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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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stößt das Schaufelblatt in das frisch ausgehobene Erdreich, zieht sich das Hemd über, das er einige Meter weiter auf einem Grabstein abgelegt hatte und knurrt vor sich hin: »Ich weeß schon, warum ich mit muß!«
    »So, warum denn?« fragt einer der Männer listig.
    »Wegen der Kleenen aus der Finstertorstraße«, antwortet Perschke emotionslos.
    Die Kriminalisten fragen weiter, ob er wüßte, wo das vermißte Mädchen jetzt ist. Perschke macht einige fahrige Armbewegungen, nickt mit dem Kopf und bemerkt kühl: »Liegt in der Küche!«
    Die beiden Männer sind baff, fragen: »Zeigen Sie’s uns?«
    Und Perschke gibt durch eine Geste zu verstehen, daß er einverstanden ist.
    Wahrhaftig: Bereitwillig führt er die Polizisten in seine Wohnung. In der spärlich eingerichteten, ziemlich schmuddeligen Küche riecht es penetrant nach Essig. Kritisch beäugen die Ermittler jeden Winkel und jedes Behältnis, können aber sonst nichts Auffälliges entdecken. Leicht ungehalten knurrt einer der beiden: »Also, wo ist sie?«
    Perschke geht auf den kleinen Küchenschrank zu und schiebt ihn mit geübtem Griff zur Seite, kniet sich nieder und entfernt einige lockere Dielenbretter. Erstaunt blicken die Kriminalisten in einen etwa einen Meter tiefen, länglichen, dunklen Hohlraum unter dem Küchenfußboden, aus dem ein modriger Geruch, vermischt mit einer dichten Essigwolke, emporsteigt.
    »Mein Labor«, erklärt Perschke den beiden. Die stutzen, blicken sich vielsagend an. Einer raunt dem anderen ins Ohr, so daß Perschke es nicht hören kann: »Der scheint nicht richtig zu ticken!«
    Dennoch versuchen sie zu erspähen, was sich auf dem Grund des Hohlraums befindet. Außer einem schmutzig weißen, etwa anderthalb Meter großen, unförmigen steinartigen Gebilde können sie aber nichts entdecken. Einer der Polizisten zeigt mit dem Finger nach unten auf die grauweiße Masse: »Und was ist das dort?«
    »Eingegipst, ich hab sie eingegipst«, erklärt Perschke ohne jede Gefühlsregung.
    Die Ordnungshüter brechen die Inspektion ab und bringen ihn zum VPKA. Eine Stunde später herrscht im Haus am Friedhof spurenkundlicher Hochbetrieb, der bis in die späten Abendstunden andauert. Dann steht es fest: Von Gipsmasse vollständig eingehüllt, liegt auf dem Grund des Hohlraums unter dem Küchenfußboden der Leichnam der vermißten Schülerin Rosemarie Busch. Konfrontiert mit dem entsetzlichen Fund meint Konrad Perschke nur: »Hab ich doch gleich gesagt, eingegipst – und Essigsäure drauf gegossen wegen dem Fäulnisgestank!« Ohne Umschweife gesteht er, das Mädchen am Vormittag des 20. Juli ermordet zu haben. Noch in der gleichen Nacht wird er dem Haftrichter vorgeführt. Der will Einzelheiten über den Tatablauf und die Motive wissen, doch Perschke will nicht reden und wehrt zunächst mürrisch ab: »Lassen Sie mich in Ruhe! Ich habe das Kind totgemacht. Ich hab’s gemacht, da muß mein Kopf runter!«
    Erst tags darauf schildert er den Tatablauf.
    Der Fund der toten Rosemarie Busch unter dem Küchenfußboden in Perschkes Wohnung bestätigt eindrucksvoll, wie sicher die Suchhunde den Leichengeruch an der vom Fundort ziemlich weit entfernten alten Gruft wahrgenommen haben. Die kriminaltechnischen Untersuchungen der baulichen Verhältnisse belegen, daß der Geruch in der Grube unter den Küchendielen durch den Estrich bis an die rückwärtige Hauswand gelangte, die an dieser Stelle 35 cm dick ist. Durch feinste Kapillaren drang der für die Suchhunde wahrnehmbare Geruch durch die Hauswand und das Lüftungsfenster in der Friedhofsmauer direkt bis in die alte Gruft.
    Montag, der 19. Juli 1965, ein windstiller, warmer Nachmittag. Es ist kurz vor 14.00 Uhr, als Perschke von der Frühschicht heimkehrt. Drei Erdbestattungen und zwei Urnenbeisetzungen liegen hinter ihm. Auf diese Weise ist der Tod ihm jeden Tag nahe, doch er hat für ihn nichts Bedrohliches an sich. Im Gegenteil, manchmal öffnet Perschke heimlich die Särge und genießt den Anblick der Toten. Doch jetzt ist erst einmal Feierabend, und morgen muß er zur Nachmittagschicht. Bis dahin also ist jede Menge Zeit zum Faulenzen.
    In der kleinen Wohnung drückt die sommerliche Hitze unangenehm aufs Gemüt. Perschke befreit sich von seinem Oberhemd, öffnet die Fenster und bereitet sein Mittagessen zu: Spaghetti und Gulasch, natürlich aus der Büchse. Das aufgezwungene Junggesellenleben führt ihn zu einer einfachen Lebensweise. Hauptsache, die tägliche Energiezufuhr in Form von Nudeln

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