Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
Vom Netzwerk:
rufe morgen mal bei dem psychologischen Gutachter an, mit dem ich auch in Berlin zusammengearbeitet habe.«
    »Einen Versuch machen wir noch, und zwar eins zu eins.« Tür auf. »So, Leute, danke für eure Hilfe. Sie, Herr Michels, möchte ich bitten, dass Sie sich noch einmal hier aufstellen, etwas näher zur Tür. Sie brauchen auch keine Nummer, ja.«
    Er macht es, die anderen gehen, Tür zu. Michels mit leicht verunsicherter Miene.
    Walter steht auf dem Flur, nuckelt an der Flasche, ist wieder ruhiger.
    »Kann Walter noch einmal mitkommen und hier durchsehen, ob er diesen Mann schon mal gesehen hat?«
    Er kommt, zögerlicher, lässt sich etwas stärker schieben. Seine Hand umklammert die Flasche. Der ist verkrampfter als eben. Sein Blick umwandert das Fenster, dann kurz, nur für einen Moment. Ein heftiges Zucken, er verschüttet etwas Bier, dreht sich ab.
    »Es sind die Engel, die in Wänden hausen...«
    Alle sehen sich an, in den Gesichtern Bestätigung und Zweifel.

19 Uhr 40
    Mark, Sebastian, Thorsten, Ernst. Volles Haus. Haben die alle nichts zu tun? Walter scheint ja irgendwie was Exotisches zu haben. Sind doch alles Polizisten, da sind Penner doch völlig alltäglich. Vielleicht ist es das Fremde, diese Verbindung zu einer anderen Wirklichkeit. Hat ja auch was.
    Walter trinkt den Rest aus der Flasche, schon die zweite, stellt sie auf den Schreibtisch. Sieht erschöpft aus, hat ihn wahrscheinlich doch etwas mehr mitgenommen.
    »Ist es warm genug für Walter?«
    »Walter mag keine Kälte. Walter mag Sonne.«
    »Will Walter noch ein Bier?«
    »Walter mag Bier.«
    Mark geht zur Fensterbank, nimmt eine Flasche aus dem Container. Er entkorkt sie mit Feuerzeug, gibt sie Walter.
    »Ist Walter müde?«
    »Walter ist nicht müde. Walter schläft wenig.«
    Kein Wunder. Wenn man sich im November beim Pennen im Gebüsch ständig einen nassen Arsch holt, kann man auch schlecht schlafen.
    »Als Walter was gesehen hat in der Nacht am Container, konnte er da auch nicht schlafen?«
    »War nicht kalt. Nachts sonst keine Lieferung.«
    »Konnte Walter erkennen, was für ein Auto das war.«
    Er braucht einen Moment.
    »Weißes Auto.«
    Die Tür fliegt auf, Klöpper kommt mit Volldampf, erkennt sofort die Situation, beschwichtigende Geste.
    »Sorry, wollte nicht stören. Suche nur dringend meine Ordner.«
    Sebastian sieht den Fingerzeig, gibt ihm zwei Ordner vom Schreibtisch. Er nimmt sie, geht, kommt noch mal zurück.
    »Komm gleich mal rüber«, flüstert er. Als wenn das noch was retten würde. »Könnte wichtig sein.«
    Tür zu, endlich.
    »Das Auto war weiß. Kann Walter sagen, was für ein Auto das war.«
    »Auto mit Klappe.«
    »Was für eine Marke war das Auto? Kennt Walter Autos?«
    Er nimmt einen Schluck, muss aufstoßen.
    »Walter kennt keine Autos.« Noch einen Schluck.
    »Stand was auf dem Auto geschrieben? Konnte Walter das sehen?«
    »Helle Schrift.«
    »Konnte Walter sehen, was da stand, auf dem Auto?«
    »War dunkel. Walter kann nicht gut sehen.«
    »Konnte Walter das nicht lesen, was da stand?«
    Er wird etwas hektischer. Der reagiert sofort auf Druck.
    »War dunkel. Helle Schrift. Walter kann nicht gut sehen.«
    Blick zu Ernst, der nickt, zieht mit der flachen Hand einen waagerechten Strich. Hat Recht, lassen wir es gut sein.
    »Gut, Walter war uns eine große Hilfe. Walter kriegt noch ein Bier, und dann fahren wir ihn wieder zum Lazarusheim.« Seine Augen beruhigen sich nie, Sebastian führt ihn nach draußen.
    »Helle Schrift, hat der litauische Fahrer auch gesagt. ›Müller und Müller‹ steht aber in Schwarz auf dem Wagen.«
    »Kann er doch überklebt haben«, Thorsten. »Hatte ich bei meinen Bankräubern schon öfter. Folie drüber, fertig. Schon mache ich aus einem Möbeltransporter ein Klempnermobil.«
    Richtig, gute Idee. Hätte man auch selbst drauf kommen können. Wie vernagelt, heute. Endlich mal was essen, daran liegt das bestimmt.
    »Gute Idee, Thorsten. Mark, könnt ihr das machen, morgen im Umkreis von, was weiß ich, fünfzig Kilometern mal bei Läden, die so was herstellen, nachfragen? Heute ist es dafür zu spät, aber wir brauchen noch Ergebnisse.«
    Er nickt. Ist bei ihm in guten Händen. Sehen alle etwas erschöpft aus, heute.
    »Was hat unser Leverkusener Öltank eben gesagt? Er hat was Wichtiges?«
    »Möglicherweise.«
    Ernst steht auf, die anderen kommen auch mit.
    Im MK-Raum normaler Betrieb. Atze steht vor der Pinnwand, Klöpper sitzt vor dem Telefon, trommelt mit den Fingern. VG,

Weitere Kostenlose Bücher