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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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der ihr die Türen aufhielt.
    Was ihr schon eher etwas ausmachte, war Jareds Schweigen. Er ließ sie wieder einmal im Ungewissen. Seit seiner Entlassung hatte er nicht viel geredet, als verheimliche er etwas.
    Die Kellnerin führte sie an einen Tisch in der Mitte des Raumes, doch Jared ging weiter zu einer Nische am Fenster.
    Er warf den Rucksack in die Ecke der Bank und rutschte dann auf den Platz an der Wand, ehe die Frau reagieren konnte.
    »Der ist doch nicht besetzt, oder?« Er faltete die Serviette auseinander und legte das Besteck zurecht, während die Kellnerin ihn nur anstarrte.
    »Nein, das nicht, aber wir …«
    »Großartig. Können wir die Speisekarte haben" – er schaute auf ihr Namensschild –, »Annette?« Er streckte die Hand nach den Karten aus, und Annette gehorchte augenblicklich.
    Dunkles Rot kroch ihr aus dem Spitzenkragen den Hals hinauf bis zu den Wangen.
    Melanie nahm Jared gegenüber Platz. So hatte er das schon gemacht, als sie noch Kinder waren. Er las die Namensschilder, die sie nie beachtete, und überrumpelte die Leute dann, indem er sie mit ihrem Vornamen ansprach, als würde er sie kennen. Damals hatte sie das cool gefunden, regelrecht erwachsen. Doch was ihr einmal charmant vorgekommen war, schien ihr jetzt purer Sarkasmus zu sein.
    Aber was hatte sie eigentlich für ein Problem? Warum musste sie hinter allem und jedem stets etwas Negatives vermuten? Schließlich waren sie und Jared vom selben Blut, eine Familie. Und all die Geheimnisse, die sie teilten, machten sie darüber hinaus zu einer verschworenen Gemeinschaft. Vor langer Zeit hatten sie sich gelobt, immer füreinander da zu sein. Sie war es gewesen, die das Versprechen gebrochen hatte. Nicht nur, indem sie ihn im Stich gelassen hatte, als er sie brauchte. Hätte sie ihm ein Alibi verschaffen können, wäre er nicht fünf Jahre seines Lebens im Gefängnis versauert.
    Ich stehe tatsächlich in seiner Schuld, dachte sie, als Jared die Speisekarte zuklappte. Während er darauf wartete, seine Bestellung loszuwerden, säuberte er sich mit der Gabel die Fingernägel.
    Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. Doch galt das nicht ihr, sondern jemandem, der hinter ihr auftauchte.
    Sie drehte sich um und erwartete, die Kellnerin zu sehen.
    Stattdessen schlängelte sich Charlie zwischen den Tischen hindurch. Er stieß mit einem Gast zusammen und entschuldigte sich, verdrehte jedoch in Richtung Jared die Augen, als sei der ältere Mann selbst Schuld an dem Zusammenprall, weil er ihm im Weg gestanden hatte.
    Offenbar vergaß Charlie in Jareds Gegenwart in dem ständigen Bemühen, seinem Onkel zu gefallen, seine Manieren. Er wusste genau, wie er sich Jareds Gunst erwarb, und es ärgerte sie, wenn er sich für ihn zum Idioten machte.
    Manchmal führte er sich geradezu auf wie ein kleiner Hund, der für sein Herrchen Stöckchen holt. Dabei sollte er über dieses kindische Gehabe doch eigentlich inzwischen hinaus sein.
    Sie käme nicht im Entferntesten auf den Gedanken, Charlie für ein Wunderkind zu halten, aber der Junge war clever und gerissen. Zu gerissen, dachte sie manchmal. Er beherrschte es unnachahmlich, andere Menschen einzuwickeln und zu manipulieren. Dabei kam ihm sein Aussehen zugute, denn mit seinem neckisch in alle Richtungen abstehenden roten Haar, den unwiderstehlichen Sommersprossen und seinem jungenhaften, leicht schiefen Grinsen musste man diesen schlaksigen Bengel einfach mögen.
    Würde er jetzt noch lernen, sich vernünftig
anzuziehen,
wäre sie zufrieden. Sie hatte mit ihren Versuchen, es ihm beizubringen, offenkundig keinen Erfolg gehabt. Er trug wieder die alten, ausgebeulten Jeans, die sie längst hatte wegwerfen wollen, und das schwarze T-Shirt mit dem Aufdruck »Und was, wenn das Leben nur ein Witz ist?«
    Dass er etwas unter dem Arm hielt, merkte sie erst, als er mit seinem schiefen Grinsen vor ihnen stand.
    »Hier ist er«, sagte er und reichte Jared das hässliche Ding mit einer Geste, als handele es sich um den Goldschatz, den Indiana Jones wilden Eingeborenen und fiesen Nazi-Schergen abgejagt hatte. »Wozu wolltest du noch einen? Was hast du denn mit dem von gestern gemacht?«
    Melanie konnte es nicht fassen. War es tatsächlich das, was Jared Charlie hinter ihrem Rücken für sich hatte erledigen lassen? Was zum Teufel sollte das bedeuten? Wollte Jared vielleicht einfach nur Charlies Loyalität testen? Was tur ein dummes Spiel trieben die beiden da? Denn es musste ein Spiel sein, warum sonst sollte Jared

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