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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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erst eine Zeit im Büro, wenn ich einen Wagen brauche, besorge ich mir einen.«
    »Gut.« Er nimmt den Schlüssel aus der Tasche, lässt ihn am Ring um den Zeigefinger kreisen.
    »Ich müsste nur meine Sachen da rausholen. Wer weiß, wie lange du da zu tun hast.«
    Er nickt, geht zur Karte, lässt sich von Atze die Adresse geben. Meyers Busch, müsste in der Gegend vom alten SV-Sportplatz sein. Atze kreist auf der Karte mit dem Kugelschreiber in dem Bereich, recht gehabt. Vor zwei Jahren mal einen Selbstmörder im Wald gehabt.
    Ernst hält den Schlüssel hoch, klimpert, fragender Blick. Ja, komme mit runter.
    Vor dem Vernehmungszimmer eine junge Mutter. Sie wippt ihr Kind mit abwesendem Blick auf dem Oberschenkel, unter der kleinen Nase eine schmale Rotzlawine.

14 Uhr 17
    Sonja und Sebastian kommen den Flur lang, sie wedelt mit einem braunen Umschlag.
    »Wir sollten dich noch mal an die Flasche Riesling erinnern.« Verschmitztes Lachen.
    »Hat also alles geklappt?«
    »Hat es. Wir haben höchstens zwanzig Minuten gewartet. War grad Zeit für einen Kaffee.« Kaffee, gute Idee. Sie gehen vor.
    Im MK-Raum in der Ecke am Fenster quirlige Diskussion über die Anzahl der Täter. Ulla tippt am Terminal mit Telefon am Ohr, Atze spricht mit Edda und Altenkamp, alle drei mit Kaffeetassen in der Hand. Die Kontrollleuchte der Kaffeemaschine leuchtet, beide Kannen im Raum verteilt. Die erste ist leer, in der anderen eine lächerliche Pfütze. Immer dasselbe.
    »Habt ihr den letzten Kaffee genommen?« Die drei drehen sich um, gespielte Ahnungslosigkeit. »Egoismus regiert die Welt...«
    »Du kannst einen Tee von mir haben.« Altenkamp, offensiv gönnerhaft.
    »Was denn? Knoblauch-Kamille oder so was? Verschon mich.« Sie drehen sich wieder zueinander. Das Wasser aus dem Hahn ist leicht trübe, komisch. In der Kaffeetüte nur ein letzter Rest Pulver. Ein echter Glückstag, heute. Edda sieht es, kommt mit einem Zauberlächeln, »Simsalabim...«, holt aus der Schreibtischschublade ein neues Paket. Atze ist mittlerweile allein.
    Thorsten verabschiedet sich von Ulla mit Du-weißt-Bescheid-Gesicht, sie winkt wissend. Bis morgen, alles Gute für deine Frau, das Letzte mit weihevoller Betonung. Er geht. Eigenartig.
    Der Kaffee ist erst halb durch.
    »Ich habe gerade die Kopie der Akte aus Nürnberg bekommen. Ich bin bei mir, lesen.«
    Im Radio irgendeine Sinfonie, schwer, düster, das stört jetzt. Die Ruhe tut gut. Was haben die Kollegen uns denn kopiert? Anderthalb Zentimeter Kopien, sauber geheftet. Mit Büroklammer ein lila Notizzettel an der ersten Seite.
    Auf die Schnelle alles Wichtige. Können Montag mal Kontakt aufnehmen. Viel Erfolg.
    Gruß. Tröger, KHK.
    Blättern.
    Tatortbefundbericht 27. 06. 84 Objektiver Befund
    Einfamilienhaus, … Vorort, … warmes, trockenes Wetter...
    Alles nicht so wichtig, weiter.
    Wohnzimmer, … Tisch, … acht leere Bierflaschen, zwei angebrochene Flaschen Löwenbräubier. Das Opfer...
    Gesoffen haben die. Wer ist denn das Opfer, steht das irgendwo? Zurückblättern, da ist die Strafanzeige.
    Franz Xaver Huber, 11. 01. 21 in Augsburg.
    Einundzwanzig geboren, dann war der zum Tatzeitpunkt dreiundsechzig, das passt zu unseren.
    Das Opfer liegt in Rückenlage schräg vor der dreisitzigen Couch, wobei die Beine bis etwa Mitte der Unterschenkel unter den Couchtisch ragen. Das Opfer ist bekleidet mit einer blauen Adidas-Trainingshose, einem weißen T-Shirt und einer zur Hose passenden Jacke, deren Reißverschluß geöffnet ist. Das Opfer trägt keine Schuhe und Strümpfe. Die Kleidung wirkt geordnet.
    Das rechte Bein liegt gerade ausgestreckt, das linke etwa 10 Grad zur senkrechten Körperachse nach links versetzt und zum Boden etwa 20 Grad angestellt, was dadurch hervorgerufen worden ist, daß der linke Fuß an die Querstrebe des Couchtisches stößt.
    Der rechte Arm liegt parallel zum Körper, wobei der rechte Daumen abgespreizt ist und vom Gesäß bedeckt wird. Der linke Arm ist nahezu rechtwinklig im Ellbogen gebeugt, der Oberarm ist leicht vom Körper abgewinkelt, und die linke Hand ruht auf dem Bauch des Opfers.
    Der Hals ist frei, im vorderen Bereich ist deutlich leicht links versetzt vom Kehlkopf ein etwa fünfmarkstückgroßes Hämatom zu erkennen.
    Der Mund ist etwa ½ cm geöffnet, die Zungenspitze ist zwischen den Vorderzähnen des Unter- und Oberkiefers zu sehen. Die Farbe der Gesichtshaut ist gebräunt, weist an den Wangen eine leichte Rötung auf. Das Opfer hat schütteres, graues Haar,

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