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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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Doppeltür wurde von außen geöffnet. Ein Diener verbeugte sich tief. Ein Dunkler trat in den Raum und füllte ihn sogleich mit seinem gnadenlosen und kalten Wesen. Die Gerüche verursachten mir Übelkeit, so war es mir auch in meiner abtrünnigen Phase ergangen. So gebündelt waren die Aromen der Dunklen unerträglich streng. Ich betrachtete den Dunklen genauer. Nein, das konnte nicht sein! Meine Augen mussten mir einen Streich spielen. Und doch war ich sicher, dass vor mir leibhaftig Frederick stand, jener Mann, den die Hexe 1672 mit einem Fluch belegt hatte. Durch ihn waren die Dunklen entstanden. Er war es, unverkennbar. Sein schwarzer Anzug war maßgeschneidert und verbarg seinen mageren Körper kaum. Er hatte seine grauen Haare zu einem Zopf gebunden, Kratzer und Schrammen durchfurchten das schauerliche Antlitz. Offenbar heilte bei ihm nicht mehr alles so gut, was den Jahrhunderten, die er auf dem Buckel hatte, geschuldet war. Wie hatte er so lange überleben können? Hallun hingegen, sein Bruder, der die Dynastie der Reinen erschaffen hatte, war in einem der Kriege gefallen. Warum überlebten die Bösen immer alles?
      „ Wie sagt man heute so schön? Mach den Mund zu, sonst kommen Fliegen rein“, erklang seine raue Stimme.
      Die Wachen lachten leise, während er sich an das Kopfende des Tisches setzte.
      „ Überrascht, dass ich noch existiere?“
      „ So könnte man es sagen. Für einen 340 Jahre alten Vampir haben Sie sich erstaunlich gut gehalten.“
      Frederick zuckte mit den Schultern.
      „ Selbst ich habe das ein oder andere Wehwehchen und muss sogar hin und wieder ein Mittel gegen Gedächtnisschwund nehmen, das von unserem Labor entwickelt wurde. Ich habe sogar einmal Lachsölkapseln für gesunde Blutfettwerte probiert. Geradezu lächerlich, was die Menschen alles zu sich nehmen.“
      Frederick schüttelte sich in gespieltem Entsetzen, was die anwesenden Wachen wieder auflachen ließ.
      „ Sieh mal“, fuhr er fort und öffnete seinen Mund, „mir ist letztens ein Zahn abgebrochen. Sogar vor mir macht das Alter nicht halt.“
      Ich wurde langsam ungeduldig.
      „ Sind wir hier, um darüber zu philosophieren, wie lange Sie es durch erheblichen Schutz und Herumkriechen in dunklen Katakomben geschafft haben, so alt zu werden? Ich denke eher nicht.“
      Das Lachen erstarb den Dunklen auf den rissigen Lippen.
      „ Cross, ich muss nur einmal mit dem Finger schnippen und schon sind Sie im Jenseits, also überlegen Sie sich, was sie von sich geben“, warnte mich Frederick.  
      „ Sogar Darius dachte, dass er mich getötet hätte, aber ich habe überlebt.“
      „ Dann gibt es also einen Zusammenhang mit dem, was ich neulich gesehen habe. Ein Dunkler, der sich in Rauch auflösen konnte. Eure Forschungen sind gediehen, ihr habt euch weiterentwickelt. Allerdings ist mir rätselhaft, wie ihr den Fluch der Hexe überwinden konntet, denn dieser verbietet es, dass ihr euch neue Gaben aneignen könnt.“
      „ So dumm wie du aussiehst, bist du gar nicht, das muss ich schon sagen“, kam es von Frederick anerkennend. „Den Fluch mussten wir nicht überwinden, wir haben ihn einfach, sagen wir mal, umgangen.“
      Ich runzelte die Stirn. „Wie ist das gemeint?“
      „ Alles zu seiner Zeit. Zuerst musst du deine Loyalität beweisen.“
      „ Schon wieder? Das habe ich bereits getan.“
      Fredericks kalter Blick glitt zu der Tasche, in der Darius' Haupt steckte.
      „ Das war nur der Anfang“, lächelte er boshaft, „das ist der Beginn einer wunderbaren Verbindung, und diesmal wirst du uns nicht verlassen, weil ich dir einen Platz ganz oben anbieten werde, den du bestimmt nicht ausschlagen wirst. Wir werden gemächlich unser Territorium vergrößern und sind über jeden Mann, der es sich verdient, unser Vertrauen zu genießen, sehr erfreut.“
      Ich sollte also noch mehr Vampire aus meinen Reihen umbringen, mein Volk verraten und den Dunklen ohne Wenn und Aber dienen. Einen Teufel würde ich tun!
      „ Und wen soll ich diesmal töten?“, entfuhr es mir. „Ich soll den ganzen Rat auslöschen, oder?“
      Ich legte meine Beine lässig auf den Stuhl, der neben mir stand.
      Frederick sah mich prüfend an. „Nein, nicht den ganzen Rat. Rafael würde durchaus reichen.“
      Beinahe wäre ich aufgesprungen und hätte ihm in sein widerliches Gesicht gespuckt, in dem seine Augen feuerrot glimmten.
      Reiß dich zusammen , legte mir meine innere Stimme nahe. Du bist

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