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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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ließ aber weder Tasche noch
Schlüsselbund los.
    »Gehörte der Schlüsselbund auch Bremer?«, fragte Per.
    Thomas Fall antwortete nicht, er war noch circa zehn oder zwölf
Schritte entfernt. Per konnte sein Gesicht noch nicht erkennen. Er zeigte auf
die Aktentasche:
    »Ich glaube nicht, dass die Hans Bremer gehört hat, ich glaube, es
ist Ihre eigene ... aber das ist wahrscheinlich ein und dasselbe. Sie waren ja all die
Jahre Hans Bremer, richtig? Sie haben sich seinen Namen geliehen, während Sie
für meinen Vater gearbeitet haben.«
    Fall hörte zu, blieb aber reglos stehen.
    »Ich glaube, dass Jessika Björk Ihnen auf die Schliche kam.
Vermutlich hatte sie Hans Bremers Wohnort ausfindig gemacht, weil sie mit ihm
über ihren Freund Daniel Wellman sprechen wollte, der sich bei den Dreharbeiten
unter dem Pseudonym ›Markus Lukas‹ mit HIV infiziert hatte. Aber als ihr der
echte Bremer die Tür öffnete, erkannte sie ihn nicht wieder. Dort stand ein
anderer Bremer als der, mit dem sie gearbeitet hatte.«
    Noch immer sagte sein Gegenüber keinen Ton.
    »Der echte Bremer hat Jessika gestanden, dass er nur als sogenannter
Torwächter fungiert. Jemand anderer hatte sich seinen Namen geliehen, um
unerkannt in der Pornoindustrie arbeiten zu können – eben bis Markus Lukas
krank wurde und Jessika Björk auftauchte und Schweigegeld kassieren wollte. Da
wurde es Zeit, das Studio in Brand zu stecken, damit ›Bremer‹ verschwinden und
wieder zu Thomas Fall werden konnte.«
    Fall antwortete nicht sofort, sondern öffnete die Schnallen der
Aktentasche. Dann sprach er mit leiser, gedämpfter Stimme:
    »Das stimmt. Ich habe viele Jahre für deinen Vater gearbeitet. Und
ich habe sein Konto leer geräumt, als er den Schlaganfall hatte. Aber ich hatte
ein gutes Recht dazu. Er war nämlich auch mein Vater. Wir beide sind Brüder.«
    Per war fassungslos, er lockerte den Griff um die Axt.
    »Brüder?«
    Er behielt Fall im Auge, der langsam seine Hand in die Tasche
geschoben hatte.
    »Na gut, Halbbrüder. Jerry hatte was mit meiner Mutter, einen Sommer
lang Ende der Fünfziger, aber das genügte. Allerdings hat er mich nie erkannt,
und ich habe ihm auch nie etwas erzählt, aber ich glaube, ich war der bessere
Sohn von uns beiden. Er hatte keine Ahnung, wie sehr ich ihn gehasst habe.«
    Per starrte Fall an und versuchte, sein Gesicht unter der Kappe zu
erkennen. Ähnelten sie sich?
    In diesem Augenblick kam der Angriff.
    Es ging wahnsinnig schnell. Im grellen Schein der Scheinwerfer
konnte Per Falls Bewegungen nicht deutlich genug sehen. Er registrierte nur,
wie Fall die Tasche öffnete und etwas mit der Hand umdrehte.
    Dann hörte er ein zischendes Geräusch, und gleichzeitig warf Fall
Per die Aktentasche entgegen.
    Die Tasche drehte sich im Kreis und spie gelbe Flammen. Per sprang
nach hinten, war aber nicht schnell genug. Aus der Tasche spritzte eine
Flüssigkeit, die sich auf seinen Arm legte und lichterloh brannte. Es war heiß,
sehr heiß.
    Sein linker Arm brannte und die Hand auch. Klare, weiße Flammen,
aber obwohl er die Hitze spürte, tat es nicht weh.
    Per ließ die Axt fallen und stolperte rückwärts. Da hörte er
Schritte auf dem Kies und eine Autotür, die zugeschlagen wurde. Der Motor
sprang an.
    Die Flüssigkeit, die auf den Boden lief, teilte sich in viele rote
Arme, die nach ihm griffen, aber er konnte ihnen hüpfend entkommen.
    Thomas Fall drückte das Gaspedal herunter, Per versuchte
verzweifelt, die Flammen, die an seinem Körper klebten, zu löschen.
    Im Steinbruch gab es keine Wasserpfützen mehr – nur trockenen Stein
–, deshalb warf er sich auf den Boden und rollte hin und her, um das Feuer zu
ersticken. Mit der rechten Hand schaufelte er kalten Kies auf die Flammen, die
über seinen Jackenärmel flackerten. Aber sie brannten weiter, fraßen sich durch
den Stoff hindurch.
    Dann kamen die Schmerzen.
    Nicht ohnmächtig
werden , beschwor er sich. Aber der Arm pochte, er spürte die
Hitze und roch den Gestank; ein scharfer Geruch von verbrannter Haut. Ihm wurde
schwindlig. Aber es gelang ihm, weiter Kies auf den Arm zu schaufeln, und
schließlich erloschen Flammen und Glut.
    Da hörte er, dass das Motorengeräusch lauter wurde, es war direkt
vor ihm.
    Per rappelte sich auf und wollte zur Seite springen – aber er war
nicht schnell genug.
    Der rechte Kotflügel traf ihn und warf ihn in die Luft, sein Gesicht
knallte gegen die Windschutzscheibe, er hörte den Aufprall und das Geräusch von
brechenden

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