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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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verstocktes Schweigen wechselt. Oder eine völlig unbegründete Heiterkeit wird urplötzlich von Traurigkeit abgelöst. Phasen, in denen er gewandt und fließend über die in Frage stehenden Sachverhalte spricht, können von einer Minute zur anderen in unsinnige, verworrene, phantastische Schilderungen übergehen, wobei seine Gedanken manchmal wie ziellos umherflattern, und er eigenartige Wortkonstruktionen benutzt, die man durchaus als Neologismen bezeichnen kann. Für die Kriminalisten ist es mitunter schwierig, bei der Vernehmung eine psychische Situation anzutreffen, in der Perschkes Aussagen logisch und verständlich sind und mit den vorhandenen Beweismitteln übereinstimmen. An anderen Vernehmungstagen gelingt es nicht, die Realitäten von den offensichtlichen Spintisierereien zu unterscheiden. Alles in allem liegt der Verdacht nahe, daß Perschke unter einer erheblichen psychopathologischen Störung leidet. Folgerichtig muß alsbald ein Psychiater konsultiert werden.
    Wie kompliziert die Gespräche mit ihm sind, zeigt der folgende Vernehmungsauszug:
    Frage: Wann haben Sie die Grube ausgeschachtet?
    Antwort: Ist schon lange her, so fast ein Jahr.
    Frage: Was wollten Sie denn damit machen?
    Antwort: Wollte mich von dort durchbuddeln bis zur Gruft hinterm Haus.
    Frage: Warum das?
    Antwort: Das sollte mein Labor werden für meine Experimente. Außerdem, ich wollte dort meine Ruhe finden, ohne daß einer was merkt, keine Visionen mehr und sowas.
    Frage: Was sollten das für Experimente sein?
    Antwort: Verschiedene, nur so aus Quatsch. Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure. Hat mir schon als Kind Spaß gemacht. (undeutlich:) Krasspumpenflieger.
    Frage: Und was meinen Sie mit »Visionen«?
    Antwort: Ich kann am besten schlafen, wo es ganz eng ist, im Grab oder in der Grube. Sonst gibt mir meine Mutter Aufträge, ich soll was Böses machen. Da sagt sie: »Mach dich drüber her!« Manchmal zeigen die Leichen mit den Fingern auf mich, das läßt mir keine Ruhe. Ich hab schon draußen in Gräbern geschlafen, das ging, wenn es nicht zu kalt ist.
    Frage: Aber Ihre Mutter ist doch tot, wie kann Sie Ihnen Aufträge erteilen?
    Antwort: Klar ist sie tot, aber ihre Stimme nicht. Sie kommt als Geist und redet und redet. Das ist aber nicht immer. Manchmal kommt sie erst nach Wochen wieder.
    Frage: Wenn ich Sie jetzt frage, ob Sie die Grube gemacht haben, um darin eine Leiche zu verstecken, was sagen Sie dazu?
    Antwort: Nee, ganz ehrlich. Das war ein Zufall, daß ich sie hatte. Als ich das Mädchen erwürgt hatte, war sie ja schon da, deshalb habe ich sie benutzt. Ich weiß schon, was Sie wissen wollen. Ob ich vorhatte, noch andere Kinder umzubringen. Nee, nee, ich hätte die Kleine nicht umgebracht, wenn sie nicht so’n Geschrei gemacht hätte.
    Frage: Ich lege Ihnen hier Quittungen vor, die wir in Ihrer Wohnung gefunden haben. Können Sie mir sagen, woher die sind?
    Antwort: Die sind von dem Laden, wo ich den Gips gekauft habe. Dreimal war ich da, also drei Quittungen. Das war aber Mist mit dem Gips, viel zu umständlich. Ich hätte gleich richtigen Beton machen sollen, na ja.
    Frage: Hat es Ihnen Spaß gemacht, an dem Mädchen herumzuspielen, Sie wissen was ich meine?
    Antwort: Ja, ist schön, kleine Kinder haben so ’ne glatte Haut, wie meine Ramona.
    Frage: Wer ist Ramona?
    Antwort: Na, meine älteste Tochter, sie ist acht.
    Frage: Hatten Sie mit ihr auch was?
    Antwort: …
    Frage: Haben Sie auch an ihr sexuelle Handlungen vorgenommen?
    Antwort: Ja, schon lange, ich meine seit vorigem Jahr. Ich tu ihr aber nicht weh. Aber ich bin kein Kinderficker, eigentlich bin ich schwul, das kann ich beweisen.
    Frage: Und andere Kinder?
    Antwort: Ehrenwort, nur meine Tochter und das Mädchen. Ich habe sonst mit keinem Kind was gehabt. Und umgebracht habe ich auch keinen weiter. Da können Sie den Bischof von Bamberg fragen!
    Frage: Wie soll ich das denn machen? Kennen Sie den?
    Antwort: Geht nur telepathisch. Gesehen habe ich ihn noch nicht, aber ich weiß wie er aussieht. Ich hab schon gesprochen mit ihm.
    Frage: Als Sie das Mädchen umgebracht haben, hat Ihnen Ihre Mutter oder eine andere Stimme den Befehl dazu gegeben?
    Antwort: Nee, eigentlich nicht. Das war mein Entschluß, mein Wille. Nur weil sie so geschrien hat. Ich hätte sie doch wieder laufen lassen, war doch nett zu ihr.
    Frage: Daß das eine strafbare Handlung ist, können Sie sich doch denken, oder?
    Antwort: Ich bin doch nicht blöd, Sie fragen

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