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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesehen, doch wir gingen einfach davon aus, daß sie uns verfolgte.
    Unsichtbar blieb sie uns auf den Fersen. Sie nutzte den Schutz der Dunkelheit aus. Sie brauchte sich nicht auf zwei Beinen über die schmalen Gehwege oder die Brücken zu bewegen, sie konnte schweben, und es spielte für sie keine Rolle, wie hoch oder tief sie über den Boden hinwegglitt.
    Wir hatten festgestellt, daß wir in einer Sackgasse gelandet waren. Eine Hausfront – die Rückseite – beendete unseren Weg. Die Fenster sahen aus wie hineingestanzte Löcher. Auf dem Wasser dicht unterhalb der ersten Fensterreihe dümpelten Boote wie träge, übergroße Nußschalen und ließen sich von den Wellen schaukeln.
    Dennoch gab es für uns eine Chance. Wir brauchten den Weg nicht zurück, weil eine schmale Brücke über den Kanal führte. Und auch dort ging es weiter.
    »Da können wir durch«, sagte Suko, als er vor mir die Brücke betrat.
    Wenig später spürte auch ich die feuchten Steine unter meinen Sohlen, sah vor mir das Steingeländer, ging einige Schritte und blieb ungefähr auf der Mitte der Brücke stehen, weil auch Suko dort angehalten hatte.
    Er blickte sich interessiert um. Mal schaute er auf das dunkle Wasser, dann auf die Häuser. Er war es, der die Maske ebenfalls suchte.
    »Ich sehe sie nicht.«
    »Aber sie ist da.«
    »Du spürst sie?«
    »Ja und nein.« Ich zog meine rechte Hand aus der Tasche. Dort hatte ich sie zur Faust geballt gehabt, weil sie mein Kreuz umschloß. Suko schaute zu, wie ich die Finger streckte. Er sah das schimmernde Kreuz, aber keine Reflexe, die darüber hinwegglitten.
    »Nur Wärme?«
    Ich nickte bedächtig.
    Das überzeugte ihn nicht. »Kannst du dich nicht geirrt haben? Die Wärme muß nicht unbedingt durch das Metall abgegeben worden sein, sie kann auch von deiner Haut stammen.«
    »Dann wäre sie anders. Das Kreuz hat sich erwärmt, und ich spüre ja, wie es sich auf einen bestimmten Punkt konzentriert. Sie ist in der Nähe, das weiß ich. Nur traut sie sich nicht, uns direkt anzugreifen. Nach dem Grund frag mich bitte nicht.«
    »Angst…?«
    »Eher Vorsicht.« Ich schaute über das Geländer hinweg. Unter uns
    ›lebte‹ der Kanal. Das Wasser war nicht ruhig. Es schmatzte und gurgelte. Nur wenige Lichtreflexe verirrten sich auf seine Oberfläche. Wir hörten Tritte und schauten nach rechts.
    Zwei dunkel gekleidete Frauen hatten die Brücke betreten. Aus dieser Entfernung sahen sie aus wie Nonnen. Später sahen wir, daß es schon sehr alte Frauen waren, die sich in ihre dunkle Winterkleidung gehüllt hatten.
    Wir nickten ihnen zu, als sie uns passierten, und hörten ihre leisen Stimmen.
    Danach waren wir wieder allein, und es paßte uns beiden nicht, daß einfach nichts passiert war. Das wollten wir nicht hinnehmen, aber wir waren auch realistisch genug, um einzusehen, daß es nicht viel brachte, wenn wir durch die Stadt stromerten und darauf lauerten, daß sich die Maske endlich zeigte.
    Suko sprach seine Gedanken aus. »Dann können wir auch im Hotel warten und hoffen, daß uns Claudia Ferrini etwas erzählt.«
    »Ist eine Möglichkeit«, gab ich zu.
    »Auch akzeptabel?«
    »Ja.« Ich wies auf das andere Ende der Brücke. »Laß uns dort durch die kleine Gasse gehen und dann irgendwann nach rechts. So müßten wir das Hotel wieder erreichen.«
    »Versuchen wir es.«
    Suko ging wieder vor. Ich blieb dicht hinter ihm. Natürlich drehte ich mich des öfteren um, aber zu sehen bekam ich nichts. Zumindest keine Maske. Zudem hatte ich den Eindruck, daß der Kontakt schwächer geworden war. Das Kreuz kühlte sich wieder etwas ab.
    Wir liefen auf die schmale Gasse zu, an deren Ecke noch ein einsames Moped parkte. Es war durch eine Kette mit einem Metallhaken in der Wand verbunden.
    Wir betraten die Gasse. Schon zuvor war uns der schwache Lichtschein aufgefallen. Er konzentrierte sich ungefähr in der Mitte dieses schmalen Durchgangs. Aber es war kein helles Licht, mehr eines, das Schatten produzierte. Von der rechten Seite her fiel es durch ein Fenster oder Schaufenster.
    Es war ein Schaufenster. Wir sahen es, als wir davor stehenblieben und zunächst zurückzuckten, denn was hinter der Scheibe ausgestellt war, glotzte uns aus verschieden großen Augen und auch Mäulern an.
    Hier wurden Masken verkauft!
    Masken und Kostüme. Manche schillernd, andere düster, viele farbig, auch gefleckt, hängend, liegend oder einfach nur so wirkend, als wären sie dahingeworfen.
    Dicht hinter der Scheibe sahen wir die

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