Blutstern
Liebe.
»Ich bin so froh«, seufzte Sabine hinterher.
»Ich auch.«
Eine Zeit lang lagen sie auf dem breiten Doppelbett. Der Ventilator drehte unermüdlich seine Kreise. In der Ferne hörte man Stimmen, wahrscheinlich vom Restaurant oder vom Pool. Sonst war alles ganz still. Plötzlich wurde Thomas unruhig. Er sah das Moskito-Netz über sich, das sie vor lauter Liebe gar nicht beachtet hatten. Malaria, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf.
»Mensch, wir müssen uns einreiben.«
Thomas sprang aus dem Bett, zündete sofort die grüne Moskitospirale an, die auf dem Nachttisch stand, dann eilte er zur Dusche. Sabine kam zu ihm und sie duschten gemeinsam.
»Das tut gut, nach der Hitze«, freute sie sich.
»Klar, aber anschlieÃend müssen wie uns sofort mit Mückenschutz einreiben.«
Nachdem sie sich frisch gemacht und eingecremt hatten, drehten sie eine Runde durch die Anlage. Zunächst zum Pool, der hinter einer kleinen Anhöhe lag, von dort zum Restaurant, wo das Buffet für das Mittagessen vorbereitet wurde, bevor sie sich schlieÃlich auf den Weg zum Strand machten.
»Es ist traumhaft hier«, begeisterte sich Thomas, als er seinen Blick über den endlosen weiÃen Strand und das Meer gleiten lieÃ.
»Ja, wie im Paradies.«
Ihre paradiesischen Gefühle schlugen allerdings ins Gegenteil um, als sie den Strand betraten. Sofort waren sie von einer aufdringlichen Horde fliegender Händler umringt, die ihr Geschäft witterten.
»No, thank you«, wehrte Thomas freundlich ab, doch das half nichts. Die Einheimischen wussten, heute war Anreisetag, und sie hatten ihre blasse, helle Haut erkannt.
»Ich glaube, wir gehen lieber an den Pool«, schlug Thomas vor. »Vielleicht beruhigen sich die Händler bis zum Nachmittag.«
Am Pool wartete allerdings das nächste Unheil auf sie.
»Da seid ihr ja endlich«, rief Heinz von Weitem. »Kommt, lasst uns ein Bierchen zischen.«
»Kurz hallo sagen müssen wir ihnen wohl«, flüsterte Sabine.
»Ja, okay.«
Kaum hatten sie ihre Liegen neben Heinz und Carola, seiner Begleiterin, bezogen, brüllte Heinz: »Hello, Mister Ober.« Er bestellte vier Tusker und als das Bier gebracht wurde, prostete er allen zu. »Auf den Urlaub!«
Nachdem er eine halbe Flasche in einem Zug geleert hatte, sagte er deutlich hörbar: »Ahhh ⦠das tut gut. Nicht schlecht, das Negerbier!«
»Heinz, nicht so laut«, zischte Carola missbilligend, der das sichtlich peinlich war.
»Ach was, Carola, wir haben eine Menge Geld bezahlt, also machen wir auch einen drauf!«
»Aber nicht auf Kosten der Schwarzen.«
»Schon gut, schon gut. Machâ dir bloà nicht gleich ins Hemd. So empfindlich werden sie hier nicht sein.«
Thomas und Sabine interessierte das Geplänkel der beiden wenig. Sie lagen Hand in Hand auf ihren Liegen und lieÃen den leichten Wind über ihre Körper streichen.
»Ich liebe dich«, flüsterte Sabine.
»Ich dich auch.«
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Am Sonntag genossen Thomas und Sabine ihr Glück am Pool und am Diani Beach. Die fliegenden Händler mit ihren Halsketten und bunten Tüchern hatten sich inzwischen beruhigt und lagerten müde im Schatten der Palmen. DrauÃen am Riff tummelten sich die Einbäume der Fischer, umgeben von Touristen, die dort badeten oder tauchten.
»Lass uns am Riff schnorcheln«, schlug Sabine vor. »Ich habe im Reiseführer gelesen, dass es wie im Aquarium sein soll.«
Sie liehen sich im Hotel Taucherbrillen und Flossen, verhandelten mit den Fischern am Strand und saÃen bald in einem dieser Ausleger-Boote, welche die Touristen zum Riff brachten. Ein leichter Wind blähte das aus sackfarbenen Stoffresten zusammengesetzte Segel und trieb sie lautlos vor sich her. Das Wasser vor dem Korallenriff leuchtete türkis und weit drauÃen am Horizont ging es über in ein kräftiges Azur, das mit dem tiefblauen Himmel verschmolz.
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Am Vormittag schnorchelten sie, den Nachmittag verbrachten sie am Pool, bevor sie zum Abendessen ein köstliches Buffet erwartete: Gebratenes Fleisch, Fisch und Schinken waren mit Früchten verziert, in die Kokosnüsse hatte man lachende Gesichter geschnitten, den Orangen Knopfaugen aus Rosinen verpasst, Ananas, Papayas und verschiedene Sorten von Bananen gaben ein buntes Bild ab. Thomas stachen vor allem Berge frischer Passionsfrüchte ins Auge, die
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