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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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einen Safari-Anzug und einen Hut. Er war kräftig gebaut und half Thomas seinen Koffer zu tragen, mit dem er sich hier in der Wildnis ziemlich seltsam vorkam.
    Â»Later I will leave it in the lodge«, entschuldigte sich Thomas, dem sein Koffer irgendwie peinlich war.
    Â»No problem«, lachte der Mann und führte Thomas Drucker zu einem Safari-Fahrzeug, bei dem ein zweiter Einheimischer wartete. Es war neben der kleinen Kneipe geparkt, die scheinbar als Empfangsgebäude an der Landebahn fungierte.
    Â»We drive you to the lodge«, sagte er und stellte den Koffer hinten zwischen die Sitzbänke des Landrovers.
    Vielleicht treffe ich Anne und Walter dort wieder, dachte Thomas. Er bestieg das Fahrzeug und setzte sich hinten zu seinem Koffer. Einer der beiden Schwarzen kam ebenfalls zu ihm nach hinten, der andere setzte sich im abgetrennten Fahrerhaus hinters Lenkrad und startete den Landrover. Bald lag die Kneipe und der Flugplatz hinter ihnen. Weit und breit war nichts mehr zu sehen, nur Sand, Gebüsch und hier und da einige für die Savanne typische Schirmakazien. Thomas fragte sich, wo sie hinfuhren. Er hielt Ausschau nach einer Lodge, nach einem Wasserloch, nach anderen Fahrzeugen, aber nichts dergleichen war zu sehen.
    Â»Where is the lodge located?«, fragte er den Mann, der hinten bei ihm saß.
    Der Schwarze lächelte. »You’ll see«, sagte er.
    Wenig später stoppte der Landrover mitten in der Landschaft. Der Fahrer kam nach hinten und sagte etwas Unverständliches zu seinem Kollegen.
    Â»Get out of the car«, forderte er Thomas auf.
    Thomas zögerte, aber das bekam ihm schlecht. Der Schwarze, der bei ihm saß, stand auf, packte ihn bei den Schultern, riss ihm sein Goldkettchen mit dem Kruzifix vom Hals und zerrte ihn vom Landrover in den Sand.
    Â»Was soll das?«, wehrte sich Thomas. Er erhob sich und wollte zurück auf das Fahrzeug steigen. Im selben Augenblick traf ihn ein Tritt mit den schweren Safari-Stiefeln zwischen die Beine und er sank zu Boden. Er stürzte mit dem Gesicht in den Sand, es knirschte zwischen seinen Zähnen, und er spürte wie sie ihn fesselten.
    Â»Hilfe«, schrie er, aber sie knebelten ihn und legten ihn zwischen die hinteren Bänke des Landrovers.
    So langsam wurde ihm klar, dass er den beiden in die Falle gegangen war. Sie saßen inzwischen beide im Führerhaus, schienen mit ihrer Aktion sehr zufrieden und kurvten mit Thomas durch die Savanne. Staub drang durch die Ritzen des Bodenblechs. Thomas wurde höllisch durchgeschüttelt. Panik schnürte ihm die Kehle zu. Er glaubte, dass seine letzte Stunde gekommen war. Sein Goldkettchen, das ihm Maria Beletto geschenkt hatte, schützte ihn nicht mehr. Nun konnten sie ihn den Löwen zum Fraß vorwerfen. Nichts würde von ihm übrigbleiben. Was die Löwen nicht fraßen, würden Geier und Hyänen beseitigen. So einfach war das hier.
    Die Dämmerung färbte den Horizont rötlich. Die Sonne stand schon tief. Bald würde die schwarze Nacht ihren dunklen Mantel über das Verbrechen legen. Ich muss mich wehren, muss versuchen zu fliehen, dachte Thomas Drucker. Die Chance war zwar gering, aber versuchen wollte er es. Er scheuerte mit seinen gefesselten Armen an den kantigen metallischen Streben der Sitzbank. Er rutschte immer wieder ab, hatte Mund und Augen voller Sand, und schlug sich die Oberarme wund, als sie durch tiefe Mulden fuhren. Endlich, als es fast ganz dunkel war, lösten sich die Fesseln an den Armen. Jetzt geht es um Sekunden, dachte er. Er befreite auch seine Beine von den Fesseln, kroch vorsichtig auf dem Bodenblech nach hinten und warf aus dem Fahrzeug, was er finden konnte: Einen rostigen Klappspaten, die Seile, mit denen sie ihn gefesselt hatten, und einen Wasserkanister. Zum Glück hörte man den Aufprall auf dem sandigen Boden nicht, zumal das Motorengeräusch alles übertönte und sich die beiden Schwarzen im Fahrerhaus lebhaft unterhielten. Als das Fahrzeug sich einen Hang hinauf arbeitete, schlang Thomas eine Abdeckplane um seinen Körper, die unter den Sitzen lag, und ließ sich selbst aus dem Fahrzeug fallen. Obwohl der Boden sandig war und er durch die Abdeckplane geschützt wurde, tat es höllisch weh, als er aufschlug. Einen Moment lang blieb ihm die Luft weg und er hatte das Gefühl, dass alles in ihm geborsten sein müsse. Er sah den Landrover hinter dem Hügel verschwinden und lag ganz still da.

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