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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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dass ihm oder ihr etwas aufgefallen ist, was im Zusammenhang mit unseren Ermittlungen wichtig sein könnte, und sei es auch nur die kleinste Kleinigkeit, so möge er uns das mitteilen. Vielleicht haben Sie mal ein Telefonat mitbekommen, was eigenartig war, ein Gespräch, irgendetwas, was Ihnen aufgefallen ist. Wie gesagt, es können auch Kleinigkeiten sein. Ich darf in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass Sie Zeugen in einem Ermittlungsverfahren sind und aussagen müssen, es sei denn, Sie belasten sich selbst. Menschenskind, es geht doch um Gerechtigkeit, das kann Ihnen doch nicht gleichgültig sein.«
    Aufgeschreckte Gesichter, zornige Augen mit einer Spur Ablehnung.
    »Es gibt keine Gerechtigkeit ohne Gott.« Ein alter Mann hinten links.
    »Entscheidend ist, wie jeder Mensch vor seinem Schöpfer steht, gleich, was er getan hat.« Jung, blond, schlank, vorne links.
    »Passt mal auf, Leute, kann ja sein, dass euch hier allen der Weihrauch aus der Hose steigt, aber hier geht es um einen Doppelmord, mindestens um das. Da kann doch niemandem von euch egal sein, ob der Täter gefasst wird. Wenn er es nicht war, wird das schon noch rauskommen, aber wenn er es war, verdammt noch mal, dann kann es euer alter Herr mit dem Rauschebart doch nicht wollen, dass so ein Mann frei herumläuft. Ist ja schön und gut, wenn einer beim Jüngsten Gericht sein Fett wegkriegt, aber wir leben hier immer noch in einem Rechtsstaat, und da gibt es Gesetze. Oder wer hat es ermöglicht, dass ihr die Berufe ausübt, mit denen ihr die Kohle verdient, um das alles hier zu finanzieren? Glaube, Liebe, Hoffnung, na, klasse. Tod, Schmerzen und Tränen kann ich dagegenhalten, das haben nämlich die Opfer empfunden und ihre Angehörigen, als man ihnen erzählte, dass ihre Männer ermordet im Müll gefunden worden sind. Ist euch das völlig egal?«
    Sie starren mit leisem Schrecken. Ausatmen, runterfahren. Doch ganz schön laut geworden.
    »Ich meine es ernst, meine Damen und Herrn. Für den Fall, dass Sie uns jetzt oder später noch was zu sagen haben, lege ich meine Karte hier auf das Pult. Auch scheinbar unbedeutende Nebensächlichkeiten.«
    Brehms Blick glüht, aber er ist still.
    »Wir sind jetzt noch einen Augenblick hier, während uns Herr Brehm den Arbeitsplatz von Herrn Michels zeigt. Sie können die Zeit also noch nutzen.«
    Er geht vor, seine Kaumuskeln mahlen.
    Thorsten sieht aus wie ein Kaninchen. Aber sein Lächeln verrät ihn.

16 Uhr 31
    Atze drückt seine Kippe aus, schüttelt den Kopf. Nichts Neues aus der Firma, nichts Verwertbares bei der Befragung der Leute aus der Suppenküche. Auch von Beckmann nichts.
    »Ich bin bei mir.«
    Tür zu. Ruhe. Im Radio was Klassisches, schwer, düster und schön.
    Die E-Mails.
    Dreimal verwaltungstechnischer Müll, eine Fahrzeugfahndung aus Bochum, ein paar unwichtige interne Infos.
    Draußen in den meisten Fenstern schon wieder Licht, der Himmel liegt auf den Dächern. Weit hinten über den Häusern die bläulichen Neonkonturen eines Weihnachtsbaumes. Der war gestern noch nicht da. Vielleicht auch übersehen.
    Telefon, Helmut.
    »Was gibt es, Helmut?«
    »Kannst du mal rüberkommen.« Knapp und reserviert. Wieso ist der eigentlich noch hier um diese Zeit?
    Er sitzt hinter seinem Schreibtisch, davor Frau Green-Gerber, braunes Kostüm, pinkfarbener Pullover, zornige Augen.
    »Frau Green-Gerber, ich grüße Sie. Ich dachte, wir sähen uns erst morgen.«
    »Das dachte ich auch, Herr Kirchenberg.«
    »Frau Green-Gerber ist hier, weil sie sich beschweren will.« Helmut hört sich so an, als wollte er irgendwas retten.
    »Wenn ich auch nur die Spur einer Erwartung hätte, dass schriftliche Dienstaufsichtsbeschwerden etwas brächten bei der Polizei, hätte ich eine geschrieben.«
    »Was ist passiert, Frau Rechtsanwältin?«
    »Sie können sich Ihre Ironie sparen, Herr Kirchenberg.« Sie steht auf. »Ich bin von den Eltern von Frau Michels angerufen worden und habe dann ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit ihr gehabt. Sie haben heute versucht, die Frau meines Mandanten in eine Situation zu bringen, in der sie ihr Zeugnisverweigerungsrecht aufgibt, oder sagen wir besser, in der ihr bescheuerte Andeutungen ›Sie können Ihrem Mann ja auch helfen‹ gemacht wurden, die von vorne bis hinten gelogen sind, nur um ihr vorzugaukeln, Sie wollten ihr helfen. Dabei diente das alles nur dem einen Zweck, dass sie vielleicht Aussagen macht, die sie nicht zu machen braucht.«
    »Wir haben Frau Michels mehrfach

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