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Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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die Verfasserin der meisten Bücher war.
    Einen Torpedo hatte Per ihn genannt, aber jetzt wusste er, dass es
der falsche Ausdruck dafür war. Torpedos nannte man in der Unterwelt
Auftragskiller, aber jene Personen, die anderen ihre eigenen Namen ausliehen,
die wurden Torwächter genannt.
    Max hat auch
keine Probleme damit, berühmt zu sein. Aber ich stehe nicht so gern im
Rampenlicht , hatte Vendela gesagt.
    Per blieb einige Minuten still vor dem Stein stehen und betrachtete
die leeren Steinschälchen auf der Oberfläche des Felsblockes. Dann öffnete er
sein Portemonnaie und legte einen Schein in eine der Kuhlen und beschwerte ihn
mit ein paar Münzen.
    Wunschdenken.
    Er wusste genau, was gerade in ihm vorging, aber er konnte gar nicht
unterdrücken, dass Nillas Gesicht vor ihm auftauchte, als er die Münzen
hinlegte. Er konnte sich nicht dagegen wehren, dass in ihm Wünsche aufstiegen,
als er vor dem Stein stand – er opferte Geld und bat um ein Wunder.
    Da raschelte es im Gebüsch hinter ihm.
    Erschrocken sah er sich um, er fühlte sich beobachtet. Und das wurde
er auch. Ein rotbraunes, spitzes Gesicht starrte ihn durch den Wacholderbusch
an. Zuerst dachte er, es sei ein Hund, aber dann erkannte er, dass dort ein
Fuchs zwischen den Sträuchern stand. Wie versteinert stand er einige Sekunden
lang und starrte ihn an, dann drehte er sich blitzschnell um und war
verschwunden.
    Per setzte seinen Weg fort und ließ den Stein hinter sich.
    Die Sonne war fast untergegangen, als er Stenvik erreichte. Ein
leichter Wind wehte vom Meer, und vom anderen Ende des Ortes hörte er Lachen
und fröhliche Stimmen. Die Bewohner hatten begonnen, sich am Strand zu
versammeln, um die Lagerfeuer anzuzünden und Walpurgisnacht zu feiern.
    Er war viel zu müde, um mitzufeiern, außerdem wollte er auch noch
ins Krankenhaus fahren. Er schloss auf und konnte Vendelas Duft erahnen, als er
ihre Daunenjacke in die Garderobe hängte. Dann setzte er Wasser für eine
Gemüsesuppe auf, mit der er sich stärken wollte, bevor er zu Nilla fuhr.
    Der Zettel aus Hans Bremers Küche lag neben dem Telefon, und während
Per Karotten hackte, warf er immer wieder einen Blick darauf, vor allem auf den
letzten Namen: Daniele, ihr richtiger Name war Jessika Björk gewesen.
    Jessika und Hans Bremer waren in Kontakt miteinander gewesen, obwohl
sie schon seit Jahren nicht mehr für ihn arbeitete. Warum? Und warum hatte
jemand die beiden ermordet?
    Das Wasser kochte. Er rührte die Gemüsebouillon, Kräuter und Gemüse
hinein, und als sie fertig gekocht hatte, setzte er sich an den Küchentisch und
aß.
    Brandstifter
haben oft eine enge Beziehung zur beschädigten Sache , hatte
Gerlof gesagt.
    Jerry und Bremer kannten sich in Ryd besser aus als jeder andere.
Aber keiner von beiden wäre in der Lage gewesen, die Brandbomben zu
installieren und den Zeitzünder auszulösen. Jerry war zu alt und zu krank
dafür, und Bremer hatte gefesselt im ersten Stock gelegen.
    Per stellte den Suppenteller in die Spüle und sah aus dem Fenster.
Die Sonne war untergegangen, aber plötzlich wurde er von einem starken
Lichtkegel getroffen.
    Ein dunkles Auto kam die Küstenstraße hochgefahren.
    Ein Pkw, war es ein Ford?
    Er griff nach dem Telefon, während er beobachtete, wie der Wagen
bremste und in den Steinbruch fuhr. Mit eingeschalteten Scheinwerfern rollte er
langsam den Weg hinunter und kam schließlich unten auf dem Kies zum Stehen.
    Per hob den Hörer und wählte eine Nummer auf dem Festland. Eine
Männerstimme meldete sich:
    »Ulf.«
    »Ich würde gerne mit Ulrica Ternman sprechen«, sagte Per.
    »Und wer sind Sie?«
    »Per Mörner.«
    »Einen Augenblick bitte ...«
    Es knisterte in der Leitung, gleichzeitig hörte er, wie eine
Wagentür unten im Steinbruch geöffnet und zugeworfen wurde. Dann ertönte Ulrica
Ternmans Stimme:
    »Hallo?«
    »Ja, hallo, ich bin es noch einmal, Per Mörner. Erinnern Sie sich an
mich?«
    Sie schwieg. Dann antwortete sie leise:
    »Ich will nicht mehr mit Ihnen sprechen.«
    »Ich weiß«, lenkte Per schnell ein, »ich habe auch nur eine ganz
kurze Frage.«
    »Und welche?«
    »Ich würde gerne wissen, wie Hans Bremer ausgesehen hat?«
    »Bremer? Er sah irgendwie ... ganz normal aus. Ein bisschen so wie
Sie, wenn ich ehrlich bin.«
    »Ach, wirklich? Aber er war viel älter als ich?«
    »Nein, jünger.«
    »Viel jünger?«
    »Damals fand ich ihn natürlich alt, aber ich war ja auch ein
Teenager. Er mag so um die dreißig gewesen sein,

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