Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
Vom Netzwerk:
gar nicht Peter Hauser?«
    Â»Nein … «
    Â»Und Sie waren in Kenia?«
    Â»Ja, im Auftrag der Firma.«
    Â»Ich werd’ verrückt! Du bist Thomas Drucker«, stammelte Bernhard Flieger. »Jetzt erkenne ich dich, dein Tonfall, deine Augen, deine Hände, alles stimmt – und du bist mein Sohn.«
    Die Stimme von Bernhard Flieger begann zu zittern. Er bekam feuchte Augen. Auch Thomas Drucker war sehr gerührt. Der Vollzugsbeamte stand in einer Ecke des Besuchszimmers und sagte keinen Ton. Die beiden Männer erhoben und umarmten sich.
    Â»Ich hatte schon immer so ein seltsames Gefühl bei dir«, sagte Bernhard Flieger leise. »Irgendwie muss ich es gespürt haben.«
    Â 
    Der Katzenfänger ging gebückt, schleichend, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, um in den Blättern, welche Ahorn und Eichen bereits abgeworfen hatten, keinen Lärm zu machen. Es war fast Mitternacht. Die Ludwigssäule ragte zwischen den Bäumen auf ihrem breiten Sockel in die Nacht, von unten angestrahlt, rot-braun glänzend. Auf der Ludwigsallee war kaum noch Verkehr. Ein einsames Fahrzeug fuhr Richtung Klinikum. Er schaute sich um und ließ unauffällig ein Fischbällchen fallen. Aus den Augenwinkeln sah er den kräftigen schwarzen Kater, der ihm in respektvollem Abstand folgte. Ein Prachtexemplar, dachte er. Der würde viel Blut haben. Er ging weiter in Richtung Ludwigssäule, ließ alle paar Meter ein Leckerli fallen und setzte sich dann auf die Stufen des Denkmals. Ein leichter Wind säuselte in den Bäumen. Der Mann saß auf dem Jutesack, den er bei sich trug, um die Kälte der Treppenstufen weniger zu spüren. Er beobachtete den Kater, der langsam näher kam. Mit hoch erhobenem Schwanz stolzierte er auf ihn zu, als ob er sich dadurch größer und wichtiger machen wollte, und fraß ein Fischbällchen nach dem anderen.
    Â»Bist ein Braver«, sagte der Mann.
    Er kraulte den Kater hinter den Ohren. Der machte einen runden Rücken, stellte sich ganz hoch auf, und strich dem Mann um die Beine.
    Â»So ist’s recht«, flüsterte der und hielt ihm ein weiteres Leckerli hin. Der Kater fraß es und ließ sich streicheln. Er sprang an den Beinen des Mannes hoch und krallte sich in seine Hose.
    Der Kater tat ihm leid, aber er brauchte dringend die 100 Euro, die er für ihn bekommen würde. Hatte Spielschulden und wusste nicht mehr aus noch ein. Da kam dieser Job gerade recht. Alle paar Wochen ein paar Katzen zu fangen war für ihn kein Problem. Sie hatten früher selbst Katzen gehabt. Er kannte sie. Sie hatten bei ihm im Bett geschlafen, waren seine Freunde gewesen und hatten ihm vertraut.
    Auch der schwarze Kater vertraute ihm inzwischen. Er schmiegte sich an ihn, genoss die Wärme seines Körpers und fraß mehrere Leckerli, die ihm der Mützenmann aus seiner Manteltasche gab.
    Â»Komm mit«, sagte er und ging durch den kleinen Park in Richtung Godelsberg.
    Tatsächlich folgte ihm der schwarze Kater.
    Rechts leuchtete weiß der Bildstock des Heiligen St. Urban zwischen den Stämmen der kräftigen Bäume. Irgendwie fühlte sich der Mützenmann vom Heiligen beobachtet und ging schnell den Hang hinauf. Nur nicht sentimental werden, dachte er. Ich brauche das Geld. Es hilft alles nichts. Als er sein Auto, welches er an der Zufahrt zum Godelsberg abgestellt hatte, fast erreichte, bückte er sich zum Kater und gab ihm ein letztes Fischbällchen. Als der Kater es nahm, packte er ihn im Genick, hielt den Jutesack auf und ließ das Tier hineingleiten.
    Der Kater schrie jämmerlich. Er schien zu ahnen, was passierte. Das Schreien war nur kurz zu hören. Der Mützenmann band den Sack zu, warf ihn in den Kofferraum seines blauen VW Golf. Wenig später übertönte das Geräusch des startenden Motors das Gemaunze des Katers. Zwei rote Schlusslichter waren noch zu sehen, die sich in Richtung Stadt entfernten, dann war an der Ludwigssäule alles ganz still.
    Â 
    Thomas Drucker wartete sehnsüchtig auf Sabine. Sie hatte ihm versprochen, spät am Abend zu seiner kleinen Wohnung in der Österreicher Kolonie zu kommen. Endlich hörte er Schritte und sah sie von seinem Wohnzimmerfenster aus durch den Vorgarten gehen. Er eilte nach unten, öffnete die Haustür und ließ sie herein. Die steile Holztreppe, welche zu seiner Wohnung nach oben führte, knarrte unter ihren Schritten, als

Weitere Kostenlose Bücher