Blutskizzen
im Stirnbereich sind einige etwa pfenniggroße Pigmentierungen erkennbar. Im hinteren linken Quadranten des Kopfes, etwa 10 cm oberhalb des linken Ohres, befinden sich zwei ovale, etwa 7 × 3 cm große blutige Eindellungen, aus denen das Opfer geblutet hat. Links der Auflagestelle des Kopfes ist eine ca. 10 × 10 cm große blutige Verfärbung des Teppichbodens sichtbar. Diese Verfärbung...
Mark kommt rein, wedelt mit ein paar Blättern, Sonja dahinter.
»Hast du einen Augenblick Zeit?«
»Klar.«
Er stellt sich vor den Schreibtisch, breitet die Kopien des Fahrtenbuches aus, dazu noch irgendeine Tabelle. Sonja stellt sich daneben.
»Sollten wir Ernst auch dazuholen?«
»Der ist im Haus Neumann.« Hinterhergerufen, sie ist schon weg.
»Es geht um die Fahrten von Michels. War’ne ganz schöne Rechnerei und Sucherei mit Routenplanerprogrammen, aber ist möglicherweise wichtig.«
Sonja kommt zurück, Ernst im Schlepptau, mit Schal und Mantel, Tasche unter dem Arm.
»Bist du schon wieder da?«
»Bin fast schon wieder weg, hatte was Wichtiges vergessen.«
»Also, vorweg: So nach außen hin sind die Eintragungen in dem Fahrtenbuch sehr umfangreich und korrekt...«
»… hatte der Müller auch gesagt, sei ihm sehr wichtig...«
»... ja, aber wenn man die Strecken und Zeiten mal mit den Zielen vergleicht, dann ergeben sich zumindest ein paar Fragen. Erstens hat er bei weiteren Fahrten fast immer mehr Kilometer gebraucht, als die Routenplaner ausgeben. Ich habe das mit verschiedenen Programmen überprüft, und es ergeben sich häufig Differenzen, einmal sogar von achtzig Kilometern.«
»Vielleicht hat er dann eben doch nicht so genau eingetragen und ist noch woanders vorbeigefahren.« Ernst, stellt die Tasche auf den Stuhl.
»Ja, klar, alles möglich, was nur auffällt, ist die Tatsache, dass das nicht vorkommt, wenn ein anderer Fahrer den Wagen benutzt, höchstens mal ein paar Kilometer, und, was noch eigenartiger ist, nach dem ersten Tattag, also nach dem 19. 10., hört das auch bei Michels weitgehend auf, da stimmen die Kilometerangaben meistens.« Er zeigt auf die Tabelle, tatsächlich, auf den ersten Blick zu erkennen. Alle sehen sich an. Cleveres Kerlchen. Sonja beobachtet ihn sehr aufmerksam, mürrischer Blick.
»Schon sehr auffallend. Zusammen mit seiner Vorstrafe und der Aussage unseres litauischen Freundes finde ich das schon erheblich belastend.«
Ernst kneift die Augen zusammen, wippt mit dem Oberkörper. »Sieht seltsam aus, könnte aber eine ganze Reihe Erklärungen geben. Er trägt nicht alle Adressen ein, die er anfährt. Er erledigt irgendwas anderes Privates, was nichts mit unserer Sache zu tun hat. Er macht was für den Chef, vielleicht weiß der davon, wenn wir ihn fragen.«
»Aber warum dann nur bei ihm und nicht mehr nach dem 19. 10.?«
Ernst nimmt sich die Liste, prüfender Blick, er atmet tief durch.
»Ach ja, noch was.« Mark tippt mit dem Kugelschreiber von der Seite auf das Blatt. »Die Zeiten sind auch sehr üppig, wobei wir da nicht wissen, was er ausgeliefert hat, kann ja sein, dass das Verladen so lange gedauert hat. Aber die anderen Fahrer sind bis auf einmal immer ungefähr zur Feierabendzeit zu Hause, Michels ist in den sieben Wochen vor der Tat fünfmal weit nach Feierabend wiedergekommen.«
»Er hatte natürlich auch die weitesten Fahrten.« Ernst hält ihm die Liste hin.
»Gut, könnte’ne Erklärung sein.«
»Vielleicht ist er ein Arschkriecher und macht alles, was Cheffe sagt.« Sonja. »Oder er ist unglücklich verheiratet und flüchtet in die Arbeit.«
»Der Chef sagte ja auch was von bester Mann und so. Ich finde, das alles klingt zumindest danach, dass wir uns den sehr genau ansehen müssen. Vielleicht erreichen wir den Müller noch in der Firma und können die Dinge abklären, zum Beispiel die genauen Adressen der belieferten Firmen. Dem ist daran gelegen, dass der Rest seiner Leute von Michels Vorstrafe nichts erfährt, und er wird bestimmt kooperativ sein. Fragt ihn, an welche Adressen Michels am 19. genau geliefert hat, und wenn er das sagen kann, könnten wir die Strecke von der Firma aus ja mal abfahren. Dann wissen wir genau, wie viel Kilometer übrig sind. Macht ihr das?«
»Geht schon klar, ich mache das.« Mark greift sich die Liste, noch ein ernster Blick von Sonja. Konkurrenz? Der macht auf sehr eifrig.
»Ach!« Sie bleiben stehen. »Könnt ihr grad Ulla und Atze auf den neuesten Stand bringen?«
»Bin schon unterwegs.« Sonja, eilig.
Sie
Weitere Kostenlose Bücher