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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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hatten, das war fast lustig. Wie schon gesagt, wir reden nicht über solche Dinge, dennoch fragte sie mich damals durch die Blume, wann und wie oft es denn zum ehelichen Akt käme. Ich habe dann direkt nachgefragt, sie hat mir aber keine richtige Antwort gegeben. Ich hatte aber den Eindruck, dass da nicht viel lief und sie sich Sorgen machte. Vielleicht haben aus der Gemeinde auch schon mal Leute nachgefragt, als christliche Zuchtstute ist es nämlich angesagt, spätestens im zweiten Jahr was vorzuweisen. Nachher glaubt noch jemand, man nimmt verbotswidrig Verhütungsmittel und legt das Ganze nicht in Gottes Hand. Aber das sind jetzt natürlich Vermutungen, genau …
    Die Tür geht auf, Sonja und Mark.
    »So«, er legt einen kleinen Stapel auf den Tisch, »hier sind alle Läden, die für bedruckte Klebefolien in Frage kommen, nur im näheren Umkreis. Das können wir, kurz gesagt, vergessen. Wir haben das schon gemeinsam gemacht«, sieh an, geht doch, »aber das sind so viele, und wir haben ja nicht mal einen Wortlaut, nach dem wir suchen könnten.«
    Ein Erfolgserlebnis jagt das nächste. So wird das nichts mehr.
    Er führt als gut aussehender Mann mit einer alten Jungfer eine Ehe, in der nichts läuft, ist kaum zu Hause. Vielleicht haben Oli und Klöpper ja Recht, vielleicht spielt Sexualität doch eine Rolle. Meine Frau ist eine etwas labile Persönlichkeit, hat er gesagt. Einen Versuch ist es wert.
    »Hat einer von euch beiden’ne Stunde Zeit?«
    Der Ballon im Magen beginnt sich langsam wieder aufzublasen.

13 Uhr 02
    Wieder der helle Gong, zehn Sekunden, sie öffnet. Ihre Haare sind hinten zusammengebunden, dunkler Pullover, brauner Rock bis zu den Waden.
    »Guten Tag, Frau Michels. Mein Name ist Konstantin Kirchenberg, das ist meine Kollegin Frau Seegers. Wir waren gestern schon einmal hier.«
    »Ja.« Knapp und unsicher.
    »Wir sind vorbeigekommen, weil wir uns nur kurz mit Ihnen unterhalten wollten, ganz zwanglos...«
    »Ja aber«, sie schluckt einmal, »die Rechtsanwältin, also, ich sollte...«
    »Natürlich, Frau Michels, Sie haben das Zeugnisverweigerungsrecht, das wollen wir auch gar nicht antasten, das gilt natürlich weiterhin, aber manchmal sind die Dinge ja ein wenig komplizierter, als man denkt, vielleicht können Sie Ihrem Mann ja auch helfen. Können wir darüber einen Augenblick drinnen reden?«
    Sie macht ungelenk eine einladende Geste.
    »Der Kleine schläft?«
    »Ja.«
    »Ist ja auch mal ganz schön, so ein wenig Ruhe, so schön das ist mit so einem Kleinen.«
    Sie zeigt keine Reaktion, bittet ins Wohnzimmer, setzt sich auf die Vorderkante des Sessels.
    »Ich sagte ja schon, Frau Michels, Sie haben natürlich das Recht, sich zu all dem, was Ihren Mann betrifft, nicht zu äußern. Aber wenn Ihr Mann unschuldig ist, wie er sagt und wie Sie glauben, könnte so eine Aussage natürlich auch sehr hilfreich für ihn sein.«
    Immer noch keine Reaktion. Lebt die innerlich überhaupt?
    »Zu dem Abend können Sie ja sowieso nichts sagen, richtig?«
    Kann sie nicht.
    »Und Ihren Mann kennen gelernt haben Sie in der Kirchengemeinde?«
    »Ja«, Nicken, »er hat dort einige Sachen angeliefert. Da hatten wir miteinander zu tun.«
    »Und Sie führen eine glückliche Ehe?«
    »Ja.«
    »Das glaube ich natürlich, wenn das Familienleben durch so einen kleinen Sonnenschein noch abgerundet wird. Und Sie haben es ja auch wirklich schön hier.«
    Keine merkliche Reaktion.
    »Nur, Ihr Mann ist natürlich durch die Arbeit auch viel unterwegs, wie wir so erfahren haben, nicht wahr?«
    Stummes Nicken.
    »Na ja, so etwas kann für so eine junge Ehe ja auch mal eine Belastung sein. Wenn er immer spät nach Hause kommt, dann noch das Kind...«
    Schulterzucken.
    »Da bleibt ja für Zärtlichkeit manchmal kaum Zeit.«
    Sie rutscht auf dem Sessel hin und her, vermeidet Blickkontakt.
    »Ich will da natürlich nicht indiskret werden, Frau Michels, verstehen Sie mich nicht falsch, Sie brauchen natürlich auch dazu nichts zu sagen, aber auch in der Beziehung führen Sie eine glückliche Ehe?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Na ja, ich meine diesen ganzen großen Bereich der Zärtlichkeit und ehelichen Pflichten.«
    Sie atmet ein wenig schneller.
    »Oder gab es im Zusammenhang mit dem Kind andere Probleme? So etwas kann ja auch durchaus medizinische Ursachen haben.«
    »Es gab keine medizinischen Ursachen.«
    »Also könnten es auch sexuelle Probleme gewesen sein?«
    »Also, das sind Fragen, da...« Sie wird noch

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