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Blutstrafe - Thriller

Blutstrafe - Thriller

Titel: Blutstrafe - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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runtergegangen. Wir haben im Treppenhaus einige Kleidungsstücke gefunden. Er konnte sich den Ausgang aussuchen. Es gibt sieben vom Keller und vier von der Eingangshalle aus. Er muss sich umgezogen haben und verschwunden sein, bevor die ersten Polizeiwagen eintrafen. Ich frage mich, wie lange seine Glückssträhne noch anhält.«
    Beth Peters trat zu uns. » Habt ihr schon das Neueste gehört?«, fragte sie. » Gladstone wurde in der letzten Stunde Dutzende Male gesehen. Von Queens bis Staten Island. Einige Frauen haben sogar behauptet, er hätte an der Freiheitsstatue in der Schlange vor ihnen gestanden.«
    » Ich habe auf 1010 WINS gehört, dass ein paar Clubs drüben auf der 27th Street in Chelsea gestern Abend geschlossen blieben, weil die Leute Angst hatten auszugehen«, berichtete Lavery. » Und dann gab’s noch einen Kellner im Union Square Café, der einen Kunden niedergestochen hat, weil er dachte, er wäre der Mörder.«
    Beth Peters schüttelte den Kopf. » Seit Dinkins’ Zeiten als Bürgermeister Anfang der 90er ist diese Stadt nicht mehr so nervös gewesen.«
    Wieder klingelte mein Telefon. An der Nummer erkannte ich, dass es McGinnis war. Tief Luft holend klappte ich es in der Vermutung auf, dass mir das, was er mir zu sagen hatte, nicht gefallen würde.
    Ich hatte Recht.

61
    Die Stoßzeit war in vollem Gange, als der Lehrer Hell’s Kitchen erreichte. Irgendwie mitleidig hatte er den zähflüssigen, lärmenden Verkehr vor dem Lincoln-Tunnel beobachtet.
    Der Anblick war kaum zu ertragen. Die trägen Gesichter hinter den Windschutzscheiben. Die grellen Reklametafeln, die über der Straße hingen wie Karotten vor dummen, vor Karren gespannten Eseln. Die schwachen Hupen der Hondas und Volkswagen, die sich in der verschmutzten Luft anhörten wie das Blöken von zum Schlachthaus geführten Schafen.
    Wie eine Szene, die Dante nachempfunden war, dachte er traurig. Oder, schlimmer noch, aus einem Roman von Cormac McCarthy.
    » Wisst ihr nicht, dass ihr zu Größe geboren seid?«, hatte er ihnen zurufen wollen, während er an den Kunststoffstoßstangen und den überhitzten Kühlergrills der Geländewagen vorbeiging.
    Als er die Treppe zu seiner Wohnung hinaufstieg, trug er die blaue Arbeitskleidung, die er sich vor der Flucht angezogen hatte. Er wusste, die Verkleidung taugte nicht viel, doch sie brauchte nicht perfekt zu sein. Eine Stadt mit Millionen von Menschen und Ausgängen und Eingängen und U-Bahnen und Bussen und Taxis ließ sich von der Polizei nicht überwachen.
    Die Polizei hatte bereits mit quietschenden Reifen auf dem Platz vor dem Bürogebäude gehalten, als er das Treppenhaus verlassen hatte. Er war einfach durch die an die Eingangshalle grenzende Bank gegangen und von dort auf die Seitenstraße getreten.
    Er seufzte. Ihm wurde schwindlig, wenn er daran dachte, wie leicht er davongekommen war.
    In seiner Wohnung zog er den Liegesessel zum Fenster und setzte sich. Er war auf angenehme Weise müde nach seinem Marsch – erschöpft wie ein Mann, der anständige Arbeit geleistet hatte.
    Die über dem Hudson untergehende Sonne, die ihr goldenes Licht über die blassen Häuser und Lagerschuppen ergoss, weckte Erinnerungen in ihm.
    Über Maschendrahtzäune klettern. Die Hitze des Asphalts unter seinen Sportschuhen. Stickball und Basketball. Sein Bruder und er, wie sie auf einem der verrotteten Plätze am Rockaway Beach spielten.
    Es waren Erinnerungen an sein altes Leben, an sein echtes, aus dem er gerissen worden war, als ihn seine Mutter entführt hatte, um ihn an der Fifth Avenue vermodern zu lassen.
    Die Unwiderruflichkeit dessen, was ihm passiert war, spürte er wie eine heiße Nadel, die sich durch sein Fleisch bohrte. Es gab kein Zurück, keinen Neuanfang. Sein vertracktes Leben, das ihn eigentlich hätte glücklich machen sollen, war vollends sinnlos.
    Er weinte.
    Nach einer Weile wischte er sich die Augen trocken. Er hatte noch einiges zu tun. Im Badezimmer drehte er den Wasserhahn auf, ging ins dritte Zimmer und hob die Leiche vom Gästebett.
    » Noch ein Mal«, flüsterte er liebevoll. » Wir sind fast fertig.« Mit zärtlichem, sorgenvollem Lächeln trug er die Leiche ins Bad und legte sie in die Wanne.

62
    Eine halbe Stunde später holte der Lehrer eine Flasche Canadian-Club-Whiskey aus dem Küchenschrank über der Spüle. In feierlicher Manier ging er ins Esszimmer zurück.
    Die Leiche lag in ehrerbietiger Weise auf dem Tisch. Der Lehrer hatte sie gebadet, ihr sogar das Haar gewaschen,

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