randstraße wohnt, ist von März bis Dezember monatlich ein Betrag von vierhundertachtzig Euro auf das Konto Ihrer Gesellschaft geflossen. Wofür?«
Sie sieht über
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