Blutstern
Man hatte der Toten einen Stern in Brust und Bauch geritzt, ein Pentagramm, genau wie bei Ilona Drucker, am Neujahrstag im Pompejanum.
»Sie kommt mir so bekannt vor«, sagte der Kommissar leise. »Ist das nicht die alte Frau, die Thomas Drucker als seine Oma bezeichnet hat?«
»Ich glaube ja«, flüsterte Oberwiesner. »Und wieder ein Pentagramm auf dem Boden.«
»Ja, nur die toten Katzen fehlen diesmal. Sonst sieht alles aus wie im Pompejanum.«
Tatsächlich war mit einem roten Farbstoff, wahrscheinlich Katzenblut, ein fünfzackiger Stern auf den Boden gemalt, der auch auf dem roten Teppich zu sehen war, welcher zum Altar führte.
»Was für Verrückte begehen solche Morde?«, murmelte Rotfux. »Man kann das nicht begreifen. Ich habe viel gesehen, aber so etwas, unglaublich.«
Die letzten Worte des Kommissars hatte Klaus Zimmermann, der leitende Stadtredakteur des Main-Echos, noch mitbekommen. Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht und stand plötzlich neben Rotfux.
»Und wieder diese satanischen Symbole«, sagte er. »GrüÃe Sie, Herr Kommissar. Es scheint nicht aufzuhören.«
Die Kollegen vom Streifendienst kannten den Stadtredakteur und hatten ihn passieren lassen. Rotfux akzeptierte das, da er auf einen guten Draht zur Presse Wert legte. Natürlich würde er wieder auf seinem Satanismus-Thema herumreiten, aber das war nicht zu ändern, so wie die Sache aussah. Inzwischen waren Gerda Geiger und der junge Seidelmann am Tatort erschienen und begannen mit der Spurensicherung.
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Sofort, nachdem er den Tatort besichtigt hatte, machte sich Kommissar Rotfux auf den Weg zu Bernhard Flieger.
»Wir werden ihn nochmals unter die Lupe nehmen«, sagte er zu Otto Oberwiesner auf der Fahrt hinauf zum Godelsberg. »Wir mussten ihn letztes Mal laufen lassen, aber nachdem jetzt erneut diese satanischen Symbole aufgetaucht sind, schlagen wir sofort zu. Er darf keine Zeit haben, sich zu sortieren oder etwas zu beseitigen â falls er tatsächlich mit der Sache zu tun hat.«
Kurz darauf hielten sie vor dem groÃzügigen Anwesen, in dem Bernhard Flieger mit seiner Frau Nicole wohnte.
»Wohl wieder eine Leiche gefunden, Herr Kommissar«, begrüÃte ihn Bernhard Flieger lachend an der Eingangstür.
»Woher wissen Sie das?«, stammelte Rotfux.
»Woher weià ich was?«
»Dass wir eine Leiche gefunden haben.«
»Sie haben tatsächlich eine gefunden?«, fragte Bernhard Flieger entsetzt. »Entschuldigen Sie, Herr Kommissar, meine Anmerkung war nicht so gemeint. Sollte eigentlich nur ein Spaà sein.«
»Damit sollte man besser keine SpäÃe machen«, brummte Rotfux, »immerhin haben wir es mit Mord zu tun. Dürfen wir reinkommen?«
»Da Sie bestimmt einen Durchsuchungsbeschluss haben, bleibt wohl nichts anderes übrig«, murmelte Bernhard Flieger. »Kommen Sie.«
Der Kommissar musste innerlich schmunzeln. Offensichtlich war Bernhard Flieger von seinem plötzlichen Erscheinen so beeindruckt, dass er automatisch von einer Durchsuchungserlaubnis ausging. Der Kommissar lieà ihn in diesem Glauben und verzichtete auf jede weitere Diskussion über Verdunkelungsgefahr als Grund für seinen Einsatz.
Bernhard Flieger führte den Kommissar und Otto Oberwiesner ins Wohnzimmer, von dem man einen Blick über die Stadt bis hinüber zum Schloss hatte.
»Setzen Sie sich meine Herren. Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
Rotfux winkte ab. »Machen wir es kurz, Herr Flieger. Wo waren Sie in der letzten Nacht?«
»Ich bitte Sie, Herr Kommissar. Was soll das? Ich habe mit Ihrem Mord nicht das Geringste zu tun. Wo ist er überhaupt geschehen? Wer wurde ermordet?«
»Die Fragen stelle hier immer noch ich«, brummte Rotfux. »Sagen Sie mir einfach, wo Sie gestern Nacht waren. Vielleicht klärt das alles.«
»Ich war zu Hause, habe nichts Besonderes gemacht, ferngesehen, das darf man wohl.«
»Ja sicher, und das kann Ihre Frau bezeugen, nehme ich an?«
Bernhard Flieger erhob sich und ging in die Diele. »Nicole, kommst du mal bitte?«, rief er, »der Kommissar will dich etwas fragen.«
Wenig später kam Frau Flieger ins Wohnzimmer. Sie war noch im Bademantel, ihre rot lackierten Nägel blitzten aus ihren offenen Hausschuhen und ihre Haare waren notdürftig gekämmt.
ȉtschuldigung, Herr Kommissar, ich war noch im Bad, bin noch
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