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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Rotweingläsern. Doch heute war sie schlaff und dünn, mit kaum genügend Inhalt, als dass sie würde stehen können.
    Wann hatte es bloß angefangen, dass das Schreiben so schwierig wurde? Wann war aus der Freude am Erfinden harte Arbeit geworden, die Erfüllung seines Traums zur Tortur?
    Stundenlang saß er am Schreibtisch, lief auf und ab, setzte sich wieder vor den Spiralblock, doch die Seiten blieben leer. Die weißen, blau linierten Blätter schienen ihn einfach nur anzustarren und sich über ihn lustig zu machen.
    »Achten Sie besser auf sich, Sie wissen doch, dass die Veranlagung für Herzerkrankungen bei Ihnen in der Familie liegt. Wie alt war Ihr Vater? Achtundsechzig? Neunundsechzig?«
    Er hatte nur genickt und darauf verzichtet, ihn zu korrigieren. Sein Vater war mit dreiundsechzig an einem Herzanfall gestorben. Er war nur zwanzig Jahre älter als er heute. Ja, wenn er zurück wäre, würde er sich einen neuen Arzt suchen.
    Er konzentrierte sich auf die Straße, da er schon wieder in einen Baustellenbereich kam. Eine endlose Schlange roter Punkte, Rücklichter, so weit das Auge reichte. Noch ein Stau.
    So würde er nie zum Platte River State Park kommen. Aber warum sollte er sich unnötigen Stress bereiten? Er hatte die Hütte für zwei Wochen gemietet. Wozu sollte er sich abhetzen, wenn er vielleicht doch nur dort saß, auf den glitzernden See starrte und feststeilen musste, dass er ihn nicht mehr inspirierte? Aber so weit durfte es nicht kommen. Es musste jetzt endlich der Umschwung kommen, dieses Mal wollte er es wissen.
    Inzwischen konnte man meinen, die Überholspur sei zur Standspur geworden, und ein Ende des Staus war nicht in Sicht. Dafür begannen sich im Westen Gewitterwolken aufzutürmen. Auch das noch. Er hatte gehofft, noch etwas Zeit zum Angeln zu haben, bevor Tommy kam. Kaum zu glauben, dass sein Freund, der sonst mit allen Wassern gewaschene Detective Tommy Pakula, noch nie Angeln gewesen war.
    Endlich mal etwas, das er
ihm
zeigen konnte. Gewöhnlich war es umgekehrt. Tommy war seine Quelle, wenn er Einzelheiten über kriminalistische Ermittlungen brauchte, um die Polizeiarbeit in seinen Krimis glaubwürdig und authentisch schildern zu können.
    Der Motor des Saab wurde heiß. Andrew überlegte, ob er die Klimaanlage ausschalten solle, doch dann stellte er zwei Düsen so ein, dass ihm die kühle Luft direkt ins Gesicht blies, und lehnte sich zurück. Er musste sich entspannen. Seine Schulter schmerzte, daran hatte er sich inzwischen schon fast gewöhnt, aber heute fühlte sich zudem auch sein Kopf noch so an, als würde er jeden Moment explodieren. Wahrscheinlich der Blutdruck.
    Er blickte noch einmal in den Rückspiegel und sah seine blauen Augen hinter den Brillengläsern. Die Brille war neu.
    Noch ein Tribut, den er seinem Erfolg zollen musste. Das Ergebnis zu vieler Arbeitsstunden am Bildschirm. In letzter Zeit erinnerten ihn seine Augen häufig an die seines Vaters.
    Dasselbe Blau, das sich je nach Stimmung blitzschnell ändern konnte.
    Die Augen seines Vaters waren mit den Jahren immer kälter geworden. Verrat, Kränkungen, Enttäuschungen, sein Dad hatte immer eine Erklärung parat gehabt, warum er nie zu den Gewinnern im Leben gezählt hatte. Immer war irgendetwas oder irgendjemand Schuld daran gewesen, dass er nie zum Zuge gekommen war. Das Leben ist nicht fair, das war sein Mantra, und dass er bei der Verteilung von Erfolg und Glück stets übersehen wurde, sah er als ein Naturgesetz, gegen das jedes Aufbegehren zwecklos war.
    Andrew hatte nie so werden wollen. Doch nach der Trennung von Nora war er ebenfalls von dem Gefühl der Kränkung und Enttäuschung übermannt worden. Sie hatte ihn verlassen, als er ganz unten war, bevor er endlich seinen ersten Verlagsvertrag bekam. Aber konnte er es ihr tatsächlich verübeln, dass sie gegangen war? Dass das Scheitern ihrer Beziehung seine und nicht ihre Schuld gewesen war, konnte er sich inzwischen eingestehen.
    Manchmal fragte er sich, ob es wohl eine Art Karma war, dass er sein Leben immer wieder selbst torpedierte. Insgeheim befürchte er, genau wie es sein Vater immer getan hatte, dass ihm Glück und Erfolg sofort wieder genommen würden, kaum hatte sich das Ersehnte eingestellt. Lag die tiefere Ursache seiner Schreibblockade etwa in diesem chronischen Pessimismus? Wollte er unbewusst den Erfolg, den er jetzt als Romanautor hatte, sabotieren?
    »Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst«, hatte sein Vater ihn oft gewarnt, meist

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