Blutstern
Gänge des Flughafens gingen, sagte Rotfux weiter nichts, gab sich streng und amtlich und zeigte keinerlei Gefühlsregung. Erst als sie das Parkhaus erreicht und sich in den grünen Passat von Otto Oberwiesner gesetzt hatten, fiel alle Strenge von ihm ab.
»Mensch, Herr Drucker«, sagte er, »ich bin so froh, dass Sie noch leben. Hatte befürchtet, dass man Sie endgültig erledigt hätte. Otto, wir können.«
Oberwiesner begrüÃte Thomas ebenfalls und fuhr mit dem Passat aus dem Parkhaus auf die A 3 Richtung Würzburg.
»Wo haben Sie die ganze Zeit gesteckt?«, fragte Rotfux an Thomas gewandt. »Sie waren wie vom Erdboden verschwunden.«
»Das ist eine längere Geschichte«, begann Thomas Drucker seinen Bericht. Er erzählte dem Kommissar in allen Einzelheiten, wie er die letzten Wochen verbracht hatte, berichtete vom Kampf mit dem Löwen, von seiner Zeit bei den Massai und von seiner Flucht nach Nairobi.
»Donnerwetter«, kommentierte Rotfux zum Schluss. »Ein Glück, dass wir Interpol eingeschaltet haben. Manchmal bringt die internationale Zusammenarbeit doch etwas.« Der Kommissar klang stolz, als ob er höchstpersönlich Thomas gerettet hätte.
Eine Zeit lang schwiegen sie und Thomas wunderte sich, wie schnell man vom Frankfurter Flughafen in Aschaffenburg war. Nach einer guten halben Stunde fuhren sie vor dem Kommissariat im Stadtteil Nilkheim vor.
»Bitte kommen Sie noch kurz in mein Büro«, sagte Rotfux. »Eine Sache müssen wir noch besprechen.«
»Ich weià nicht, Herr Kommissar, hat das nicht bis morgen Zeit? Ich bin ziemlich müde. Können Sie mich vielleicht zu meiner Oma, Maria Beletto, fahren? Die hat einen Hausschlüssel von mir. Ich habe ihr für Notfälle einen zur Aufbewahrung gegeben. Ich würde mich am liebsten etwas in meiner Wohnung ausruhen.«
Rotfux schluckte. Er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. »Kommen Sie bitte kurz mit«, stammelte er. »Wir müssen noch etwas besprechen.«
Thomas hatte das deutliche Gefühl, dass etwas nicht stimmte. »Ist etwas mit Sabine?«, fragte er.
»Nein, nein, nun kommen Sie schon.« Rotfux ging voraus, öffnete die Tür zu seinem Büro und bot Thomas den Besprechungsstuhl vor seinem Schreibtisch an. »Nun setzen Sie sich erst mal, Herr Drucker.« Rotfux wurde plötzlich sehr ernst. »Sie wissen leider nicht, was passiert ist«, sagte er.
Thomas Drucker hatte ihn noch nie so ratlos und verzweifelt gesehen. »Passiert?«
»Ja, es ist etwas Grausames geschehen, Herr Drucker. Ich kann Sie leider nicht zu Ihrer Oma bringen. Maria Beletto ist ermordet worden«, sagte Rotfux ganz leise. »Vor etwa acht Wochen. Ziemlich genau zu der Zeit, als Sie plötzlich verschwunden waren.«
Thomas begann zu schwanken. Die Nachricht traf ihn wie ein Keulenhieb. Der Kommissar holte einen zweiten Stuhl herbei, der in der Ecke neben seinem Schreibtisch stand. »Hier, legen Sie die Beine hoch. Sie sind ja ganz blass.«
Thomas konnte es nicht fassen. Maria Beletto, seine Oma, tot.
»Wissen Sie, wer es war?«
»Leider keine Ahnung. Wir haben Maria in der Sandkirche gefunden. Man hat ihr ein Pentagramm in Brust und Bauch geritzt, wie bei Ihrer Mutter. Es könnten dieselben Täter gewesen sein.«
Thomas Drucker war völlig fertig. »Was soll ich nur tun?«
»Zuerst bleiben Sie hier und ruhen sich aus. Ich kann Sie sowieso nicht gehen lassen. Das wäre viel zu gefährlich. Da drauÃen«, er deutete zum Fenster, »da drauÃen laufen irgendwelche Verrückte umher, die zwei Morde begannen haben und Sie wahrscheinlich ins Jenseits befördern wollen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Wir dürfen keine Fehler machen. Diesmal müssen wir sie kriegen!«
Rotfux ging unruhig auf und ab, kreiste förmlich um seinen Schreibtisch, blieb ab und zu stehen, murmelte etwas Unverständliches und setzte seine Runden fort.
»Wir werden sie kriegen«, sagte er irgendwann sehr entschlossen. Er ging nochmals zur Kommode hinter seinem Schreibtisch und brachte eine Cognacflasche zum Vorschein. »Ist im Dienst nicht erlaubt, aber manchmal braucht man einen.«
Er schenkte sich selbst und Thomas einen ordentlichen Schluck ein und prostete ihm zu.
»Na los, kippen Sie ihn runter. Sie können es brauchen, junger Freund. Ah, das tut gut.«
Thomas spürte den Cognac, der ihm
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