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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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mich sagte, machte mich einfach sprachlos.
      „ Nur Rafael weiß, warum ich mich den Reinen anschloss“, sprach er weiter, „und ich hatte einen verdammt guten Grund.“
      Er setzte sich wieder auf den Sessel und verschränkte die Beine.
      „ Meine Tochter Lucille wurde von meinem eigenen Volk getötet. Nach Jahrzehnten des Blutvergießens und ihrem unermüdlichen Zureden, dass ich für die falsche Seite kämpfte, wurde ich irgendwann müde und erklärte dem Gremium der Dunklen, dass ich nicht mehr bereit war, dieses Treiben weiterzuführen. Ich verweigerte mich und sie machten kurzen Prozess und haben Lucille ausbluten lassen. Ich fand ihren reglosen Körper in ihrem Zimmer. Sie lag auf ihrem Bett, das von ihrem Blut durchtränkt war. Danach tötete ich wie im Wahn jeden, den ich zu fassen bekam, nahm meine geliebte tote Tochter mit und begann ein neues Leben bei den Reinen.“
      Darius sah in die Flammen, die in seinen kalten Augen tanzten und ihnen einen warmen Schimmer gaben.
      „ Sie war von Anfang an anders. Lucille wurde von ihrer Mutter gelehrt, dass man auch friedlich zusammenleben konnte. Rosalind, meine Frau, war damals schon lange von mir gegangen und in einem der Kriege gefangen genommen und getötet worden. Das wurde mir gleichwohl erzählt. Später erfuhr ich, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Man hatte Rosalind umbringen lassen, um es den Reinen anzuhängen. Es hieß, sie vergiftete meine Gedanken, weil sie die Kriege so verabscheute und das auch Lucille beibrachte. Für mich stürzte meine Existenz ein. Alles, woran ich bisher geglaubt hatte, verschwand für immer und ich hatte den beiden Frauen in meinem Leben nicht einmal Lebewohl sagen können.“
      Betroffen nahm ich Darius gegenüber Platz. Alles, was ich bisher geglaubt hatte, über ihn zu wissen, war Vergangenheit. In diesem Moment. In dem Augenblick, in dem er mir seine Seele offenbarte. Und für wahr, er besaß eine. Niemand hier kannte seine Vergangenheit, ausgenommen Rafael. Es hatte zwar eine Unmenge an Gerüchten gegeben, aber diese waren so fragwürdig gewesen, dass man nicht wusste, was man glauben sollte. Also hatte er sich aus dem gleichen Grund heraus den Reinen angeschlossen, wie ich zu seiner Zeit den Dunklen.   
      „ Das tut mir sehr leid“, sagte ich aufrichtig.
      „ Das tut es nicht“, erwiderte Darius kühl. „Ich habe Ihnen das erzählt, damit Sie verstehen, worum ich Sie gleich bitten will.“
      Er verschränkte seine knochigen Hände ineinander.
      „ Ich ahne, was Sie tun sollen.“ Intensiv blickte er mich an. „Machen Sie es, töten Sie mich und versuchen Sie, Virginia zu befreien.“
      Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Bestürzt sah ich Darius an.
      „ Ich verstehe nicht, was Sie meinen …“
      „ Sie verstehen sehr gut“, erwiderte er und nickte. Dann schaute er zu dem Schwert hinauf. „Führen Sie den Befehl aus und verschaffen Sie sich so Zutritt und befreien Sie die Prinzessin. Noch besser: Beißen Sie sie gleich, wenn Sie sie finden. Dann können sie ihr nichts mehr anhaben. Und die Prophezeiung erfüllt sich vielleicht doch noch in zwei Wochen. Wer weiß das schon.“
      Ich erkannte ihn nicht wieder. Es war mir unerklärlich, wie er das von mir verlangen konnte, auch wenn ich schon mit dem Gedanken gespielt hatte. Aber es in die Tat umzusetzen war etwas völlig anderes, schon allein deswegen, weil er mich darum bat.
      „ Ich kann es nicht, Darius, bitten Sie mich nicht darum.“
      „ So? Und warum dann die nervösen Blicke zu der Waffe? Sie können es, Cross, es ist unsere einzige Chance! Und ich will nicht, dass sie gewinnen, verstehen Sie? Das würde den Untergang bedeuten.“
      „ Wir könnten es anders lösen“, begann ich verzweifelt, „wir müssen nachdenken.“
      Darius schüttelte energisch den Kopf.
      „ Sie wissen genau, dass das nicht stimmt. Das ist der beste Weg.“
      „ Aber man informierte mich, dass ich Virginia nicht sehen würde, dass man mich nicht zu ihr lässt, also wäre Ihr Tod umsonst.“
      „ Nein, Sie bestehen darauf, dass Sie zum Gremium wollen, vorher händigen Sie nicht meinen Kopf aus. Sie wollen ihn doch, oder liege ich falsch?“
      Ich nickte.
      „ Sie werden es schaffen, das weiß ich. Sie haben Virginia gut beschützt und auch diesmal werden Sie nicht versagen. Ich habe damals bei Claire und Samuel angerufen, ich habe veranlasst, dass man Virginia hierher bringt.“
      „ Sie waren das? Der anonyme

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