Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte ihre Feinde gefunden, und ihre Feinde hatten sie nicht bemerkt.
    Dabei wäre es so leicht für sie gewesen. Sie hätten nur die Köpfe heben und in die Höhe schauen müssen, dann hätten sie ihren Feind entdeckt, der über ihnen schwebte und mit dem Schatten der Hotelfassade verschmolz.
    Sie taten es nicht. Sie gingen auch nicht wieder zurück und bewegten sich so, wie sie es sich besser nicht hätte vorstellen können. Beide Männer verließen den Bereich des Hotels.
    Venedig war dunkel, es würde immer dunkler werden, je mehr Zeit verstrich, und das genau war ihre Chance. Sie nahm die Verfolgung auf…
    ***
    Der Mann an der Rezeption hob ab, als er das Summen des Telefons vernahm. Er meldete sich, lauschte der weiblichen Stimme, die nach zwei bestimmten Gästen fragte, und hatte kaum die Namen der Männer gehört, als er auch schon bedauern mußte.
    »Es tut mir leid, Signora Ferrini, aber die beiden Herren haben das Hotel verlassen.«
    »Wann?«
    »Es ist noch nicht lange her, ein paar Minuten vielleicht.«
    »Sind sie noch zu erreichen?«
    »Ich werde nachsehen lassen.«
    »Danke.«
    Der Mensch winkte einen Pagen herbei, erklärte ihm in einem Satz das Problem, und der junge Mann wischte davon. Er kehrte wenig später etwas atemlos allein zurück.
    »Nicht gefunden.«
    »Gut.« Der Mann drückte den Hörer an sein anderes Ohr und teilte der Anruferin die negative Nachricht mit.
    »Das ist schade.«
    »Soll ich eine Nachricht hinterlassen, daß Sie angerufen haben, Signora?«
    »Nein, nicht nötig. Wahrscheinlich werde ich selbst kommen. Aber sagen können Sie es ihnen, wenn Sie die beiden zufällig bei ihrer Rückkehr sehen sollten.«
    »Selbstverständlich, Signora.« Der Mann kritzelte eine Notiz auf den Block und wollte sich verabschieden, doch Claudia Ferrini hatte bereits aufgelegt.
    Das tat er dann auch.
    ***
    Ein Abend in Venedig!
    Schattig, grau, leicht unheimlich. Eine kühle Luft, die mit Gefühlen angereichert war, wie ich zumindest meinte. Aber Gefühle rochen nicht, und es schwebte ein seltsamer Geruch über dem Wasser und zwischen den Häusern.
    Ich hatte mal gelesen, daß Venedig rund hundertsechzig Kanäle besitzt.
    Seit Jahrhunderten dienten sie als Kanalisation, und das hatte sich auch bis heute nicht geändert.
    Die Kanäle müssen all das aufnehmen, was durch die Abflüsse hineingeleitet wird. Mangels regelmäßiger Ausbaggerungen drohen die Kanäle zu verstopfen, und das im Rhythmus der Gezeiten auf- und ablaufende Wasser schaffte es nicht mehr, all den Abfall zurück in die Adria hinauszuspülen.
    Folge davon: der Gestank.
    Das aber schien hier niemanden zu stören. Deshalb zog kein Einheimischer weg, deshalb kam kein Tourist weniger. Es gab wohl keine Stadt der Welt, die über Jahrhunderte hinweg ihren Charme und ihr Flair so hatte festigen können. Und Venedig im Sommer war natürlich ein Traum, den sich noch immer Hunderttausende erfüllten, auch wenn die Goldene Zeit der Stadt längst vorbei war und nur mehr aus Geschichte bestand. Das 14. Jahrhundert war für Venedig die Zeit der Hochblüte gewesen. Da hatte es sich gegen Genua durchgesetzt und war zur führenden Macht des Mittelmeers geworden. Eine Metropole der Weltwirtschaft.
    Umschlagplatz für Gewürze, Seide, Drogen, Wein und Öle.
    Wir hatten uns vom Hotel entfernt und auch von den großen Palazzi, die die Ufer des Canale Grande säumten. Wir tauchten ein in das Venedig seiner Bewohner, in die stille Stadt, die zu dieser Jahreszeit den Namen tatsächlich verdiente.
    Dafür bekamen wir etwas von dem modernen Venedig mit, denn hinter den zahlreichen erleuchteten Fenstern schimmerten oft die wechselnden Bilder der Mattscheiben. Hin und wieder wehten uns die Stimmen oder Musikfetzen aus offenstehenden Fenstern entgegen. Auf den zahlreichen schmalen Baikonen hielten sich dagegen nur wenige Menschen auf. Selbst die Wäscheleinen waren leer, denn bei dieser feuchten Witterung trocknete die Wäsche nicht.
    Brücken und Stege führten tiefer in diese Welt hinein. Hin und wieder sahen wir größere Lichtfelder, die gegen die tiefen Schatten ankämpften.
    Ihr Schein drang zumeist aus den kleinen Kneipen und Restaurantfenstern nach draußen, als wollte er sagen: Kommt, hier ist es warm und gemütlich. Hier gibt es zu essen und zu trinken.
    Das alles kriegte ich nur am Rande mit. Suko erging es wohl ebenso. Wir waren einfach zu gespannt, schauten uns immer wieder um, denn wir waren auf der Suche nach der Maske.
    Wir hatten sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher