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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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grellgeschminkte Maske eines Clowns, von dessen Augenrändern sich dunkle Tränen lösten und an den Wangen entlangrannen.
    »Masken«, murmelte Suko, »wie sinnig.« Dann fiel ihm auf, daß ich nichts sagte, und er wollte den Grund wissen.
    »Den kann ich dir sagen. Es liegt an meinem Kreuz.«
    »Hat es sich erwärmt?«
    »Stärker als zuvor.«
    In Sukos Augen blitzte es. »Das bedeutet, daß wir die Maske hier irgendwo finden können.«
    »Möglich.«
    »Im Laden?«
    Ich verzog den Mund. Es wäre wirklich sehr überzeugend und auch seltsam sowie motivierend gewesen, wenn es tatsächlich zuträfe.
    Jedenfalls war ich bereit, das Geschäft zu betreten, auch wenn ich von draußen keinen Kunden oder Verkäufer sah, der sich dort bewegte. Es war zudem ziemlich schwer, durch die Lücken und an den ausgestellten Gegenständen vorbei in das Innere zu schauen.
    »Laß uns hineingehen«, schlug Suko vor. Er hatte die Überlegung wohl an meinem Gesicht abgelesen.
    »Falls es geöffnet ist.«
    »Werden wir gleich haben«, sagte er, war mit drei Schritten an der Tür und drückte die Klinke nach unten. Er hatte den Kopf nach rechts gedreht. Ich sah das Lächeln auf seinem Gesicht, dann stieß er die Tür nach innen, wobei für einen Moment ein helles Glockenspiel erklang und ein Lied aus der Operette ›Eine Nacht in Venedig‹ intonierte.
    Ich betrat hinter Suko den Laden, und wir beide gerieten hinein in die Welt der Kostüme und Masken. Hier war der Karneval von Venedig irgendwo lebendig, auch wenn sich keine Maske und kein Kostüm bewegte und alles in einer schon tragischen Ruhe dalag.
    Der Besitzer konnte die Kunden höchstens paarweise oder zu viert hereinlassen, mehr Platz war nicht vorhanden. Die besonderen Kostüme hatten auch besondere Plätze bekommen. Sie waren den Schaufensterpuppen übergestreift worden, wobei diese noch ihre Gesichter geschminkt hatten oder sie durch die unterschiedlichsten Masken verdeckten. Die Damen durch kleine, leichte und elegant wirkende. Die Herren waren zumeist mit kämpferisch anmutenden versehen oder mit Masken bestückt, die ein abstoßendes, dämonisches Flair verbreiteten.
    Wir entdeckten einen Verkaufstresen, wo noch eine altmodische Klingelkasse aus Metall stand.
    Nur den Besitzer oder einen Verkäufer sahen wir nicht.
    Nicht alle Lampen brannten. Viel Schatten verteilte sich in diesem Geschäft, und wenn Licht abstrahlte, dann gezielt auf verschiedene und auch besondere Kostüme.
    Neben einem prächtigen Dogengewand blieb ich stehen und holte das Kreuz aus der Tasche.
    Als Suko es auf meiner offenen Handfläche liegen sah, kam er näher und tippte es in der Mitte mit dem Finger an.
    »Und?« fragte ich.
    Er nickte mir zu. »Du hast recht, denke ich. Es… es hat sich wohl erwärmt.«
    »Genau. Irrtum ausgeschlossen. Also muß sich die Maske hier in der Nähe befinden. Vielleicht hier im Laden. Es ist zudem ein Ort, der ihr vom Ambiente entgegenkommt.«
    »Kein Widerspruch.«
    »Ich frage mich nur, warum die Tür nicht verschlossen wurde.«
    »Ganz einfach, John. Man wollte, daß wir kommen.«
    »Dann soll man sich auch zeigen.«
    Wir durchsuchten den Laden. Hinter der Tür war er noch relativ breit, aber in der Tiefe lief er schmaler zu und wurde durch deckenhohe Regale, in denen allerlei Karnevalskrempel lag, noch schmaler gemacht, kaum schulterbreit.
    Hier schimmerte auch kein Licht, und deshalb sahen wir wahrscheinlich den hellen Streifen, der sich flach am Boden abzeichnete, kaum breiter als ein Streichholz, dafür aber länger.
    Wir näherten uns dem Lichtstreifen auf leisen Sohlen, sahen die schmale Tür in der Wand, gegen die Suko als erster sein Ohr legte und dabei in die Knie ging.
    Ich wartete dicht hinter ihm. Einige Sekunden später richtete er sich auf.
    »Es ist was zu hören, John.«
    »Und was?«
    »Tritte, glaube ich.«
    »Normale?«
    »Denke schon.« Suko sah, daß ich mein Kreuz anschaute und es auch befühlte. »Was ist damit?«
    »Es hat sich nicht verstärkt.«
    »Laß uns nachschauen.«
    Da die Eingangstür nicht verschlossen gewesen war, gingen wir davon aus, auch vor einer offenen Rücktür zu stehen. Die schmale Klinke verschwand unter Sukos Hand, und einen Augenblick später drückte er die Tür auf.
    Das Licht war nicht besonders hell, es kam uns nur so vor, weil wir aus dem Dunkel traten. Und wir waren von der Größe des Raumes überrascht, ebenfalls von dem Erkerfenster, so daß wir den Eindruck bekamen, einen Anbau betreten zu haben, der über

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