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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Mordsachen, vielleicht haben Sie darüber gelesen, bei denen die Opfer in Müllcontainern abgelegt worden sind...«
    »… an der Bundesstraße...«
    »… genau, das war der letzte. Bei einem dieser Fälle könnte ein heller VW-Transporter eine Rolle spielen, nun, und Sie haben so ein Fahrzeug.«
    Er denkt kurz nach. »Verzeihen Sie meine Zweifel, meine Herren, aber helle VW-Transporter gibt es doch eine Menge.«
    »Das ist richtig. Sie, beziehungsweise Ihre Firma, sind ja auch nicht der einzige Halter, der überprüft wird, sondern unsere Kollegen sind auch woanders unterwegs. Wir gehen halt jeder Spur nach. Und Sie werden verstehen, dass uns ein Fahrer mit einer Vorstrafe wie Herr Michels etwas mehr interessiert.«
    »Es sollte keineswegs Kritik an Ihrer Arbeit sein, meine Herren, verstehen Sie das bitte nicht so, mir war nur wichtig, Ihnen mitzuteilen, dass ich Herrn Michels für einen äußerst integren Menschen halte, der mal einen Fehler gemacht hat, aber schon vor langer Zeit mit Gottes Hilfe einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat. Darüber hinaus ist er fleißig, hilfsbereit und außerordentlich intelligent. Er ist einfach mein bester Mitarbeiter, was ich jetzt nur Ihnen sage.«
    Mein Gott, Michels Superstar.
    »Wir nehmen das natürlich zur Kenntnis, Herr Müller. Ein, genauer gesagt zwei Anliegen habe ich noch: Könnten wir uns von dem Fahrtenbuch des VW von den letzten Wochen Fotokopien der Einträge machen? Falls Sie Bedenken wegen etwaiger Lenkzeiten haben, kann ich Ihnen versichern, dass uns das nicht interessiert.«
    »Erstens hätte ich diese Bedenken nicht, weil ich sehr darauf achte, dass diese Dinge korrekt ablaufen, und zweitens gibt es bei einem VW-Transporter eh keine Einschränkungen wegen der Lenkzeiten.«
    Ernst grient herüber. Lach nicht so blöd, hättest du auch nicht gewusst.
    »Das zweite Anliegen: Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir den Wagen mit zu uns nähmen und etwas genauer ansähen?« Mal noch nicht mit dem Beschluss drohen.
    Müller überlegt einen Moment, sieht von einem zum anderen. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, weshalb, aber meinetwegen. Ist es möglich, das Fahrzeug Montag wieder zur Verfügung zu haben?«
    »Das ist sicherlich möglich.«
    Er steht auf. »Und wie lange zurückliegend brauchen Sie die Fahrtenbucheinträge?«
    »Die letzten vier Monate würden uns reichen.«
    »Kleinen Augenblick.« Er geht ins Vorzimmer, lässt die Tür geöffnet.
    Ernst beugt sich vor. »Ob Helmut uns auch so sieht?« Grinsen. Aus dem Nebenzimmer rhythmisches Brummen des Kopierers.
    »Sollten wir die Personalakte und die Stundenabrechnung auch mitnehmen?«
    Er wiegt den Kopf, zieht den Mund unter die Nase. »Würd ich jetzt noch nicht machen. Wenn es sein muss, kommen wir da sehr schnell dran.«
    Müller kommt zurück. »So«, klopft den Stapel auf dem Schreibtisch gerade, heftet ihn an einer Ecke, »das Buch beginnt am ersten August, so weit bin ich zurückgegangen.« Er reicht Ernst die Blätter. Das wär’s dann.
    »Vielen Dank, Herr Müller, für Ihre Unterstützung. Wegen des Fahrzeugs schicke ich Ihnen die beiden anderen Kollegen rein, mit denen können Sie das weitere Vorgehen besprechen.«
    »Ich danke Ihnen, vor allem für Ihre Diskretion.« Klingt mehr wie eine Aufforderung. Er steht auf, kommt mit zur Tür. »Sie finden alleine hinaus?«
    Finden wir.
    »Ich werd noch ein wenig arbeiten, wenn ich schon mal hier bin.«
    Dezenter Händedruck, noch ein Gruß. Auf dem Flur riecht es nach Pappe, an den Wänden Landschaftsbilder.
    »Halb zwölf. Ich habe heute erst ein Brötchen gehabt, wollen wir irgendwo einen Happen essen?«
    »Jetzt schon?« Er sieht auf die Uhr. »Wir haben doch hier in der Gegend den Bäcker von gestern, den wir nicht angetroffen haben. Lass uns den noch machen, dann können wir ja was essen.«
    »Ich weiß da einen guten Türken bei mir um die Ecke.«
    »Meinetwegen.« Er geht zu Beckmann und Binz.
    Der Regen hat nachgelassen.

13 Uhr 12
    Ihre Fußnägel sind kurz, blasses Rosa, wenn sie geht, macht ihr großer Zeh eine Bewegung nach oben. Wieso trägt die im November keine Strümpfe? Sie bringt zwei Teller an den Nebentisch, wieselt zurück hinter den Tresen. Der Rand ihrer Bluse stößt knapp auf den Gürtel, gibt manchmal einen braunen Streifen Haut frei, am Bauch eine kleine Wölbung. Komm, ein Blick. Martha kommt aus der Küche, stellt einen Teller hin, geht sofort zurück. Wenn sie in den nächsten dreißig Sekunden guckt, kommt sie morgen mit,

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