Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Zimmer?«
    Sie hatte keine Lust, sich zu streiten. Soll er doch wenigstens irgendetwas tun. Das Wichtigste hatte er ohnehin nicht geschafft. Er hatte Bonnie nicht gefunden. »Die erste Tür oben an der Treppe. «
    Sie brachte die Pfanne zum Spülbecken und wusch sie ab. Beschäftigt bleiben. Nicht nachdenken. Weitermachen.
    »Sie hat angefangen zu essen« , sagte Quinn, als er wieder in die Küche kam. »Vielleicht war es der Schreck beim Anblick eines Fremden. «
    »Vielleicht. «
    » Und was essen Sie, Ms Duncan?«
    »Ich esse genug. Ich weiß, dass ich meine Kraft brauche. « Sie trocknete die Pfanne ab. Wenn sie nichts mehr zu tun hätte, würde sie verzweifeln. »Was wollen Sie wissen, Agent Quinn?«
    Er blickte in seine Notizen. »Ihre Tochter Bonnie ist vor einer Woche im Park verschwunden. Sie ging zum Kiosk, um sich ein Eis zu kaufen, und kam nicht mehr zurück. Sie trug ein Bugs-Bunny-T-Shirt, Jeans und Turnschuhe. «
    »Ja. «
    »Und Sie haben keine verdächtige Person in der Nähe gesehen?«
    »Niemanden. Es war viel los. Ich habe nicht erwartet, dass jemand –« Sie holte tief Luft. »Niemand Verdächtigen. Ich habe der Polizei gesagt, dass vielleicht jemand gesehen hat, was für ein süßes Kind meine Bonnie ist, und sie mitgenommen hat. Vielleicht jemand, der ein Kind verloren hat und ein anderes dafür wollte. « Sie starrte ihn an. »Und dann schauten sie mich nur so an, wie Sie das jetzt tun, und gaben beruhigende Geräusche von sich. So könnte es passiert sein. «
    »Ja, das könnte sein. « Er schwieg einen Augenblick. »Aber wahrscheinlich ist es nicht. Ich will Sie nicht anlügen. «
    »Das weiß ich. Ich bin nicht dumm. Ich bin auf der Straße aufgewachsen und weiß alles über den Abschaum, der sich dort herumtreibt. « Sie sah ihn nachdenklich an. »Aber ich darf die Hoffnung nicht aufgeben. Meine Kleine. Ich muss sie wiederhaben. Wie könnte ich ohne Hoffnung weiterleben?«
    »Dann hoffen Sie. « Seine Stimme war rau. »Und ich hoffe mit Ihnen. Wir werden jeder Spur nachgehen, um Bonnie gesund und lebendig wiederzufinden. Es gibt nichts, was ich nicht tun würde. Halten Sie sich einfach an mich und helfen Sie mir. «
    Sie glaubte ihm. Seine gefühlvolle Rede war überwältigend. Plötzlich sah er nicht mehr aus wie der junge Mann, den sie in ihm gesehen hatte, als er die Küche betrat. Er wirkte hart, reif und überaus fähig. »Natürlich helfe ich Ihnen. « Sie wandte den Blick ab, als sie die Pfanne in den Schrank zurückstellte. »Ich habe Angst, wissen Sie« , sagte sie stockend. »Ständig habe ich Angst. Meine Mutter hat aufgegeben und sich einfach ins Bett zurückgezogen, aber das kann ich nicht. Ich muss weiterkämpfen. Solange ich kämpfe, habe ich die Chance, Bonnie wiederzufinden. «
    Er nickte. »Dann kämpfen wir gemeinsam. Ich bleibe bei Ihnen, bis wir das durchgestanden haben. « Er hielt inne. »Wenn Sie es zulassen. «
    Gemeinsam.
    Plötzlich fühlte sie sich etwas weniger einsam. Nichts konnte die brennende Furcht dämpfen, aber es war tröstlich, sie zu teilen. Langsam nickte sie. »Das wäre außerordentlich nett. Danke, Agent Quinn. «
     
    Aber nicht im Traum hätte sie sich vorstellen können, dass Joe so lange Zeit bei ihr bleiben musste, um ihr bei der Suche nach Bonnie zur Seite zu stehen. Sie starrte in die Dunkelheit. Damals, als ihr Leben die reinste Hölle war und um sie herum die Welt zusammenbrach, war er alles für sie gewesen: Freund, Bruder, eine dauerhafte Stütze. Er wies jeden an, nach Bonnie zu suchen, dann kümmerte er sich um Eves geistige Gesundheit, als sie allmählich begriff, dass ihre Tochter tot war, ermordet und irgendwo verscharrt, wo Eve sie nie finden würde.
    Ja, sie schuldete ihm mehr, als er je ahnen würde. Was auch immer in Joes Leben aus dem Gleichgewicht geraten war, sie musste ihm dabei helfen, es wieder in Ordnung zu bringen.
     
    Das ist alles Blödsinn, dachte Joe und schaltete die Kaffeemaschine an. Vergiss es. Geister gab es nicht. Und übersinnliche Kräfte auch nicht.
    Auch wenn er Megan in dieser Zeit im Sumpfgebiet kurzzeitig geglaubt hatte, nach seiner Rückkehr nach Atlanta war er wieder zur Vernunft gekommen.
    Bis er geglaubt hatte, Bonnie Duncan zu sehen. Bis ihm Nancy Jo Norris einen Besuch abgestattet hatte.
    Und falls das Halluzinationen gewesen waren, dann blieb immer noch die Tatsache, dass er offenbar von der Rolle war. Er würde wohl zum Polizeipsychiater marschieren müssen und sich von dem Typen Beruhigendes

Weitere Kostenlose Bücher