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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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schön. Was war das?«
    Kontakt an der Schulter, sie sieht von der Seite beim CD-Wechseln zu. Hinter dem Parfüm der Geruch ihrer Haut.
    »Das war Kate Bush. Schon etwas älter.«
    Der Aufruhr im Magen wird schlimmer. Ob ein Schnaps helfen würde?
    »Ich glaube, mein Magen braucht einen Schnaps nach dem Essen. War das Erste, was ich heute gegessen habe, war wohl etwas exotisch dafür.«
    »Schnahaps? Mit Wein. Gefährliche Mischung. Aber nur einen. Was gibt’s denn?«
    »Für nach dem Essen habe ich nur so’n Aquavit-Zeugs.« Die Flasche steht im Kühlschrank, zwei Gläser.
    Sie prostet zu, der Schnaps legt eine leichte Feuerspur bis in den Magen. Ein heftiges Zucken. Ob das’ne gute Idee war?
    »Wollen wir uns nicht setzen?«
    Sie kommt mit zum Sofa, setzt sich seitlich hin, legt den rechten Arm auf die Rückenlehne.
    »Und wie war dein Tag heute?« Tolle Frage. Und das Wetter?
    »Ganz normal. Eine ganze Reihe der Gäste kennt mich ja nun schon, ist ganz spaßig. Aber auch anstrengend, immer wollte ich das nicht machen.«
    »Einige Gäste scheinen ja auch nur wegen dir zu kommen. Ganz neue Kunden für Sener.«
    Es drückt vom Magen heiß Richtung Darm.
    »Ach, komm. Der kleine BMW-Fahrer oder was?«
    »Kleiner BMW-Fahrer, großer Verehrer.«
    Aufstoßen.
    »Das ist ein ganz Netter, echt. Studiert auch BWL, darüber sind wir ins Gespräch gekommen. Aber der ist vier Jahre jünger als ich.«
    »Eben. Wer kann da schon mithalten.«
    »Ne, ne.« Sie lässt den Kopf beim Lachen nach vorne fallen, die Haare wie ein Vorhang. »So einfach gibt es keine Komplimente.«
    Noch ein Aufstoßen, im Magen ein Stich.
    Keine Opferrollen, hat sie gesagt. Humor kam letztes Mal schon gut.
    »Im harten Leben von Polizisten haben Komplimente keinen Platz.« Na ja, hatten wir schon besser. Sie lacht trotzdem.
    »Mit Polizisten ist es zumindest ganz lustig, meistens.«
    »Ah ja. Wie viele kennst du denn?«
    Aufstoßen mit Übelkeit.
    Sie denkt nach.
    »In Berlin kenne ich auch noch einen.« Provozierendes Lächeln. »Aber der ist auch jünger.«
    Sie sieht die Grimasse, lacht laut.
    »Komm, nicht ärgern lassen!« Ihre Hand streichelt sanft den Unterarm, sie zieht sie zurück, aber mit Verzögerung. Näherrücken? Etwas.
    »Und wie hat dir das Wetter heute gefallen?« Sie muss wieder lachen. Noch etwas näher, die Knie berühren sich.
    »Ein Wetter zum Im-Bett-Bleiben.«
    Beim Aufstoßen kommt ein kleiner Brocken mit, runterschlucken.
    Näher, noch näher, sie beugt sich leicht vor, kaum merklich, noch näher, zwei Zentimeter, ihr Atem riecht nach Wein, näher, die Lippen sind kühl. Sie lässt die Finger ihrer linken Hand ins Haar gleiten, leichtes Streicheln. Gänsehaut.
    Der Druck im Darm wird heftiger.
    Sie löst sich kurz, ihre Augen aus nächster Nähe, aus ihrem Lächeln ist der spielerische Spott verschwunden. Sie nimmt das Glas aus der Hand, stellt beide auf den Tisch, kniet sich hin. Ihre Hände umfassen das Gesicht, noch ein Kuss, saugender, sie beißt ganz sacht in die Unterlippe.
    Die Übelkeit kommt wie ein Fahrstuhl die Speiseröhre hoch. Verdammt, was soll das jetzt?
    Die Knöpfe ihrer Bluse lassen sich leicht öffnen, sie hilft beim Abstreifen. Frech sein? Aber mit Humor.
    »Alte Männer werden ja mit der Zeit vergesslich, aber wenn ich mich richtig erinnere, hast du beim letzten Mal keinen BH angehabt, oder?«
    »Nicht nur Männer werden älter. Man muss halt die Dinge mehr zusammenhalten.«
    Wieder Aufstoßen mit kleinen Bröckchen. Das riecht doch jetzt bestimmt schon. Verdammt, was mach ich denn jetzt?
    Der BH gleitet von ihren Brüsten.
    »Sieht aber immer noch atemberaubend aus.« In ihrem Lächeln kleine, stolze Verlegenheit.
    Sie knöpft das Hemd auf, hilft beim Ausziehen, es fliegt ins Wohnzimmer. Ihre Arme legen sich um den Hals, die Fingernägel kratzen über den Rücken, heftiger Kuss. Feste Umarmung, die Haut ihrer Brüste riecht nach Parfüm und Salz.
    Die Übelkeit lässt sich kaum noch runterschlucken, Panik, es geht nicht mehr. Aufstehen, raus.
    »Hey, was ist los?«
    Auf die Toilette, Tür zu, der erste Schwall kommt einen Meter vor Erreichen der Schüssel, es verteilt sich um die Keramik. Deckel auf. Der zweite gleich hinterher, Volltreffer. O nein. In Knien vor dem Lokus, die Hände in Kotze, es tropft schleimig von der Brille.
    »Kann ich dir helfen?« Durch die geschlossene Tür.
    »Nein, geht schon.« Noch eine Ladung.
    Der Darm drückt, kaum zurückzuhalten, es wird heiß. Verdammt das auch noch.

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