Blutstern
Gespräch um die Aufgaben, die Peter Hauser zu übernehmen hätte. Da er die Ideen von Michael Hofmann kannte, betonte er die Bedeutung eines kompetenten Online-Marketing, sprach über das zunehmende Gewicht der Social Marketing Systeme, schwärmte von den Werbemöglichkeiten über Facebook, bei denen man von Anfang an dabei sein müsse.
Martin Flieger hörte sich das Ganze ruhig an und stellte ab und zu eine Zwischenfrage, während Michael Hofmann eifrig diskutierte und fast mehr sprach als Peter Hauser. Er hörte sich offensichtlich gerne reden und wollte vor seinem Onkel und dem Personalchef glänzen.
»Auf eine Sache muss ich Sie noch hinweisen«, sagte der Personalchef zum Schluss. »Ihr Vorgänger, Herr Drucker, ist bei einer Geschäftsreise nach Kenia spurlos verschwunden. Vielleicht haben Sie es in der Zeitung gelesen. Keiner weiÃ, was passiert ist. Wir müssen leider annehmen, dass Herr Drucker tot ist, sonst hätten wir die Stelle nicht ausgeschrieben. Sicher weià das natürlich niemand. Sollte er wieder auftauchen, müssen wir eine Lösung finden, denn Herr Drucker ist immer noch bei uns beschäftigt.«
»Mhmm, ich verstehe. Was würde das für mich bedeuten?«
»Das müsste man sehen«, mischte sich Martin Flieger in seiner Rolle als Personalvorstand sofort ein. »Wir haben in der Firma genug zu tun. Sie könnten auf jeden Fall bleiben. Aber sie müssten bereit sein, in diesem Fall die Aufgaben mit Herrn Drucker zu teilen oder eventuell als sein Mitarbeiter zu arbeiten. Wäre das für Sie okay?«
Thomas Drucker musste innerlich lachen. Wenn die wüssten, dachte er. Schlugen ihm gerade vor, sein eigener Mitarbeiter zu werden, und hatten keine Ahnung, wer in Wirklichkeit vor ihnen saÃ.
»Ich denke schon. Die Details müsste man klären. Grundsätzlich wäre das natürlich fair.«
»Sehr gut«, murmelte Martin Flieger zufrieden. »Einen Moment noch bitte. Der Senior will Sie auch kennenlernen.«
Er nahm sein Handy und wählte. »Du kannst kommen, wir sind so weit.«
Kurz darauf öffnete sich die Seitentür des Besprechungszimmers und Johann Flieger erschien.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Flieger.«
»Ganz meinerseits«, antwortete dieser und drückte ihm kräftig die Hand. Dann nahm er am Kopfende des Besprechungstisches Platz, welches man offensichtlich für den Seniorchef frei gelassen hatte.
»Sie haben sicher vom tragischen Verschwinden Ihres Vorgängers gehört«, begann Johann Flieger unumwunden. »Ich war derjenige, der ihn nach Kenia geschickt hat, und mache mir natürlich besondere Vorwürfe.«
»So etwas ist doch nicht vorauszusehen«, wandte Thomas ein. Fast tat ihm der alte Mann leid, der keine Ahnung hatte, wer in Wirklichkeit vor ihm saÃ.
»Natürlich, normalerweise nicht, aber es gab Anhaltspunkte. Da hätte man wohl vorsichtiger sein müssen. Das hatte ich leider nicht bedacht. Jetzt muss das Leben irgendwie weitergehen«, fuhr der alte Johann Flieger fort. »Wie ich höre, würde Ihnen die Aufgabe Spaà machen.«
»Ja, bestimmt. Es ist mein Spezialgebiet. Ich habe mich immer für Marketing interessiert.«
»Nun gut, dann scheint ja alles klar. Waren Sie übrigens schon mal in Kenia?«
Thomas Drucker blieb fast das Herz stehen. Hatte der alte Fuchs doch etwas gemerkt? Wollte er ihn auf die Probe stellen?
»Wie bitte?«, sagte er, um Zeit zu gewinnen.
Die anderen schienen seine Verlegenheit zu bemerken. »Ob Sie schon mal in Kenia waren, junger Mann?«, fragte Johann Flieger nach.
»Ja, in Mombasa, Nairobi und im Massai Mara Reservat«, antwortete Thomas Drucker wahrheitsgemäÃ.
Die Augen von Johann Flieger leuchteten. »Hat es Ihnen gefallen?«
»Sehr gut. Ein wunderbares Land. Die Landschaft, die Tiere, einfach traumhaft.«
»In welcher Lodge waren Sie, Herr Hauser?«
»In der Mara Serena Lodge.«
»Ist ja interessant, die kenne ich«, antwortete der alte Johann Flieger, »dort saà ich am Pool mit Blick über die Landschaft. Wie gern wäre ich wieder dort.« Flieger erhob sich, kam auf Thomas Drucker zu und schüttelte ihm die Hand. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in unserer Firma, Herr Hauser. Und gelegentlich plaudern wir über Kenia. Es wird mir eine groÃe Freude sein.«
23
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An seinem ersten Arbeitstag
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