Blutspiele
kommen.«
»Das ist nicht sehr beruhigend.«
»Ich bin nicht hier, um Sie zu beruhigen, sondern um Jelak zu töten. Auch wenn Ihnen das vielleicht eine Beruhigung sein könnte.«
»Und warum glauben Sie, dass Sie Joe am Tatort helfen könnten?«
»Ich spüre Jelak, wenn ich in seiner Nähe bin.«
Eve zog die Augenbrauen hoch. »Tatsächlich?«
»Oh ja.« Plötzlich fuhr er herum und sah Jane an. »Sie glauben mir, nicht wahr?«
»Ich glaube, dass das möglich ist«, meinte Jane vorsichtig. »Eigentlich ist das nicht viel mehr als ein primitiver Instinkt. Es gibt viele Leute, die etwas … spüren.«
Er lächelte. »Wie Sie?«
Sie antwortete nicht. »Wie sicher wissen Sie, dass Jelak in der Nähe ist?«
»Mit absoluter Sicherheit. Wenn nicht zu viele andere Menschen in der Umgebung sind, die ablenken. Inmitten von Städten oder bei großen Wohngebäuden habe ich Schwierigkeiten.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich werde mich mit Ihrem Joe nicht darüber streiten, ob ich mitkommen darf oder nicht. Ich bezweifle, dass sich Jelak noch im Piedmont Park herumtreibt. Er ist nicht die Art Serienkiller, der sich seinen Kick holt, indem er das Auffinden seines Opfers beobachtet. Er hat sich seinen Kick schon durch das Blut geholt.«
»Kick?«, fragte Eve. »Was meinen Sie damit?«
»Er ist davon überzeugt, dass ihm das Blut von gerade getöteten Menschen Kraft gibt, ihm frische Energie verleiht.« Er zuckte die Achseln. »Vermutlich hatte dieser letzte Mord wenig bewirkt bei ihm. Da ging es mehr darum, sich zu zeigen. Er wird noch immer Hunger auf etwas Gehaltvolleres haben.«
Jane schnitt eine Grimasse. »Sie beschreiben ihn wie einen Kannibalen.«
»Es gibt Ähnlichkeiten. Auch Kannibalen verzehren ihre Opfer, um deren Kräfte zu absorbieren.«
Eve erstarrte. »Ist das so bei ihm? Glaubt er, dass das Blut dieser armen Menschen deren Kraft auf ihn überträgt?«
Caleb nickte. »Darum sucht er sie sich gut aus. Jeder Mord ist ein weiterer Schritt auf das Ende des Spiels hin. Aber wenn das Opfer besonders stark oder intelligent ist, dann kann der Schritt riesig sein.«
»Das Spiel?«, wiederholte Eve. »Das ist ein Spiel für ihn?«
»Natürlich. Das Spiel aller Spiele. Es hat vor so vielen Jahren in Fiero begonnen und wird nicht gewonnen sein, ehe er nicht das erreicht hat, was er für seinen persönlichen Zenit hält.« Calebs Mund wurde schmal. »Oder ich den Mistkerl umbringe.«
»Das ist Ihnen offenbar in den letzten zehn Jahren nicht gelungen«, bemerkte Jane trocken. »Ich möchte mehr wissen über –«
»Ich verschwinde dann.« Joe kam aus dem Schlafzimmer und schlüpfte in seine Jacke. »Ich rufe dich an, wenn ich etwas weiß, Eve.« Er warf Seth Caleb einen Blick zu. »Und Sie verschwinden nicht, Caleb. Wenn ich Sie das nächste Mal treffe, werde ich alles über Ihren Hintergrund wissen. Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen.«
»Nein, das sind Sie nicht«, bestätigte Caleb. »Sie haben gar keine Vorstellung, wie wenig Sie mit mir fertig sind. Ich gebe Eve die Nummer meines Handys.« Er ging auf die Tür zu. »In der Zwischenzeit werde ich selbst ein bisschen herumtelefonieren, um festzustellen, wo Jelak als Nächstes auftauchen könnte.« Er lächelte. »Und ich werde freigiebiger mit meinen Informationen sein als Sie.«
»Ich werde Ihnen alles erzählen, wenn Sie mir beweisen, dass Sie mehr als nur diesen Unsinn über Vampire zu bieten haben«, sagte Joe und ging ebenfalls zur Tür. »Wenn Sie eine Idee haben, wie wir seine spezielle Verrücktheit nutzen können, um ihn zu erwischen, dann reden wir weiter.«
»Na, na, na, Sie haben mir nicht zugehört. Ich habe nie gesagt, er sei ein Vampir. Er möchte nur einer sein.«
»Was auch immer.« Joe stieg bereits die Stufen der Veranda hinab.
Caleb griff in sein Jackett und reichte Eve eine Karte. »Meine Handynummer. Rufen Sie mich an, wenn Sie mich brauchen.«
»Ich werde Sie nicht brauchen.«
»Das kann man nie wissen. Oder wenn Sie mit mir sprechen oder mir Fragen stellen wollen. Ich bin offen für alles.«
Sie starrte ihn eine Weile lang an und schüttelte dann den Kopf. Es war unmöglich festzustellen, was sich hinter seinem ausdruckslosen Gesicht befand, es konnte Tausende von Geheimnissen bergen. »An Ihnen ist gar nichts Offenes, Caleb.«
Er lächelte. »Sie haben natürlich recht. Aber für Sie würde ich mir Mühe geben.« Dann wandte er sich zum Gehen. »Einen schönen Tag, die Damen. Ich bin sicher, wir sehen uns bald
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