Blutstrafe - Thriller
Polizisten drängten ins Zimmer, blickten schockiert auf das Gemetzel. Ich blieb stehen, wo ich war, und starrte auf die blutdurchtränkten Teppiche und Matratzen.
Dies war das Schlimmste, das ich je gesehen hatte, eine Gräueltat, ein Verbrechen gegen die Menschheit. Ich sehnte mich danach, meine Glock auf diesen Kerl zu richten.
57
Um halb elf Uhr morgens hielt der Lehrer vor einem Elektronikladen an der Ecke 51st Street und Seventh Avenue. Alle Fernseher im großen Schaufenster waren auf Fox News Channel geschaltet.
» Neues zum Amokläufer«, lief über den oberen Rand, unten » Live aus Locust Valley, Long Island«.
Hey, den Ort kenne ich, dachte er lächelnd und beobachtete, wie Polizisten auf der Rasenfläche vor dem Haus umherschwärmten.
Ein Punkt für die Schnüffler! Sie hatten tatsächlich seine Fährte aufgenommen. Er hatte sich schon gefragt, ob sie es jemals schaffen würden.
Aber es war eigentlich egal. Jetzt musste er etwas vorsichtiger sein, war aber immer noch in der Lage, seine Arbeit zu erledigen. Sie spielten Dame, während er Schach wie ein Großmeister spielte.
» Mami, Mami! Guck mal!«, rief ein kleines indisches Kind, das sein Gesicht gegen die Scheibe presste. » Pokémon, Pikachu und Squirtle!«
Seine mit einem Sari bekleidete Mutter klopfte ihm auf den Rücken, bevor sie ihn fortzerrte.
Den beiden hinterherblickend, erinnerte sich der Lehrer an den Tag vor langer Zeit, als er mit seiner Mutter losgezogen war, um ihre letzten Sachen aus dem schäbigen Reihenhaus zu holen, in dem er aufgewachsen war. Sein Vater hatte mit einer Flasche Bier in der Hand in der Tür gestanden und den kleinen Bruder des Lehrers zurückgehalten, der sich schreiend gewehrt hatte, weil er mit seiner Mutter gehen wollte.
» Nein, Kumpel«, hatte sein Vater gesagt. » Du bist jetzt Papas Junge, weißt du? Du wirst bei mir bleiben. Das ist in Ordnung so.«
Doch es war nicht in Ordnung gewesen, dachte der Lehrer.
Ungläubig schüttelte er den Kopf, als er sich erinnerte, wie er auf dem Beifahrersitz des Umzugswagens gesessen hatte. Zuerst war es ihm peinlich gewesen, weil die Nachbarn zusehen konnten, bis ihm klar wurde, dass sie nicht mehr seine Nachbarn waren. Anschließend war er tatsächlich glücklich gewesen. Bisher hatte er ein Zimmer mit seinem dummen kleinen Bruder teilen müssen, doch jetzt würde er allein bei seiner Mutter sein und ein eigenes Zimmer haben. Sein Bruder war schließlich ein Baby, das war der Schluss, zu dem er am Ende gekommen war.
Die Wangen des Lehrers blähten sich auf, als er kräftig den Atem ausstieß.
Nein, es war nicht in Ordnung gewesen, dachte er und schüttelte die Erinnerung ab. Doch langsam wurde alles besser. Bald würde alles so in Ordnung sein, wie es nur sein konnte.
Er betrachtete sein Spiegelbild im Schaufenster. Er war an diesem Morgen glatt rasiert, trug einen hautengen Armani-Blazer über seinem drahtigen Körper. Das Hemd war am Kragen aufgeknöpft, die enge Dolce & Gabbana-Jeans wölbte sich im Schritt – ein echt geil aufgemotztes, nach Sex und Geld stinkendes Bürschchen. Ein echter Tom Ford.
Scheiß auf dieses Gesicht mit dem Stoppelbart, dem nach Unabomber aussehenden Kerl auf dem Titelblatt der Daily News und der Post, dachte er. Die einzigen Leute, die ihn am Morgen auf den Bürgersteigen zweimal angeschaut hatten, waren geil aussehende 40-jährige Damen und noch geiler aussehende Schwule gewesen.
Nichts hatte sich geändert. Alles würde glattlaufen.
Er zog seinen Palm Treo heraus, überprüfte sein nächstes Ziel und rückte seine Pistole hinten im Hosenbund zurecht, bevor er sich wieder unters Volk mischte. Sein nächstes Ziel war richtig gut – jemand, der schon seit einiger Zeit dringend auf seine wohlverdiente Strafe wartete.
Mit etwas mehr Schwung ließ sich der Lehrer von der schützenden Menge mitziehen.
58
Innerhalb einer halben Stunde nachdem wir Gladstones Haus gestürmt hatten, standen mehr Fernsehübertragungswagen auf dem Lattingtown Ridge Court als Range Rover. Entlang der Absperrungen zählte ich mindestens vier Nachrichtenheinis, die ihre Kameras wie Raketen auf das Haus richteten. Am liebsten hätte ich Verstärkung aus der Luft angefordert. Schließlich wurden wir belagert.
Dankbar übergab ich das Schlafzimmer der Spurensicherung.
» Dann stimmt es also? Ein Dreifachmord hier bei den Stinkreichen?«, fragte einer von ihnen kopfschüttelnd. » Dacht ich mir doch, dass der Typ draußen am Briefkasten einer von
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