Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Zeichen, dass sie still sein sollten, und bedeutete ihnen, ihr zu folgen. »Tut mir leid«, sagte sie, als sie in der Küche standen. »Er ist nicht gerade bester Laune. Ich wollte euch nicht seinen bösartigen Bemerkungen aussetzen.«
    »Warum tust du dir das an, Patty?«, wollte Jane wissen.
    »Das bin ich ihm schuldig. Er war nicht immer so. Ich kann mich erinnern, als ich ein Kind war, da war er …« Sie schnitt eine Grimasse. »Na ja, richtig nett war er nie, aber er hat mich aufgenommen, als meine Eltern sich getrennt haben, und hat sein Bestes gegeben. So schlimm ist es erst, seit er krank wurde.« Sie ging ans Spülbecken und wusch die Karaffe aus. »Aber das wollt ihr doch alles gar nicht wissen. Warum seid ihr hergekommen?«
    »Wir wollten sichergehen, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist«, sagte Eve. »Sie gehen nicht an Ihr Handy.«
    »Ich habe es nicht. Als ich gestern damit telefoniert habe, hat Großvater einen Tobsuchtsanfall bekommen, und ich musste es ihm geben, um ihn zu beruhigen.«
    »Warum war er so wütend?«
    Patty wandte den Kopf und grinste. »Ich habe mit Charlie Brand geredet. Er hat mich angerufen und mich für morgen Abend zum Essen eingeladen.«
    »Charlie?« Jane lächelte. »Gut. Ich wusste doch, dass er dich mag.«
    »Und ich mag ihn auch. Wir haben uns eine Viertelstunde lang unterhalten, ehe Großvater Schluss damit gemacht hat.«
    »Sie sollten nicht zulassen, dass er Ihnen das Telefon wegnimmt«, sagte Eve. »Dazu hat er kein Recht.«
    Sie zuckte die Achseln. »Es ist einfacher, ihm seinen Willen zu lassen. Dann hat er das Gefühl, noch immer Macht zu besitzen. Das ist das Traurige daran, wenn man alt und krank ist. Jeder außer einem selbst scheint Macht zu haben. Ich lasse es ihm normalerweise ein bisschen, und irgendwann gehe ich in sein Zimmer und hole es mir wieder.«
    »So viel Geduld wie du könnte ich nie aufbringen«, sagte Jane. »Er hat es noch immer?«
    »Ich habe es nicht gebraucht. Während des Unwetters wollte Großvater, dass ich mich zu ihm setze. Wir hatten gestern Nacht einen Stromausfall. Offenbar ist irgendein Kabel kaputt.«
    »Könnte es sein, dass deshalb dein Festnetztelefon nicht funktioniert?«
    »Vielleicht. Als ihr gekommen seid, war ich draußen und wollte gerade das Erdkabel überprüfen.« Sie runzelte die Stirn. »Es kommt mir etwas seltsam vor. Ich muss mich noch einmal drum kümmern, wenn ich Großvater beruhigt habe.«
    »Überlassen Sie das der Elektrizitätsgesellschaft«, sagte Eve.
    »Ich bin vorsichtig. Ich wollte nur sichergehen, dass es nicht etwas Simples ist, was ich selbst richten kann.«
    »Patty! «
    »Ich komme schon!«, rief sie. »Ich bringe ihm besser seinen Saft.«
    »Wir gehen dann auch wieder«, sagte Jane. »Wir wollten nur schauen, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
    »Was sollte denn sein?« Dann nickte sie. »Ach, diese ganzen Polizeifahrzeuge in der Straße. Ich habe mich schon gefragt. Ist irgendetwas Scheußliches passiert?«
    »Etwas sehr Scheußliches«, sagte Jane. »Versprich mir, dass du dir dein Telefon von deinem Großvater zurückholst, damit du uns erreichen kannst.«
    »Natürlich.«
    »Und halte die Türen geschlossen und sei vorsichtig.«
    Patty stieß einen leisen Pfiff aus. »Dann muss das schon sehr hässlich sein. Und es hat wohl etwas damit zu tun, dass Charlie dir gestern Abend hinterhergefahren ist?«
    »Stimmt.« Sie holte Luft. »Ich habe befürchtet, dass ich dich da mit hineingezogen habe. Der Mistkerl könnte dich mit mir gesehen haben.«
    »Und das würde mich zum Zielobjekt machen?«
    »Wir wissen es nicht«, erklärte Eve. »Aber wir vermuten, es wäre möglich.«
    »Dann seid ihr hier, um mich zu retten.« Patty lächelte plötzlich. »Könntet ihr das nächste Mal bitte Charlie schicken? Dann hätte ich auch noch etwas davon.«
    Jane kicherte. »Ich bitte Joe, sich darum zu kümmern.« Ihr Lächeln verschwand. »Wenn dein Großvater ihn ins Haus lässt. Gehst du mit Charlie essen?«
    »Ja, natürlich. Die wirklich wichtigen Kämpfe führe ich schon. Ich weiß, du hältst mich für einen Feigling, aber ich nehme mir, was ich brauche.«
    »Das scheint nicht allzu viel zu sein«, bemerkte Jane trocken.
    »Ich habe mir das so ausgesucht, Jane«, erklärte Patty gelassen. »Irgendwann muss jeder von uns entscheiden, was er für einen sinnvollen Zweck aufgeben will. Wir alle haben Eltern oder Großeltern oder Kinder, die uns brauchen könnten. Das sind manchmal schmerzliche Entscheidungen. Man

Weitere Kostenlose Bücher