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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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an.
      Plötzlich erklang ein donnernder Schlag. Von der Decke rieselte Gestein, die Erde bebte unter mir. Na endlich! Die Dunklen waren abgelenkt; ich ergriff die Gelegenheit und schoss. Ich traf zwei von ihnen, bevor mich die restlichen angriffen. Ich verpasste dem ersten, der auf mich zustürzte, einen harten Kinnhaken, der ihn mit Wucht nach hinten schleuderte. Der andere landete fast zeitgleich einen Schwinger, der mich zum Taumeln brachte und mir den Revolver aus der Hand schlug. Ich fing mich wieder und lieferte mir mit dem Dunklen einen Zweikampf, der sich gewaschen hatte. Er versuchte tatsächlich, mir mit seinen vertrockneten Fingern die Augen auszudrücken. Ich schlug sie weg und prügelte wild auf ihn ein. Das war die einzige Sprache, die dieser Abschaum verstand. Der andere Dunkle richtete sich auf und kam auf mich zugewankt. Ich musste schnell handeln. Das Blut spritzte in alle Richtungen, als ich dem unter mir Liegenden die Nase brach. Es erklang ein hässliches Knacken, er lag bewusstlos auf dem Boden. Der andere hatte mich gerade erreicht, da riss ich ihm die Beine weg und warf mich auf ihn. Er war von dürrer Gestalt, mit nur einer Handbewegung brach ich ihm das Genick. Vorhin hatte ich bereits zwei Wächter ins Jenseits geschickt und damit den Trumpf verspielt, den Schlüssel der Tür an mich zu nehmen, er war sicherlich mit ihnen verschwunden. Ich durchsuchte den, der noch übrig geblieben war und hatte kein Glück. Vielleicht war das Schloss auch mit einem Bannspruch geschützt. Ich suchte den Revolver und verpasste den Dunklen den Gnadenschuss. Sie lösten sich auf und zurück blieb ihr beißender Gestank. Der Lärm unterdessen schwoll an, unsere Krieger waren auf dem Vormarsch. Offenbar hielten sie die Dunklen in Schach, keiner kam mehr herunter.
      Mit klopfendem Herzen stellte ich mich vor die Eisentür, dessen klirrende Kälte ich mit meiner Hand berührte. War sie wirklich hinter diesen Mauern? Was hatten sie ihr angetan? War sie noch am Leben oder sogar schon verwandelt? Wenn dem so war, würde ich hier alles in Schutt und Asche legen, so viel war sicher.
      „ Virginia!“, rief ich und lauschte an dem kalten Stahl. „Virginia!“
      Ich vernahm nichts, kein Geräusch drang zu mir auf die andere Seite. Die Tür war verschlossen, wie sollte es auch anders sein. Ich zerrte an der Klinke mit all meiner Kraft, doch auch meine Vampirstärke nützte nicht viel, sie war einfach zu gut gefertigt. Ausbruchsicher. Da sich die Tür nach außen hin öffnete, konnte ich sie nicht einfach eintreten. Meine Augen färbten sich schwarz, bündelten vom Kopf bis zum Fuß die höchste Energie, bereit, diese Barriere damit zu überwinden. Ich trat dagegen und bekam ein paar Dellen hinein, die sich nach innen verformten. Ich beschleunigte meine Tritte und schlug auch mit den Fäusten auf die Tür ein. Mit quälender Langsamkeit arbeitete ich mich vor. Im Innern vernahm ich ein Wimmern.
      „ Virginia, halte durch!“, schrie ich wie von Sinnen.
  Das Loch war nun groß genug. Ich kroch hindurch und gab der Tür von innen einen heftigen Stoß mit dem Fuß. Sie flog aus den Angeln. Die Fackeln vom Gang erhellten den Eingangs des Raumes. Nackter Steinfußboden, ansonsten nichts. Ich blickte in die hintere Ecke und sah dort eine leblose Gestalt liegen.
      „ Virginia!“ Ich stürzte zu ihr, zu ihrem zusammengekauerten Leib, der in ein weißes Nachthemd gehüllt, dalag. Sie war ohnmächtig und ihre Haut eiskalt, als ich sie berührte, um ihre Atmung zu überprüfen. Sie war am Leben, unregelmäßig vernahm ich das Klopfen ihres Herzens, berührte die Ader an ihrem Hals.
      „ Wach auf! Ich bin es, Brandon!“, sagte ich eindringlich, doch es kam keine Regung. Ich zog meinen Ledermantel aus und legte ihn um ihre schmalen Schultern, dann hob ich ihren Körper von dem eisigen Stein und trug sie behutsam hinaus in die Freiheit. In mir rangen Hunderte von Gefühlen: Erleichterung, weil ich sie gefunden hatte und sie am Leben war. Freude, weil sie keine Dunkle war, das hätte ich gesehen und gerochen. Wut und Raserei, über ihre Entführung und wie man sie behandelt hatte. Und da war noch etwas, eine Empfindung, die ich mir erst vor Kurzem eingestanden hatte: Innige Zuneigung, die mich schon an dieses lange vermisste Gefühl erinnerte, das ich bisher einmal empfunden hatte: Liebe. Warm und wehmütig durchflutete sie mich. Und ich nahm sie mit all meinen Sinnen entgegen.
      Ich trat auf den Gang hinaus.

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