Blutspiele
will ich es wissen. Was haben Sie über Jelak herausgefunden?«
»Es ist noch etwas vage. Ich habe versucht, mir ein Bild zu machen, aber was wir bis jetzt haben, basiert lediglich auf den Informationen der Kreditkartenfirma. Wir haben die Spur bis Illinois zurückverfolgt.« Er hielt inne. »Vor drei Wochen hat er in einem Motel außerhalb von Bloomburg eingecheckt.«
Sie erstarrte. »Bloomburg? Dort haben wir die Spur von Henry Kistle aufgenommen. Sie sagen, er war dort?«
»Laut Visa.«
»Kistle und Jelak? Gibt es eine Beziehung zwischen den beiden? Hat Kistle auch dort gewohnt?«
»Nein, er hatte eine Wohnung in der Stadt gemietet. Wir sind uns nicht ganz sicher, aber bisher scheint es nicht so, als hätten sie miteinander in Kontakt gestanden.«
»Warum war Jelak dann dort? Dafür muss es doch einen Grund geben.« Sie dachte nach. »Ich vermute, sie waren Partner. Sie haben Atlanta nach Bonnies Tod um dieselbe Zeit verlassen.«
»Aber ich hatte ausführliche Berichte über Kistle. Jelak wurde in keinem davon erwähnt.«
»Aber Sie haben auch nicht darauf geachtet, ob er darin vorkommt. Warum hätten Sie das auch tun sollen? Doch wieso sollte er sonst plötzlich in Bloomburg auftauchen, wenn er nicht irgendetwas mit Kistle zu tun hatte?«
»Wenn ich das wüsste, würde ich nicht noch weiterforschen, und Quinn würde mich inzwischen lieben wie seinen eigenen Bruder.«
»Bruder Kain vielleicht.«
»Der war gut.« Montalvo lachte. »Aber der Vergleich stört mich nicht. Das war eine sehr interessante Beziehung.« Er fügte hinzu: »Jelak hatte außer dem Motel noch eine weitere Abbuchung von der Kreditkarte. Er hat eine Wochenmitgliedschaft im Gold-Fitnesscenter bezahlt. Aber dann ist er nur zweimal hingegangen.«
»Ein Fitnesscenter?«
»Das fand ich auch ein bisschen seltsam. Insbesondere, weil einer der Besuche während der Zeit stattfand, als wir alle in der Stadt waren, um Kistle zu jagen.«
Es war eine seltsame und gruselige Vorstellung, dachte sie, dass Jelak so lange Zeit ruhig sein Leben weitergeführt hatte, möglicherweise nur wenige Meilen von ihrem Wohnort entfernt, ohne dass sie von seiner Anwesenheit etwas geahnt hätte. Sie war vollständig auf Henry Kistle fixiert und nicht darauf gefasst gewesen, dass im Schatten eine andere, womöglich noch größere Bedrohung lauerte. »Und das alles haben Sie Joe erzählt?«
»Jedes Detail. Aber ich war ihm nur wenige Schritte voraus. Er hat mir gesagt, er habe Anweisung gegeben, Jelaks Kreditkarteninformationen bis zum Zeitpunkt der Anschaffung der Karte zurückzuverfolgen. Er sollte den Bericht jeden Moment bekommen.« Montalvo machte eine kurze Pause. »Ich habe gefragt, ob ich den Bericht sehen kann. Schließlich wäre so ein Informationsaustausch nur fair. Zu meiner Überraschung war Quinn einverstanden. Ich bin wohl davon ausgegangen, dass er mich außen vor lassen würde.«
»Nicht bei Jelak. Das geht ihm zu nah.«
»Wie nah, Eve?«, fragte er sanft. »Warum erzählen Sie mir das nicht?«
Sie zögerte. Aber wie er gesagt hatte, es war nur fair, ihn ebenfalls auf dem Laufenden zu halten. »Haben Sie von dem Mord an Nancy Jo Norris gehört? Hier in unserem Haus wurde ein Gegenstand hinterlassen, der als Drohung gemeint war und einen Bezug zu dem Mord an dem Mädchen hat. Warum sollte ihr Mörder ausgerechnet mich ins Visier nehmen? Als wir erfuhren, dass Jelak in der Gegend ist, wussten wir, dass es kein Zufall sein konnte.«
Montalvo stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist wirklich überdeutlich.« Einen Moment war er still. »Und mir gefällt nicht, dass er in die Nähe Ihres Hauses gekommen ist. Ich werde Miguel schicken, damit er ein Auge darauf hat.«
»Ich brauche Miguel nicht. Fast direkt vor meiner Tür parkt ein Polizeiwagen. Und ich habe Joe.«
»Der damit beschäftigt ist, Jelak zu finden«, sagte Montalvo. »Ich denke darüber nach. Aber ich schicke Miguel möglicherweise trotzdem. Wenn Sie nicht wollen, dass ich selbst komme?«
»Nein.«
»Das habe ich mir gedacht. Ich werde Sie anrufen, sobald ich weitere Neuigkeiten habe.« Er legte auf.
Das fehlte ihr gerade noch, Montalvo, der sich in der Umgebung des Hauses herumtrieb. Die Situation zwischen Joe und ihr war schon angespannt genug, und in Montalvos Gegenwart war Joe stets kurz davor zu explodieren.
»Schon wieder Montalvo?« Jane kam aus dem Schlafzimmer. »Du hast immer den gleichen Gesichtsausdruck, wenn du mit ihm telefoniert hast. Es gelingt ihm fast immer,
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