Blutstrafe - Thriller
Tatsache, dass er bereits eine Polizistin auf dem Gewissen und einen Polizisten ins Koma befördert hatte, waren keine Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz des Täters vorgesehen.
Wir beschlossen, dass ein Einbruchsteam die Eingangstür stürmen sollte, während Heckenschützen die niedrigen Fenster deckten.
Würde Gladstone sein Gesicht an einem dieser Fenster zeigen, wäre er erledigt.
Da dies mein Fall war, beanspruchte ich die Ehre, gleich hinter dem Einbruchsteam das Haus zu betreten, um die obere Etage zu durchsuchen.
» Diese Tür sieht ziemlich stabil aus«, stellte ich fest. » Was wollt ihr verwenden? Einen Rammbock?«
Ein junger, muskulöser Sergeant der New Yorker Sondereinheit hob ein abgesägtes Schrotgewehr an und ließ den Schieber ratschen.
» Hab meinen Dietrich mitgebracht.« Ein Klumpen Tabak glänzte in seinem Mund, als er lächelte. Er schien seinen Spaß zu haben. Ich war froh, dass er auf meiner Seite kämpfte.
Als das Team zum Aufbruch bereit war, griff ich in meine Jackentasche und ließ ein Foto auf die Motorhaube fallen. Es war ein Bild von Tonya Griffith, der jungen Polizistin, die umgebracht worden war.
» Nur eine kleine Erinnerung daran, warum wir heute Morgen so früh aufgestanden sind, meine Herren«, sagte ich. » Braten wir diesem Schwein eins über.«
Gladstones Haus lag drei Straßenblocks entfernt an einer von Bäumen gesäumten Straße, dem Lattingtown Ridge Court. Unsere Fahrzeuge verließen den Parkplatz mit ausgeschalteten Sirenen und ohne Blaulicht.
Als wir eintrafen, gab ich über Funk grünes Licht. Im beinahe selben Moment bogen zwei Transporter der Sondereinheit in die Einfahrt und fuhren quer über den Rasen. Ein halbes Dutzend Polizisten sprang heraus. Innerhalb weniger Sekunden hörte ich zwei scharfe Explosionen – die Angeln an der Haustür waren durchschossen worden.
Während die Polizisten die Tür mit der Schulter aufdrückten, Rauchgranaten hineinwarfen und schreiend das Haus stürmten, drückte ich meine Wagentür auf und rannte hinter ihnen hinein. Ich nahm, meine gezogene Waffe in der Hand, zwei Stufen auf einmal. Mein Herz raste wie ein Stroboskop.
» Polizei!«, schrie ich und trat die erste geschlossene Tür auf, an der ich vorbeikam. Es war ein Badezimmer. Leer. Niemand drin. Metallringe klimperten, als ich den Duschvorhang herunterriss. Nur ein Gestell voller Duschgel und Haarwaschmittel.
Verdammt! Ich rannte auf den Flur zurück und schwenkte meine Pistole von einer Seite zur anderen.
56
Gerahmte Fotos mit gut gekleideten, lächelnden Menschen klapperten an den Wänden, als ich den Flur in der oberen Etage entlangrannte. » Polizei!«, rief ich noch einmal. » Widerstand ist zwecklos, Gladstone. Hier ist die Polizei!«
Eine Tür am Ende des Flurs war angelehnt. Ich spannte meinen Finger am Abzug meiner Glock und rammte meine Schulter gegen die Tür.
Dahinter lag ein großes Elternschlafzimmer. Zuerst schaute ich in die Ecken, dann auf das Bett …
Schockiert riss ich den Kopf zurück, als hätte mir jemand einen Faustschlag verpasst. Meine Waffe fiel mir beinahe aus der Hand, bevor ich sie in das Halfter schieben konnte. Dann bedeckte ich meine Nase und meinen Mund mit einer Hand, um mich vor dem kupferigen Gestank von Blut zu schützen.
Wir waren zu spät. Dieser Mistkerl.
» O mein Gott«, keuchte Beth Peters auf dem Flur hinter mir.
Dieser Mistkerl.
Ich trat auf den Flur und zog mein Funkgerät heraus.
» Hier oben«, meldete ich mit schwacher Stimme. » Erster Stock.«
» Haben Sie ihn?«, rief McGinnis.
» Nein«, antwortete ich. » Ihn nicht.«
Was wir hatten, war eine gefesselte, halbnackte Frau auf dem blutdurchtränkten Bett. Durch die offene Badezimmertür sah ich den Fuß einer Frau, der über den Badewannenrand hing. Eine andere Frau, oder vielmehr fast noch ein Mädchen, lag mit dem Gesicht neben der Toilette, Hände und Füße hinter dem Rücken mit einem Lampenkabel zusammengebunden.
Kopfschüttelnd näherte ich mich den Leichen. Die beiden Frauen im Badezimmer, beide nackt, waren kaum über zwanzig, die Frau im Schlafzimmer war älter – vielleicht die Mutter, Erica Gladstone. In einer Ecke lag ein Hochzeitsfoto mit zerbrochenem Glas. Ich hob es auf und hielt es neben das leblose Gesicht. Es war so entstellt, dass ich eine ganze Minute brauchte, um zu erkennen, dass sie es wirklich war.
Ich konnte es nicht glauben: Gladstone hatte seine Frau und seine zwei Töchter erschossen. Sein eigen Fleisch und Blut.
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