Blutstern
schwebten über ihr am Nachthimmel.
»Ich kann mein Glück gar nicht fassen«, seufzte Thomas.
Er kam sich vor, als ob er einen bösen Traum verlieÃ. Aschaffenburg lag unter ihm, bald schon weit weg. Er würde seine Angst vergessen, ein paar Tage frei sein, zusammen mit Sabine, die er so liebte.
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Als sie am nächsten Morgen gegen 9 Uhr die Maschine verlieÃen, schlug ihnen am Flughafen Mombasa feuchtwarme, tropische Hitze entgegen. âºKenya Airways welcomes you to Moi International Airportâ¹ war in groÃen Lettern über den Dächern der Empfangsgebäude zu lesen. Auf den Grünflächen vor den Gebäuden reckten sich einige struppige Palmen in die Höhe. Etwa eine Dreiviertelstunde später, nachdem sie ihr Gepäck erhalten und die Passkontrolle passiert hatten, saÃen sie im Transferbus, der sie zu ihrem Hotel bringen sollte. Durch Schlaglöcher holperte er an den schäbigen Wellblechhütten der Vororte von Mombasa vorbei. Zerfallene Fassaden mit zerbrochenen Fensterscheiben säumten ihre Route, auf der sie sich den GeschäftsstraÃen des Zentrums näherten.
»Gut, dass wir erst mal alles aus dem Bus sehen«, sagte Sabine, während sie das emsige Treiben auf den StraÃen beobachtete.
An der Moi-Avenue reckten sich die mächtigen ElefantenstoÃzähne aus Aluminium in die Höhe, unter denen ihr Bus hindurchfuhr, als müsste er dem Wahrzeichen dieser pulsierenden Hafenstadt die Ehre erweisen. Schwarze Frauen in dunklen Umhängen oder in bunten, vor der Brust geknoteten Tüchern, bärtige Inder, Geschäftsleute mit Aktentasche und Krawatte, Araber in weiÃen Kaftanen, ein buntes Völkergemisch strebte hier seinem morgendlichen Ziel entgegen. Nach einiger Zeit stoppte der Bus. Fliegende Händler boten durch die geöffneten Scheiben Bananen, Coca-Cola, Taschentücher und die Morgenzeitung an.
»Wieso geht es nicht weiter?«, fragte Sabine.
»Hier dürfte die Fähre zur Südküste abfahren«, vermutete Thomas, der sich in seinem Reiseführer schlau gemacht hatte. »Die Likoni-Fähre verbindet die Insel Mombasa mit der Südküste.«
»Tatsächlich, der Bus manövriert auf die Fähre zu.«
Eingekeilt zwischen anderen Fahrzeugen und unzähligen Passanten, zwischen Hühnern und Ziegen, setzten sie auf das andere Ufer über.
»Mombasa müssen wir unbedingt nochmals besuchen«, begeisterte sich Sabine.
»Meinen Sie wirklich?«, fragte der Urlauber im Sitz vor ihr provozierend, während er sich zu Sabine umdrehte. »Ich finde, es stinkt hier erbärmlich.«
»Aber Heinz, so schlimm ist das nun wieder nicht«, mischte sich im selben Augenblick seine blonde Nachbarin ein. »SchlieÃlich wollen wir in Afrika etwas erleben.«
»Auf solche Erlebnisse kann ich gern verzichten«, konterte der Vordermann. »Ich hoffe, dass die Hotelanlage sauber ist und es dort ein kühles Bierchen gibt.«
Bald verlieÃen sie die Ausläufer der Stadt, die Häuser standen weniger dicht gedrängt, das Grün der Palmen säumte die StraÃen. Ein Teil der Reisenden wurde am Tivi Beach abgesetzt, bis sie nach einigen Stationen das Baobab Ressort am Diani Beach erreichten.
»Oh, wir sind ja im selben Hotel«, freute sich Heinz. »Sehen wir uns im Restaurant zum Mittagessen?«
»Ja, vielleicht«, antwortete Thomas, obwohl er sich nicht sicher war, ob er mit diesem vorlauten Schwätzer seine Zeit verbringen wollte.
Ein Boy brachte sie zu ihrem Bungalow.
»Your Rundalow, Sir«, sagte er, öffnete die Tür und stellte die Koffer ins Innere. »Thank you, Sir«, freute sich der Boy und trollte sich, nachdem ihm Thomas einige Schillinge zugesteckt hatte.
Die Bungalows, in diesem Hotel âºRundalowsâ¹ genannt, da sie im Stil afrikanischer Rundhütten gebaut und mit Palmenblättern gedeckt waren, sah man überall zwischen Kokospalmen und blühenden Sträuchern. Tulpenbäume verbreiteten ihre Pracht, orangerote Aloe-Blüten versprühten ihr Feuer und direkt hinter der Anlage schimmerte das türkisblaue Meer zwischen den Palmen.
»Mein Gott, Thomas, endlich wieder zusammen.«
Viel mehr brauchte sie nicht sagen. Sie lieÃen ihre Koffer einfach stehen, sie warfen ihre Kleider von sich. Es war warm. Der mächtige Deckenventilator fächelte ihnen Luft zu und begleitete mit seinem leisen Summen ihre
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