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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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sich auf die einfache Bank an ihrem Lieblingsplatz und ließen sich von der Sonne trocknen. Es dauerte lange, bis er ihr alles erzählt hatte, was seit ihrer Abreise aus Kenia passiert war. Immer wieder unterbrach sie seinen Bericht durch ihre Küsse, von denen er nicht genug bekommen konnte.
    Â»Du musst mir fest versprechen, dass du niemandem meine Rückkehr verrätst. Keiner darf wissen, dass ich überlebt habe, sonst bin ich womöglich wieder in Gefahr.«
    Sabine versprach es hoch und heilig unter der Bedingung, dass sie ihn heimlich in seiner neuen Wohnung in der Österreicher Kolonie besuchen dürfe. Danach trennten sie sich wieder, um keinerlei Verdacht zu erregen. Sabine schwamm voraus. Thomas wartete einige Minuten und folgte ihr zurück zum Badestrand. Unter der silbern glänzenden Dusche am Ufer wusch er sich sorgfältig ab. Es war spät geworden. Die Sonne hatte sich bereits hinter den hohen Bäumen am rechten Ufer des Sees versteckt, die ihre langen Schatten bis in die Mitte des Sees warfen. Thomas war müde, aber glücklich. Er sah noch, wie Sabine ihre Sachen packte und zum Parkplatz ging. Anschließend fuhr er ebenfalls nach Hause.

25
    Â 
    Eine Woche später besuchte Kommissar Rotfux abends Thomas Drucker in seiner kleinen Wohnung. Nach der Begrüßung und einem Gespräch über das derzeit schöne Spätsommerwetter kam Rotfux zur Sache.
    Â»Bernhard Flieger ist tatsächlich ihr leiblicher Vater«, verkündete er. »Das Ergebnis des Vaterschaftstests ist eindeutig.«
    Obwohl Thomas mit diesem Ergebnis gerechnet hatte, wusste er im Moment nicht, was er sagen sollte.
    Â»Weiß es mein Vater bereits?«, murmelte er.
    Â»Nein, ich glaube nicht. Wahrscheinlich hat er keine Ahnung davon.«
    Kommissar Rotfux schlug vor, dass Thomas ihm diese Nachricht persönlich überbringen solle und man bei der Gelegenheit nochmals wegen der Morde und Mordanschläge nachhaken könne.
    Â»Ich weiß nicht«, zögerte Thomas, »können wir das nicht noch eine Zeit lang geheim halten? Mir ist irgendwie unwohl bei dem Gedanken.«
    Kommissar Rotfux hielt davon nichts. »Man muss der Wahrheit ins Gesicht schauen«, wandte er ein. »Außerdem sind Sie damit einer der Erben von Flieger-Moden, Herr Drucker. Was soll daran unangenehm sein?«
    Also wurde Thomas bereits am nächsten Tag zur Justizvollzugsanstalt gebracht, in der sein Vater in Untersuchungshaft saß. Kommissar Rotfux hatte beim Staatsanwalt eine Besuchserlaubnis besorgt und begleitete seinen Schützling. Die schweren Gittertüren, von denen Sie mehrere passierten, lösten in Thomas Drucker ein Gefühl der Beklemmung aus. Obwohl sie weiß oder gelb gestrichen waren und nicht unfreundlich wirkten, machten sie unübersehbar klar, dass man hier weggeschlossen war und seiner Freiheit beraubt. Nachdem sie den Besucherraum erreicht hatten, verabschiedete sich Rotfux.
    Â»In einer halben Stunde hole ich Sie wieder ab. Länger ist leider nicht üblich.«
    Thomas ging in dem kargen Raum auf und ab, in dem ein Holztisch und zwei Stühle standen. Alles war in Gelb gehalten, sogar die schweren Gitter vor dem Fenster. Wieder ergriff ihn dieses Gefühl der Beklemmung.
    Kurz darauf wurde Bernhard Flieger in den Raum gebracht. »Guten Tag, Herr … «, sagte er nervös und konnte sich offensichtlich nicht an den Namen erinnern. Er sah blass aus, abgemagert, seine Augen musterten seinen Besuch unruhig, dann setzte er sich an den Holztisch.
    Â»Hauser, Peter Hauser«, half ihm Thomas weiter.
    Â»Ja, richtig, das hatte man mir gesagt«, murmelte Bernhard Flieger. Er sprach müde und wirkte irgendwie enttäuscht. »Sie sind der neue Marketingleiter unserer Firma und wollten etwas Wichtiges mit mir besprechen.«
    Thomas Drucker setzte sich ebenfalls und sah Bernhard Flieger in die Augen. Das ist also mein Vater, dachte er. Ein verbitterter Mann, der hinter Gittern saß, weil er Maria Beletto und seine Mutter umgebracht hatte, möglicherweise jedenfalls.
    Â»In der Firma laufen alle Projekte normal«, begann Thomas Drucker. »Ich bin eher aus privaten Gründen hier, Herr Flieger.«
    Â»Aus privaten Gründen?«, wunderte dieser sich.
    Thomas sah auf die Uhr. Die Zeit lief. Fünf Minuten waren bereits um. Er musste schnell zum Thema kommen. »Hier, sehen Sie mal«, sagte er und reichte Bernhard Flieger das vergilbte

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