Blutstern
heià die Kehle hinunterfloss und musste zugeben, dass es ein gutes Gefühl war.
»Kommen Sie, einen vertragen wir noch. Wir haben es beide nötig.«
Der Kommissar erzählte, wie sehr er seit den Morden unter Druck stand, dass er schon an sich selbst gezweifelt habe und wie froh er sei, dass wenigstens Thomas noch lebe.
»Sie sind unsere einzige Chance«, sagte er. »Mit Ihnen rechnet niemand. Wenn wir es geschickt anstellen, gehen sie uns diesmal auf den Leim.«
Rotfux wirkte regelrecht begeistert. Seine Runden um den Schreibtisch wurden schneller und irgendwann packte er Thomas an den Schultern, sah ihm tief in die Augen und sagte ganz leise. »Es hängt alles von Ihnen ab, Herr Drucker. Mit Ihrer Hilfe können wir die Mörder zur Strecke bringen. Ich habe da einen teuflischen Plan.«
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Kommissar Rotfux lieà den Erste-Hilfe-Raum des Kommissariats, in dem eine Liege für Notfälle stand, für Thomas Drucker herrichten. Es wurden Decken gebracht, Zeitungen und Zeitschriften, er bekam zu Essen und immer wieder schaute Rotfux bei ihm vorbei, um ein wenig zu plaudern. Vier Tage und Nächte verbrachte Thomas Drucker auf dem Kommissariat. Rotfux hatte ihn davon überzeugt, dass nur eine neue Identität ihm helfen könne.
»Als Thomas Drucker sind Sie wie eine Zielscheibe, wenn ich Sie gehen lasse. Aber als Peter Hauser werden Sie zu unserer gröÃten Trumpfkarte.«
Thomas hatte in den neuen Namen eingewilligt und zugestimmt, dass man ihm eine andere Identität verschaffte. Rotfux lieà einen Friseur kommen, der Thomas die Haare strohblond färbte. Ganz anders sah er damit aus. Sein struppiger Bart wurde getrimmt und ebenfalls heller gefärbt. Eine Hornbrille mit getöntem Fensterglas veränderte sein Aussehen zusätzlich. Rotfux legte sich schwer ins Zeug.
»Wenn Sie sich am Ende selbst fragen, ob Sie es noch sind, haben wir gute Arbeit geleistet«, lachte er.
Er lieà Kleider beschaffen, ein Jackett, Hose, Gürtel, Socken, Schuhe. Es wurden Passbilder aufgenommen, ein neuer Ausweis erstellt, passende Hochschulzeugnisse ausgefertigt, ein Führerschein, bis Thomas alles hatte, was er als Peter Hauser zum Leben brauchte. Für Notfälle gab der Kommissar ihm eine kleine Kapsel aus Edelstahl mit, nicht gröÃer als eine Erbse, die er im Ernstfall schlucken sollte.
»Ein Mini-Sender, der GPS-Signale ausstrahlt«, erklärte Rotfux stolz. »Wenn er mit Magensäure in Berührung kommt, beginnt er zu arbeiten und wir können Ihre Position feststellen. Sie bekommen zudem eine neue Wohnung, Sie können im Moment nicht in Ihre alte zurück. Ihre ganze Umgebung muss stimmen. Nichts darf sein wie früher.«
Nicht einmal seinen Massai-Schmuck, an dem er so hing, durfte er tragen.
»Ãberlegen Sie mal, junger Freund«, gab Rotfux zu bedenken, »wenn Sabine Sie sieht und den Massai-Schmuck erkennt, sind sie geliefert.«
»Wäre es denn schlimm, wenn sie mich erkennt? Ich will sie doch wiedersehen.«
»Wiedersehen dürfen Sie Sabine, aber sie darf nicht wissen, wer Sie sind. Wir können keinerlei Risiko eingehen.«
Rotfux verlieà den Raum und kam kurz darauf mit einem Zeitungsausschnitt zurück.
»Hier, sehen Sie mal.«
Thomas erstarrte. Auf einem Zeitungsfoto war Sabine auf der Tanzfläche zu sehen, Arm in Arm mit Alexander Leitner. Sie hatte den Kopf an seine Schulter gelegt und lächelte verträumt.
»Ein Foto von der neu geschaffenen Aschaffenburger Fashion Week«, kommentierte der Kommissar. »Ich weià nicht, was das zu bedeuten hat, aber während Ihrer Abwesenheit ging das Leben in Aschaffenburg natürlich weiter.«
Thomas wurde es beinahe schlecht bei dem Gedanken, Sabine könne sich wieder mit Alexander eingelassen haben. Vielleicht steckte dieser Alexander hinter allem? Vielleicht wollte er ihn beseitigen lassen, um endlich freie Bahn zu haben?
»Gut, wir führen Ihren Plan durch, Herr Kommissar. Ich werde alles tun, was Sie wollen.«
Rotfux lächelte. Es war dieses überlegene Lächeln, wenn er sich ganz sicher war.
»Diesmal kriegen wir sie«, sagte er. »Diesmal sind wir ihnen einen Schritt voraus und sie ahnen nicht einmal, welche teuflische Falle wir ihnen stellen werden.«
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Nach fünf Tagen kam der groÃe Augenblick. Thomas Drucker durfte zum ersten Mal das Kommissariat verlassen. Er hatte etwas Geld
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