Blutstern
nicht ganz fertig.«
»Das macht nichts, Frau Flieger«, sagte Rotfux und lächelte, »sagen Sie mir bitte nur kurz, wo Ihr Mann in der letzten Nacht war.«
»In der letzten Nacht? Gestern war nichts Besonderes, da waren wir beide zu Hause, haben ferngeschaut, sind früh ins Bett gegangen, jedenfalls ich.«
»Sie können also nicht sagen, ob Ihr Mann auch ins Bett gegangen ist?«, hakte der Kommissar nach.
»So habe ich das nicht gemeint, Herr Kommissar. Bestimmt ist er auch ins Bett gegangen, aber ich vor ihm. War ziemlich müde.« Verunsichert sah sie den Kommissar an. Offensichtlich war ihr klar geworden, dass damit ihr Mann kein hieb- und stichfestes Alibi hatte.
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich zu Hause war«, mischte sich Bernhard Flieger ein. »Natürlich bin ich später auch ins Bett gegangen, wo soll ich denn sonst gewesen sein?«
»Vielleicht in der Sandkirche«, sagte Rotfux mit provokantem Unterton, »vielleicht bei einem kleinen satanischen Spielchen?«
Bernhard Flieger lief rot an. »Herr Kommissar, das muss ich mir nicht bieten lassen. Schwachsinnige Unterstellungen. Was bilden Sie sich ein? Ich rede nur noch über meinen Anwalt mit Ihnen.«
»Wie Sie meinen, Herr Flieger. Ihr Alibi ist leider so löchrig wie ein Schweizer Käse. Komm Otto, wir durchsuchen zunächst das Haus und den Garten. Daran kann er uns nicht hindern.« Rotfux stand auf, schritt durch die Diele und trat vors Haus.
»Sehr gut. Da seid Ihr ja«, begrüÃte er vier Kollegen der Spurensicherung, die gerade vorfuhren. »Wir wollen soeben mit der Durchsuchung beginnen. Nehmt ihr den Garten und das Gartenhaus, ich gehe mit Otto das Haus durch.«
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Die Tote wurde in den folgenden Tagen einwandfrei als Maria Beletto identifiziert. Die Rechtsmedizin ermittelte, dass sie tatsächlich in der Sandkirche gestorben war, zwischen Mitternacht und 1 Uhr nachts. Das Erstaunlichste aber war: Als Tatwaffe stellte sich ein rostiges Messer heraus, welches man mit den Fingerabdrücken von Bernhard Flieger bei der Durchsuchung in dessen Gartenhaus fand. AuÃerdem tauchte im Gartenhaus von Bernhard Flieger ein Jutesack auf, dessen Fasern identisch mit denjenigen waren, die man beim Mord im Pompejanum entdeckt hatte.
»Das ist fast zu viel des Guten«, seufzte Kommissar Rotfux, dem das Ganze unheimlich vorkam. Angesichts der erdrückenden Beweislast blieb ihm nichts anderes übrig, als Bernhard Flieger sofort wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr in Untersuchungshaft nehmen zu lassen. Natürlich blieb die neuerliche Verhaftung von Bernhard Flieger der Presse nicht verborgen. Einerseits verschaffte das Kommissar Rotfux etwas Luft, da man das beherzte Handeln der Polizei lobte, andererseits wurde unumwunden die Frage diskutiert, ob der Mord an Maria Beletto hätte verhindert werden können, wenn man Bernhard Flieger gleich beim ersten Mal endgültig hinter Gitter gebracht hätte. Vorwürfe an Polizei und Justiz und insbesondere Kommissar Rotfux waren dabei nicht zu überhören.
Bernhard Flieger, der Beschuldigte selbst, stritt alles kategorisch ab. Er lieà über seinen Anwalt erklären, dass er mit dem Mord an Maria Beletto nicht das Geringste zu tun habe. Er sprach von einem Komplott gegen ihn. Weder habe er das Messer benutzt noch es in seinem Gartenhaus versteckt. Die Fingerabdrücke auf dem Messer könne er sich nicht erklären â vielleicht habe ein solches Messer ihm einmal früher gehört, genau könne er sich daran nicht erinnern.
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Rotfux wäre nicht Rotfux gewesen, wenn er sich mit seinen Ermittlungserfolgen zufrieden gegeben hätte. Er berief eine Besprechung ein, um der Sache auf den Grund zu gehen. Gerda Geiger wusste, was das bedeutete. Rotfux würde zum x-ten Mal erzählen, was sie schon wussten. Der junge Seidelmann würde versuchen, sich mit irgendwelchen verrückten Ideen zu profilieren und der dicke Oberwiesner würde sich kaum beteiligen, dafür aber literweise Cola trinken. Sehnsüchtig sah Gerda Geiger zum Fenster hinaus, dachte an den Niedernberger See, an den sie abends noch gern zum Schwimmen ging, und hoffte, dass die Besprechung nicht zu lange dauerte.
»Haben Sie die Wohnung von Maria Beletto genauestens durchsucht, Frau Geiger?«, sprach sie der Kommissar an, dem ihre gedankliche Abwesenheit nicht entgangen war.
»Ja, klar, wie
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