Blutskizzen
Akte nehme ich mir heute oder morgen vor...«
»… aber es passt schon. Möglicherweise war beim alten Kunz wirklich nichts zu holen und Michels hat dann die Gelegenheit genutzt und Neumann genommen. Der hatte nämlich nach jetzigem Stand eventuell’ne Menge Kohle dabei.«
»Trotzdem, Konni, ich glaube, es hat entweder mit Macht zu tun. Oder, auch wenn die Handschrift sehr zurückhaltend ist, es ist ein sexuelles Motiv. Vielleicht’ne Kombination aus beiden. Auch Michels’ Geschichte könnte das hergeben.«
»Wieso?«
»Mutter muss doch reichlich Männerbekanntschaften gehabt haben, die nach Michels’ eigenen Worten nicht immer so toll für ihn waren. Vielleicht hat er da Kontakt mit Machtausübung und Gewalt gehabt. Oder es war eben ein Pädophiler dabei. Wir wissen, dass eine ganze Reihe von Pädophilen sich bewusst Mütter mit Kindern im entsprechenden Alter suchen, um so leichter an Opfer zu kommen. Gibt es reichlich Beispiele.«
»Vernehmungstechnisch kommst du an den nicht ran, der ist ziemlich abgebrüht.«
»Hast du mal Kontakt zu einem der Ermittler aus Nürnberg aufgenommen und speziell auf ein sexuelles Motiv angesprochen? Vielleicht können die noch was sagen, was nicht in den Akten steht. Manchmal ist das so.«
»Kann ich machen, ich bin für jeden Tipp dankbar. Morgen ist nämlich Haftbeschwerde.«
»Morgen schon? Blöd. Ich melde mich wieder, sobald ich’ne Idee habe.«
»Okay, bis dann, mein Lieber.«
Ein Schluck Tee.
Nürnberg. Wie hieß der Kollege? Die Akte muss hier doch irgendwo sein. Blättern. Goldbeck.
»Die Polizei in Nürnberg.«
»Ich hätte gern Ihr KK 11 gesprochen.« Sie verbindet.
»KK 11, Gröne.«
»Morgen, Kollege Gröne. Mein Name ist Konstantin Kirchenberg, wir bearbeiten hier zurzeit einen Doppelmord, und der Täter hat in eurem Bereich 84 seine erste Tat begangen, einen Mord an einem Lehrer. Ich hätte dazu ganz informell ein paar Fragen. Die Ermittlungen geleitet hat laut Akte damals der Kollege Goldbeck. Ist der zu sprechen?«
»Zu sprechen schon, aber nicht mehr hier. Der Kollege Goldbeck ist seit vier Jahren im wohlverdienten Ruhestand. Der züchtet jetzt Forellen.«
»Shit. Ist der erreichbar?«
»Eigentlich schon. Ich such dir mal die Nummer.« Rascheln im Hintergrund, leises Fluchen, er kommt zurück, nennt die Nummer. Viel Erfolg, Wiederhören.
Probieren wir es mal. Freizeichen.
»Hier ist der automatische Anrufbeantworter von Karin und Hermann Goldbeck. Wir sind nicht zu Hause. Sie können eine Nachricht hinterlassen.«
»Hier spricht Konstantin Kirchenberg. Ich bearbeite einen Mordfall, bei dem Bernd Michels verdächtigt wird. Der ist von dir im Jahre 84 schon mal festgenommen worden. Ich hätte da ein paar Fragen.«
Noch die Nummer, fertig.
Der Tee ist alle. Schmeckte richtig gut.
10 Uhr 01
Auf die Fresse, noch einen, sein Kopf schlägt zurück, los, sag was, noch einen voll auf die Nase, irgendwas gibt nach, Blut läuft wie ein Faden auf die Brust, mach endlich das Maul auf, die beiden anderen biegen ihm die Finger nach hinten, hat da was geknackt, möglich, kann man gar nicht richtig hören bei dem Geschrei, lieber Gott, hilf mir, zwei wuchtige Haken auf die kurzen Rippen, er kann kaum noch atmen, wo hast du ihnen die Knispel zugedrückt, na, komm schon, dann ist alles vorbei, du weißt nichts, nächster Finger, wieder kein Knacken zu hören bei dem Geschrei, und warum, Junge, warum, warum alte Kerle, ist doch völlig blöd, du musst es einfach sagen, vielleicht kriegst du gar nicht so viel, wenn dich einer von Mamas Freunden immer verdroschen hat oder an den Piephahn gefasst, keine Ahnung wovon wir reden, ach so, noch eine aufs Jochbein, und jetzt, wovon reden wir, los, mach endlich das Maul auf!
Er sitzt da mit Leidensmiene, als sei sie ungewollt.
»Hatten wir heute schon ein paar Mal, Herr Michels, wir haben mindestens neun Fahrten, die Sie für Ihre Firma gemacht haben, bei denen Sie mindestens dreißig Kilometer mehr gefahren sind, als die wirkliche Strecke hergibt, wir sind das nämlich abgefahren, und Sie können uns bei keiner auch nur annähernd plausibel machen, warum.«
»Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen, ich weiß es nicht. Ich habe manchmal Spaß daran, einfach über Land zu fahren, zur Entspannung. Ich arbeite eben viel, und da ist das oft das einzige bisschen Leerlauf am Tag.«
»Aber keine dieser Fahrten können Sie auch nur andeutungsweise nachvollziehen.«
»Das ist ja der Grund dafür. Ich fahre dann
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